Dold, Angelika

An der Seite von Chefarzt Dr. Björn Grossmann war Carmen Weller zwei Jahre lang Oberärztin im Mediclin Zentrum für Psychische Gesundheit in Donaueschingen. In dieser Zeit, so die Fachärztin für Psychiatrie und Psychotherapie, konnte sie viel von ihrem Vorgänger lernen. „Ich habe nicht nur seine hohe fachliche und diagnostische Kompetenz zu schätzen gelernt. Auch seinen Humor und seine Kollegialität habe ich als Bereicherung erfahren“, wird Carmen Weller in einer Mitteilung der Klinik zitiert.

Zwei Monate lang werden sich Grossmann und Weller die Chefarztposition nun teilen, bevor Weller ab Juli die Verantwortung für die Position alleine übernehmen wird. Grossmann kehrt im Herbst in neuer Funktion zurück.

Vorbereitungen auf schlafmedizinische Diagnostik

Grossmann zeichnet der Mitteilung zufolge für eine mittlerweile fest etablierte Behandlungsmethode der Klinik verantwortlich: das sogenannte circadiane Lichtsystem. Weller erklärt: „Das speziell geschaltete Lichtsystem unterstützt den Biorhythmus, der bei Menschen mit psychischer Erkrankung häufig gestört ist.“ Nachweisbar könne mit dieser Methode der stationäre Aufenthalt verkürzt werden. Weller möchte diesen Behandlungsschwerpunkt durch eine ausführliche schlafmedizinische Diagnostik ergänzen.

Zu Wellers ersten großen Herausforderungen gehört die Corona-Krise. „Die aktuelle Corona-Pandemie ist erst einmal eine große Verunsicherung für viele Patienten. Ohnehin ist der Umgang mit Nähe und Distanz für viele ein schwieriges Thema. Nun heißt es Abstand halten. In der Gruppentherapie sitzt man weit auseinander. Wenn wir hier dann noch zum Schutz aller Gesichtsmasken tragen, ist auch die Mimik nicht mehr klar sichtbar. Das verunsichert. Aber es gibt auch Ängste. Beispielsweise die, in der Krise den Arbeitsplatz zu verlieren.“

Fortschritte bei Vereinbarkeit von Familie und Beruf

Weller erkennt jedoch auch Chancen in dieser Zeit. „Es gibt vieles, was wir auch nach der Krise weiterführen können.“ Plötzlich funktioniere beispielsweise die Sache mit der modernen Kommunikation und der Flexibilität. „Jahrelang hieß es, so etwas sei nicht umsetzbar. Als Mutter von zwei Kindern sind mir diese Optionen für eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf ein großes Anliegen.“

Was Weller tief beeindruckt, ist der Umgang der Patienten miteinander. Man könnte denken, dass die geforderte Distanz dazu führt, dass Menschen sich zurückziehen und auf sich selbst konzentrieren. „Ich beobachte das Gegenteil. Manche kommen ja mit dem Gefühl her, nicht genug gesehen zu werden. Aber die Patienten sind gerade besonders achtsam miteinander. Da erleben diese Menschen dann eine positive Aufmerksamkeit. Das sind Chancen!“

Diese Achtsamkeit erlebe Weller auch bei ihren Kollegen. „Ich freue mich, mit so einem motivierten, multiprofessionellen Team zu arbeiten. Damit meine ich nicht nur Ärzte, Therapeuten und Pfleger. Jeder, vom Koch über das Reinigungspersonal bis zum Sozialdienst achtet darauf, wie es den anderen geht“, betont Carmen Weller in der Mitteilung.