Noch liegt draußen Schnee, der eine oder andere Wintersturm zieht übers Land und nicht nur nachts gibt es frostige Temperaturen. Für einige Mitglieder des Obst- und Gartenbauvereins Mönchweiler ist das genau die richtige Jahreszeit, um mit den Vorbereitungen für das nächste Gartenjahr zu beginnen.
Auf Perfektion gezüchtet
Einmal monatlich kommen die Vereinsmitglieder zu einem Gartentreff zusammen. Für das Treffen Ende Januar hatte Vorsitzender Karl-Heinz Beck das Hybridsamenproblem zum Thema gemacht. Hybridsamen sind Samen, die aus Kreuzungen gewonnen wurden. Über mehrere Generationen werden die Elternpflanzen mit sich selbst befruchtet. Es wird auf Perfektion gezüchtet. In der Folge können Supermärkte das aus diesem Saatgut gewachsene Obst und Gemüse in Reih und Glied formschön und mit anziehenden Farben auftürmen. Eine Tomate gleicht der anderen, die Möhren liegen fein sortiert nebeneinander und auch beim Obst gleicht eine Frucht der anderen. Auch auf Geschmack und Inhaltsstoffe oder Ertrag wird bei solchen Züchtungen besonders geachtet. Hybrid-Saatgut erkennt man am Zusatz am Zusatz F1 oder auch F1-Hybride auf dem Samentütchen.

Hybridsamen haben aber zwei Gesichter. Für Gärtner und Landwirte ergeben sich dem Anschein nach zunächst klare Vorteile: Hybridsamen vereinen alle guten Eigenschaften aus den Elternlinien. Doch schnell wird die Kehrseite der Hybridsamen deutlich: Die aus ihnen gezogenen Pflanzen sind praktisch Einwegpflanzen. Bereits in der zweiten Generation verlieren sich die herangezüchteten Eigenschaften wieder oder sie kehren sich gar zum Negativen. So berichten die Hobbygärtner in Mönchweiler von einem Fall, bei dem der Verzehr von Zucchinis der zweiten Generation Vergiftungserscheinungen hervorrief.
Zur Samenvermehrung aus dem eigenen Garten, dem Ideal eines Hobbygärtners, eignen sich nur sogenannte samenfeste Pflanzensorten. Hybridpflanzen sind aus den genannten Gründen ungeeignet. Samenfeste oder sortenreine Pflanzensorten sind durch Züchtung über Jahrhunderte oder Jahrtausende entstanden.
Solche samenfesten Sorten sind aber nicht immer leicht zu bekommen. Das wissen die Hobbygärtner aus Mönchweiler aus eigener Erfahrung zu Genüge. Wenn sie dann auch noch Wert darauf legen, dass die Samen nicht chemisch vorbehandelt oder anderweitig haltbarer gemacht sind, dann wird der Erwerb richtig schwierig. Händler gibt es vielfach nur im Internet. Ihre Namen und Adressen werden als kostbares Gut von Gartenfreund zu Gartenfreund weitergegeben. Mindestbestellmengen machen die Order für den Hobbygärtner aber oft unattraktiv.

Beim Gartentreff in Mönchweiler haben Elke Pfau und Birgit Rautschek eigene Samen dabei. Elke Pfau ist ausgewiesene Tomatenfreundin. Sie erzählt, dass sie sich zunächst Samen für 40 verschiedene Tomatensorten besorgt habe. Eigentlich wollte sie die Auswahl dann auf vier Sorten begrenzen. Doch Tomate ist nicht gleich Tomate. Und so blieben es am Ende noch immer 16 von Größe, Geschmack und Farbe unterschiedliche Sorten, die sie im heimischen Gewächshaus heranzieht.

Hoch im Kurs stehen bei ihr die russischen Tomatensorten. Sie gelten als besonders robust. Im Internet gebe es Tipps und Hinweise dazu in Blogs, auf Youtube und einzelnen Websites. Eine Fachfrau namens Irina, die im Internet ihr Wissen teilt, kennen hier beim Gartentreff beispielsweise verschiedene Teilnehmer. Für ihre Gartenkollegen hat Elke Pfau Samen ihrer Tomatensorten getrocknet und mit Hinweisen versehen in Tütchen gepackt. Sie findet beim Gartentreff in Mönchweiler dankbare Abnehmer.
Vielfältiger ist das Interesse von Birgit Rautschek. Gemüse sollte bei ihr so widerstandsfähig sein, dass es ohne Gewächshaus auskommt. Dafür fehlt ihr im heimischen Garten schlicht der Platz. „Mais und drum rum Bohnen und Kürbis zur gegenseitigen Beschattung funktioniert sehr gut“, berichtet sie. Zur Samenbörse hat sie unter anderen Samen von Rote Beete mitgebracht, ein Gemüse, das wieder mehr in Mode kommt. In ihren blauen Kästchen hat sie die Samentütchen fein säuberlich sortiert.

Die Mönchweiler Gartenfreunde sind sich einig: Experimentieren und Ausprobieren lohnt sich im Garten immer. Deshalb werden bei dieser Samentauschbörse auch dankbar die kleinen Briefchen mit den getrockneten Samen hin und her gereicht. Und so wachsen die Buschtomate Raketa oder die gelben Tomaten mit Namen Goldtopf und Goldenes Laternchen im kommenden Sommer im einen oder anderen Garten mehr.