Wie wichtig und vor allem sensibel unser Trinkwasser ist, das sieht man meistens dann, wenn damit irgendetwas nicht stimmt. Das war Ende September in Wolterdingen der Fall. Routinemäßig nahmen Mitarbeiter der Wasserwerke proben aus der Leitung. Dann der Schock: darin befinden sich Keime.
Daraufhin rollte eine ganze Palette an Maßnahmen los, um die Ursache dafür zu finden. Die Wolterdinger wurden darüber informiert, ihr Trinkwasser abzukochen, um eventuelle Keime abzutöten. Anfang Oktober dann die Nachricht: das Abkochgebot ist wieder aufgehoben. Aber wurde die Ursache für die Keime im Wolterdinger Wasser entdeckt?

Diese Frage muss der Leiter der Donaueschinger Wasserwerke, Kai Baudis, verneinen. Das Wolterdinger Leitungsnetz wurde in zwei separate Abschnitte geteilt, das Wasser gechlort und das Netz durchgespült: „Zum Glück war die Verunreinigung dann schnell wieder weg“, sagt Baudis. Man habe etliche Proben genommen in der Zeit, „die waren von Anfang an wieder auf null.“ Kein Keim-Eintrag mehr.

Es sei gut, dass die Verunreinigung sofort wieder weg gewesen sei, allerdings habe man auch die Hoffnung gehabt, die Ursache ausfindig zu machen: „Das Wasser war allerdings sofort wieder unbedenklich.“
Wie lange wird noch geprobt?
Jetzt sei man weiter dabei, das Wasser im Donaueschinger Ortsteilnetz wöchentlich zu beproben. Wie lange das noch andauern wird? „Auf den Tag genau haben wir das nicht festgelegt, aber wir sprechen hier von einer Größenordnung etwa bis Ende des Jahres“, sagt Baudis. Für das Gesundheitsamt habe sich die Sache auch erledigt.
Die Beprobung laufe weiter „für den unwahrscheinlichen Fall, dass dennoch wieder etwas auftaucht. Es wurmt uns, dass so etwas passiert ist – und wir es nicht gefunden haben. Deshalb wird weiter getestet“, so Baudis. Die Philosophie habe sich nicht geändert, das Wolterdinger Netz sei weiter in zwei getrennte Abschnitte gegliedert.
Die zwei Wochen, in denen der Keim-Eintrag akut war, seien für die Mitarbeiter der Wasserwerke eine äußerst anstrengende Zeit gewesen: „Wir sehen das an den Überstunden. Aber es hat sich auch daran bemerkbar gemacht, dass man in dieser Zeit nicht einfach nach Hause gehen und abschalten konnte“, sagt Baudis. Alle seien sehr froh, dass es wieder vorbei sei.
Und was nun tatsächlich die Ursache war?
Darüber lasse sich nur mutmaßen: „Ich vermute, es kam irgendwie aus dem Trinkwassernetz“, so der Chef der Wasserwerke. Die Aufbereitung habe immer ordentlich funktioniert. Eine Theorie dabei: „eine falsch angeschlossene Regenwassernutzung.“ Sollte abermals etwas auftreten, werde man zuerst in dieser Richtung schauen: „Die sind grundsätzlich meldepflichtig.“

Der Vorfall in Wolterdingen ist nicht der einzige derzeit: In Bad Dürrheim wurden Keime festgestellt, ebenso in Allensbach und in Rottweil. „Es kann Zufall sein, dass es zu so einer Häufung kommt“, erklärt Baudis, jedoch spiele hier sicher auch der Klimawandel eine Rolle. „Meiner Wahrnehmung nach sind solche Vorfälle in den letzten Jahren mehr geworden. Das hat sicher auch mit den heißen Sommern zu tun.“
Klimawandel als Katalysator
Wenn die Böden besonders heiß seien, dann erhitze sich auch das Leitungssystem: „Die Bedingungen für einen Organismus, sich dann zu vermehren, werden dadurch besser.“ Das merke man besonders im Schwarzwald. Aufgrund des felsigen Bodens seien viele Leitungen dort nicht sehr tief verlegt, „und da gibt es eindeutige Korrelationen“, so Baudis.
Man achte daher darauf, neue Leitungen bewusst tiefer zu verlegen. Das sei jedoch teurer und man finde eventuell auftretende Lecks schwieriger: „Allein 30 Zentimeter tiefer zu verlegen, das zieht einen ganzen Rattenschwanz nach sich.“
In den heißen Böden gehe auch die Filterwirkung derselben verloren: „Boden ist eigentlich ein hervorragender Filter: physikalisch-chemisch, aber auch aufgrund vieler Mikro-Organismen. Ein gesunder Boden hat eine bessere Filtermöglichkeit.“ Trockener Boden bekomme etwa Risse, „da geht das Wasser direkt durch, ungefiltert“, sagt Kai Baudis. „Wasser sucht den kürzesten Weg.“ Die Bodenfauna leide bei Trockenheit.