Hundeführer in gut sichtbarer Einsatzkleidung, die hinter einem Hund an einer Leine herlaufen, dazu Helfer, die ebenfalls Kleidung in Signalfarben tragen – dieses Bild bot sich drei Tage lang in der Region Löffingen, im Hochschwarzwald und auf der Baar. Dazu konnte man ganz oft den Hinweis hören: "Hier hat man den Vermissten zuletzt gesehen". Diesen Hinweis erhält der Rettungshundeführer neben weiteren Fakten von der Einsatzleitung, bevor er sich mit seinem Personenspürhund (Mantrailer) anhand eines individuellen Geruchsträgers des Vermissten auf die Suche nach dieser Person macht. Bei den sechsten Schwarzwald-Mantrailer-Tagen waren über 30 Fortgeschrittenen-Teams aus ganz Deutschland und der Schweiz mit dabei und erweiterten in kleinen Gruppen ihr Praxiswissen.
- Schwarzwald Mantrailer-Tage: Der Mantrailing-Workshop, der von der Löffinger BRH-Rettungshundestaffel bereits zum sechsten Mal organisiert wurde, stand unter dem Motto "Miteinander trailen, voneinander lernen". "Es war ein gelungener Workshop mit nachhaltigem Trainingseffekt und gegenseitigem Austausch", zeigte sich die Vorsitzende der Löffinger BRH-Rettungshundestaffel, Katja Franke, zufrieden. "Hier hat jeder Hundeführer vom Fachwissen des anderen profitiert", bewertete Franke, die im Sucheinsatz auch in der Einsatzleitung tätig ist, den wertvollen Erfahrungsaustausch der Teilnehmer.

- Die Teilnehmer: Über 30 Hundeführer aus ganz Deutschland und der Schweiz kamen mit ihren Suchhunden zum Lehrgang nach Löffingen. Viele davon sind Mitglieder in Rettungshundestaffeln und kommen immer wieder gerne nach Löffingen. So wie Bernd Wimmer, der aus Renchen mit seinem Hund Timmy anreiste: "Hier herrscht eine tolle Atmosphäre, die Trailtage sind erstklassig organisiert und man trifft viele Kollegen. Das Wichtigste ist der Erfahrungsaustausch, man hört viele andere Meinungen und nimmt von den anderen Teilnehmern viele Tipps mit." Stephan Reifsteck aus Freiburg, der zur BRH-Staffel Breisgau-Ortenau gehört, kann kann dem nur beipflichten: "Ich bin mit meiner Hündin Susi schon zum dritten Mal mit dabei. Der fachliche Austausch und zu sehen, wie andere Hundeführer die Aufgaben angehen, machen für mich den Reiz der Trailtage aus." Eine erfahrene Mantrailerin ist auch Annalise Gräub aus der Region Kreuzlingen. Die Schweizerin ist zum vierten Mal dabei und hat sichtlich Spaß, genau wie ihr Hund Nova. "Andere Leute, andere Hunde und nette Kollegen, die unsere Sucharbeit anschauen und konstruktiv beurteilen, machen für mich diesen gelungenen Workshop aus", sagt die Mantrailerin. Sabine Riesenberg von der BRH-Staffel Mittelpfalz ist zum ersten Mal Gast in Löffingen. Die promovierte Tierärztin aus Ludwigshafen ist nicht nur von den Trailtagen begeistert, sondern auch von der ganzen Region Hochschwarzwald. "Gemeinsam trailen und andere Hundebegeisterte kennenlernen, fachsimpeln und Tipps austauschen, gefällt mir ausgesprochen gut – genau wie die Gegend rund um Löffingen. "Man kann hier viel voneinander lernen", sagt sie abschließend.

- Die Spurensuche: Der Geruchssinn der Hunde enorm: So hat ein Schäferhund beispielsweise durchschnittlich 220 Millionen Riechzellen (Menschen 20 bis 30 Millionen), doch bis die Hunde zu echten sicheren Spürnasen werden, bedarf es einer langen Ausbildung und ständigen Fortbildungen für Hund und Herrchen oder Frauchen. Wie anspruchsvoll diese Suchaktionen sind, konnte man bei den Schwarzwald-Mantrailer-Tagen immer wieder beobachten. In kleinen Gruppen mit vier bis sechs Hunden ging es in der Region Löffingen, Hüfingen, Bräunlingen, Neustadt und Lenzkirch zu den Einsatz-Übungstrails. Der Personenspürhund geht dabei an einer Leine vor dem Hundeführer und folgt der Spur des Vermissten bis zu mehreren Kilometern. Anhand eines individuellen Geruchsträgers, beispielsweise eine Mütze, ein Kleidungsstück oder ein Taschentuch, nimmt der Hund den Individualgeruch der vermissten Person auf und folgt so ihrer Spur. "Was für den Laien einfach aussieht, ist für den Hund mit seiner feinen Nase reine Schwerstarbeit", sagt Mitorganisatorin Susanne Rieger, die selbst einen Suchhund führt. "Im Gegensatz zu den Flächenhunden suchen die Mantrailer an der Leine", erklärt sie.
- Prüfungen und Ausbildung: In festgelegten Intervallen müssen sich die Hundeführer der verschiedenen Organisationen mit ihren Spürhunden entsprechenden Prüfungen stellen, damit sie in den Einsatz dürfen. "Bis ein Hund jedoch zum Personenspürhund ausgebildet ist, dauert es zwei bis drei Jahre. Bei der Sucharbeit, genauso wie bei Prüfungen, ist Teamarbeit zwischen Hund und Hundeführer und der Spaß für den Hund oberstes Gebot", unterstreicht Katja Franke. Kaum erwarten konnten es die Hunde auch am Wochenende, endlich suchen zu dürfen. "Die gute Nase des Hundes in Verbindung mit seinem Spieltrieb und dem Spaßfaktor zu fordern und immer wieder zu trainieren, führt zum Erfolg – was im Ernstfall Auffinden und Rettung einer vermissten Person bedeutet", betont der zweite Vorsitzende Stephan Rieger: "Für den Hund ist die Suche eine interessante und spannende Aufgabe, die er mit seinem Herrchen und Frauchen gerne absolviert, denn am Ende gibt es eine besonders leckere Belohnung, das Lieblingsspielzeug und natürlich jede Menge Streicheleinheiten und das Teamgefühl zwischen Hund und Herrchen wird weiter gestärkt", verdeutlicht Rieger, der auch Suchtruppführer im Einsatz ist.
- Austausch: Wichtige Aspekte solcher Trailtage sind der gegenseitige Austausch und die Kommunikation der einzelnen Rettungshundestaffeln und die Zusammenarbeit der Teams. "So lernt jeder von jedem", unterstreicht Katja Franke. "Die vielen unterschiedlichen Suchgebiete liefern weitere wertvolle Erfahrungen für kommende Einsätze, denn jeder Sucheinsatz ist anders", verdeutlicht Franke.
- Waldbad als Basis: Treffpunkt des Workshops war das Löffinger Waldbad. "Wir danken der Stadt für diesen Ort, denn hier haben wir alles, was wir benötigen", freute sich Katja Franke. Hier wurde auch der Grill aufgestellt, um die Hundeführer zu verköstigen. Stefan Schmieder aus Löffingen war für die Verpflegung zuständig. Katja Franke hatte mit ihrem Team die Hundeführer mit ihren Vierbeinern in umliegenden Hotels und Ferienwohnungen einquartieren können. Manch ein Hundeführer hängt noch einige Tage im Schwarzwald als Kurzurlaub dran.
Rettungshundestaffel
2016 wurde die BRH-Rettungshundestaffel Löffingen gegründet. Sie ist Mitglied im Bundesverband Rettungshunde (BRH), der größten Rettungshunde führenden Organisation in Deutschland. Die Ausbildung für das Team (Hundeführer und Hund) ist umfangreich, zeitintensiv und erfordert diverse Prüfungen. Vorsitzende der Löffinger BRH-Staffel ist Katja Franke mit ihren geprüften Rettungshunden, dem Border-Colli-Spitz-Mischling Hermes und der westsibirischen Laika-Hündin Fea. Ebenfalls Ausbilder und Gruppenführer ist Alexander Hermann mit den geprüften Mischlingshunden Nora und Queeny. Schäferhund Wolfi wird von Trainerin Mantrailing Susanne Rieger geführt. Zum Ausbildungsteam gehören noch Sonja Klausmann mit Mischlingshund Fussel und Helga Missfelder-Faller mit Schäferhund Raudi. (pb)