Franz Dreyer

Das Jahr neigt sich dem Ende zu. In wenigen Wochen klingt auch das von der Corona-Pandemie überlagerte Jubiläumsjahr der Gemeindemusikkapelle aus.

Gründung mitten im Krieg

Vor 150 Jahren fiel die Idee, in Immendingen eine Musikkapelle zu gründen, ebenfalls in eine herausfordernde Zeit: mitten in den deutsch–französischen Krieg 1870/71. Trotz der Wirren des Krieges hatten sechs musikbegeisterte und tatenfrohe Männer den Mut die Musikgesellschaft Immendingen ins Leben zu rufen.

Die Musiker der ersten Stunde waren: Josef Spieß, Wilhelm Heizmann, Josef Grieninger, Anton Grieninger, Ferdinand Sohm und Matthias Danegger. Josef Spieß wurde zum Vorsitzenden gewählt. Balthasar Hipp übernahm den Dirigentenstab.

Zur Jahrhundertwende 148 Mitglieder

Schon am Ende des Krieges konnte die Kapelle den heimkehrenden Soldaten einen festlichen Empfang bereiten. Wenngleich die Anfangsjahre mühsam waren und finanzielle Probleme den jungen Verein belasteten – zur Anschaffung der Instrumente musste ein Darlehen aufgenommen werden – war durch Tatkraft bald ein Orchester entstanden, das sich hören lassen konnte.

Um die Jahrhundertwende war der Verein auf 148 Mitglieder angewachsen. Die erste Blütezeit, geprägt durch beachtliche musikalische Erfolge, endete jedoch bereits zehn Jahre später: Die Zahl der aktiven Musiker war auf zwölf zusammengeschrumpft. Immer wieder gab es Finanzprobleme.

Seit 1939 Gemeindemusikkapelle

Mit der Zusage der Gemeinde, einen weiteren Beitrag zur Finanzierung der Kapelle zu leisten, konnte am 6. Februar 1912 die Auflösung der Kapelle abgewendet werden. Mit dem Ersten Weltkrieg kamen die Aktivitäten zum Erliegen. Dem ehemaligen Vorsitzenden, Theodor Spieß, und dem späteren Dirigenten, Willy Haug, gelang es, die Kapelle mit neuem Leben zu erfüllen.

Beim Jubiläumsfest zum 55-jährigen Bestehen hatte Immendingen wieder eine stolze, leistungsstarke Musikkapelle, die in der Folge unter Kapellmeister Karl Hässig durch eine bei Wertungsspielen errungene Vielzahl von Preisen überzeugte. Die erste Knabenkapelle wurde 1929 ins Leben gerufen. Am 1. August 1939 änderte man die Bezeichnung in Gemeindemusikkapelle.

18 Musiker im Krieg gefallen

Nach ihrem letzten Auftritt am Weißen Sonntag 1943 verstummte die Kapelle. 1945 stand man vor einem Trümmerhaufen. 18 Musiker waren im Feld geblieben, die Instrumente und Noten dem Krieg zum Opfer gefallen. Durch Gemeinschaftsgeist konnte die Kapelle wieder konstituiert werden.

Eine schwierige finanzielle Situation trat 1949 ein. Unter Vorsitz von Bürgermeister Eduard Jäkle fasste der Gemeinderat den einstimmigen Beschluss, die Musikkapelle in die Regie der Gemeinde zu übernehmen und für den Dirigenten, die Instrumente und Noten aufzukommen. Seitdem ist der Bürgermeister kraft Amtes Vorsitzender, unterstützt von einem geschäftsführenden Vorsitzenden. Eine erfolgreiche Epoche schloss sich an. Zum 100-jährigen Bestehen wurde die Kapelle mit der Pro-Musica-Plakette ausgezeichnet.

Jahre der Blüte

Durch den neu gewählten Bürgermeister Helmut Mahler über vier Jahrzehnte gefördert, erlebte die Gemeindemusikkapelle Jahre der Blüte. Zu der Vielzahl ihrer Aktivitäten zählte unter anderem 1976 der Auftritt beim Bundesligaspiel in Stuttgart vor 70.000 Zuhörern, die Teilnahme am Bundesmusikfest in Münster und als Glanzpunkt die Amerika-Tournee im Jahr 1998.

Sein Nachfolger, Markus Hugger, schrieb die Erfolgsgeschichte engagiert fort. Über all die Jahre hatte die Gemeindemusikkapelle das Glück, auf herausragende Dirigenten, engagierte geschäftsführende Vorsitzende und viele weitere verdienstvolle Persönlichkeiten bauen zu können.

Lob und Dank von Manuel Stärk

Auch bei Bürgermeister Manuel Stärk genießt die Kapelle einen hohen Stellenwert. Er schreibt: „Die Gemeindemusikapelle ist seit 150 Jahren ein bedeutender Kulturträger und hervorragendes Aushängeschild unserer Gemeinde.

Das könnte Sie auch interessieren

Das Amt des Vorsitzenden gehört zu den schönsten Aufgaben, welches das Bürgermeisteramt mit sich bringt. Leider konnte das Jubiläumsjahr aufgrund Corona nicht wie geplant gefeiert werden und musste sich auf das Neujahrskonzert am 4. Januar beschränken. Bei nahezu allen wichtigen Ereignissen innerhalb der Gemeinde tritt die Kapelle auf. Für diesen großartigen Einsatz der Musikerinnen und Musiker sind wir zu großem Dank verpflichtet.“