Im Zeitalter von Internet, Smartphone und sozialen Netzwerken erscheinen Brieffreundschaften von Jugendlichen kaum mehr vorstellbar. Doch gerade diese führten jetzt zum Besuch von Sechstklässlern aus Bremen im Baarstädtchen.
- Freundschaft als Ursprung: Die beiden Lehrerinnen Frauke Wetterling aus Niedersachsen und Gabriele Bräuer aus Köln kennen sich aus ihrer Studienzeit. Beide haben in Freiburg Lehramt studiert und haben sich seither nicht aus den Augen verloren. Gabriele Bräuer absolvierte ihre Referendarzeit in Bad Dürrheim, bevor sie vor sechs Jahren in den Norden nach Bremen zog. Frauke Wetterling wurde in Freiburg sesshaft und unterrichtet seit geraumer Zeit beim Schulverbund Löffingen. Trotzdem blieb ihre Freundschaft erhalten und auch der rege Austausch wurde gepflegt.
- Brieffreundschaft aufgebaut: Die Idee, an ihrer Freundschaft auch ihre Schüler teilnehmen zu lassen, kam auf, als beide Lehrerinnen im vergangenen Jahr eine fünfte Klasse übernahmen. Als Frauke Wetterling mit dem Vorschlag, mit Schülern aus Bremen eine Brieffreundschaft aufzubauen, ihre Klasse überraschte, waren die Kinder Feuer und Flamme. Nicht per Smartphone oder übers Internet, sondern ganz wie zu früheren Zeiten per Brief sollte die Kommunikation funktionieren. Schnell hatte jeder der 28 Löffinger Schüler einen Partner in Bremen ausgesucht und die Schreibarbeit im Rahmen des Deutschunterrichts begann. "So manchem Sechstklässler reichte dieses gemeinsame Schreiben nicht und so wurde auch privat viel untereinander kommuniziert", sagt Frauke Wetterling.
- Erstes Treffen: Bald kam der Wunsch auf, sich nicht nur zu schreiben, sondern sich auch persönlich kennenzulernen. So wurde über den ersten Austausch nachgedacht, der nun in die Tat umgesetzt wurde. Am Montag war es soweit. Nach einer langen Zugfahrt kamen die Schüler aus Bremen um 17.30 Uhr in Löffingen an. "Herzlich willkommen" stand auf dem Begrüßungstisch in der Schule, der voll bestückt mit Kuchen war. Das große Hallo war kaum zu überhören. Und die drei Lehrer, aus Bremen kam noch Jonas Oltrogge mit, hatten alle Hände voll zu tun, die Schüler ihren Brieffreund-Familien zuzuordnen.
- Große Erwartungen: Gut vorbereitet kamen die Schüler aus Bremen, die sich auf die Berge, Natur, Landwirtschaft, Bauernhöfe und Kühe freuten. "Die größte Angst war, die Löffinger nicht zu verstehen, die zweisprachig, mit Deutsch und Dialekt, aufwachsen", wie Jonas erklärte. Lisa aus Bremen kommentierte: "Die sprechen alles mit ch-ch-ch", gut, dass diese noch deutsch sprechen, sonst würde ich die Löffinger nicht verstehen".
- Schwarzwald erkunden: Eigentlich wollte man in die Wutachschlucht, so Frauke Wetterling, doch aus Sicherheitsgründen, da es in der Schlucht nass ist, wurde kurzfristig ungeplant. Kurzerhand wurde deshalb zu Fuß durchs Löffeltal zum Hofgut Sternen und über die Ravennaschlucht gewandert. Am zweiten Tag ging es mit dem Bus zum Steinwasenpark. Dann heißt es für die Bremer wieder Abschied nehmen, die noch Freiburg erkunden, bevor es wieder in den Norden geht.
Lerneffekt
Ein Schüleraustausch mit England, Frankreich, oder Amerika ist heute an der Tagesordnung. Doch ein Austausch der Schüler aus Norddeutschland in den Süden aufgrund einer Klassen-Brieffreundschaft ist schon etwas anderes. Im Schulverbund Löffingen wurde dies nun realisiert. Gerade derzeit ist eine große Diskussion in Sachen Orthografie entbrannt. Was liegt hier näher, als den Schülern Rechtschreibung und Grammatik mittels einer Brieffreundschaft beizubringen. "Schreiben, lernen, Spaß haben und sich freuen, werden so verbunden", sagt Lehrerin Frauke Wetterling. Freuen dürfen sich die Löffinger Schüler auf ihren Besuch im kommenden Jahr in Bremen. (pb)