Wenn Dominik Wendels kleine Tochter ab November in den U3-Bereich der Kita kommt, dann haben der Vater von zwei Kindern und seine Frau monatlich einen stolzen Betrag dafür zu begleichen. Für die Ganztagesbetreuung mit Mahlzeit macht das rund 1000 Euro pro Monat.
Das Thema läuft seit zwei Jahren
„Angefangen hat das ganze Thema eigentlich schon vor rund zwei Jahren“, sagt Wendel. Damals wenden sich Eltern an den Gemeinderat und an Oberbürgermeister Erik Pauly. Es ging „um die absurd hohen Kita-Gebühren in der Stadt.“

Man habe dann erfahren, so Wendel, dass sich die Stadt an dem orientiere, was der Städtetag dazu vorgebe: „Wir haben uns dann gefragt, warum im Vergleich zu anderen Kommunen im Kreis die Gebühren hier trotzdem höher ausfallen.“ Aus den Reihen der Räte sei dann auch der Hinweis gekommen, man solle sich etwa in Villingen-Schwenningen nur mal den Zustand der Straßen anschauen.
Kita-Essen in Donaueschingen erhöht
Dann wurden im Juli 2022 die Kosten für ein Mittagessen erhöht, „damals von 2,50 auf 3,20 Euro“, sagt Wendel. Der Betrag ist mittlerweile abermals nach oben geklettert, von 3,20 auf 4,40 Euro. „Als Begründung wurde die aktuelle geopolitische Lage angegeben.“ Wendel und einige Eltern rechnen aus: „Das ist eine Steigerung von 76 Prozent in neun Monaten.“
Rathaussprecherin verweist auf Kostensteigerung
„Der Vertragspartner der Stadt, der an alle Schulen und städtischen Einrichtungen ein regionales, frisches Mittagessen liefert, musste aufgrund der massiv gestiegenen Kosten für Strom, Personal, Mindestlohn, Nahrungsmittel – die Preise anpassen“, sagt Rathaussprecherin Beatrix Grüninger.
Die Eltern haben sich mittlerweile zu einer Initiative zusammen gefunden. Und die Unzufriedenheit der Eltern bricht sich Bahn. Um die 25 Mütter und Väter samt deren Kinder, die eine städtische Betreuungseinrichtung besuchen, trafen sich am Samstagvormittag, 25. März, trotz Nieselregen und Windböen auf dem Rathausplatz, um ein Zeichen gegen die Kostensteigerung zu setzen.
Die Zusammenkunft sollte keine Demonstration sein, sondern die damit oft verbundenen finanziellen Nöte der jungen Familien aufzeigen, sagte Mitorganisatorin Marina Ott. Plakate transportierten die Anliegen und an die hundert Paare Kinderschuhe, die zwischen Vorplatz und Rathauseingang aufgereiht waren, sollten die Kinder sichtbar machen.

„Wir wollen keineswegs die Qualität der Einrichtungen kritisieren“, sagte Ott. „Durchweg sind wir zufrieden mit der Arbeit der Erzieherinnen. Wir wollen auch nichts geschenkt, sondern lediglich eine Senkung der Kosten um 15 Prozent, und keine weitere jährliche Erhöhung um die gestiegenen Preise für das Mittagessen, sowie auch allgemeine Kosten, besser stemmen zu können, oder zumindest eine Erhöhung stoppen“, fügte sie an.

Manche Passanten, wie zum Beispiel Marlies Seeburger aus Grüningen, blieben interessiert stehen, und ließen sich aufklären. „Das kann doch eine junge Familie heutzutage kaum noch bezahlen“, meint sie kopfschüttelnd.

Vor der Aktion am Samstag waren auch schon beim OB in der Bürgersprechstunde am 1. März. Rund 40 Leute seien es gewesen. Pauly habe auf eine Gemeinderatsentscheidung verwiesen.

Den Unmut hat die Initiative Kitagebühren auch in Form eines Briefes an Pauly am Montag, 20. März, abermals Nachdruck verliehen: „Die unverhältnismäßige Erhöhung der Gebühren für das Mittagessen war der Tropfen, welcher das Fass nun endgültig zum Überlaufen gebracht hat“, heißt es dort.
Kindergartengebühren und Position der Stadt
Die Initiative hat die Kita-Gebühren verschiedener Gemeinden in der Region miteinander verglichen. Aus Gründen der Vergleichbarkeit mit den Betreuungskosten der Stadt Donaueschingen wurden immer elf Monate pro Jahr mit einem Kind pro Familie berücksichtigt.
18 Kommunen wurden dabei berücksichtigt, darunter etwa Konstanz, Singen oder Tübingen. Donaueschingen steht dabei kostentechnisch an der Spitze. Man sei dabei „zu dem Ergebnis gekommen, dass die Stadt Donaueschingen mit Abstand im höchsten Bereich der Kinderbetreuungskosten liegt.“ Man könne nicht nachvollziehen, dass man in Donaueschingen so weit über dem Durchschnitt liege.
Dominik Wendel ist im Elternbeirat der Kita Wunderfitz aktiv. Er und seine Frau sind beide berufstätig: „Aber wir schauen auch für andere.“ Klar gebe es den Familienpass der Stadt oder Bezuschussung vom Jugendamt, die greife aber erst bei absurden Einkommensverhältnissen.
Forderung in Form einer Bitte gestellt
„Wir bitten Sie und den Gemeinderat – ändern Sie diese unerträgliche Situation. Passen Sie die Kinderbetreuungskosten an den Durchschnitt in Baden-Württemberg oder zumindest an die umliegenden Gemeinden und Kreise an“ – so lautet die Forderung, die Wendel und Birte Huber an den OB formuliert haben.

Inzwischen stehen für die Initiative weitere Gespräche an. Mit Sandra Reich, der Amtsleiterin für Bildung und Soziales der Stadt, sowie mit verschiedenen Fraktionssprechern.
Was sagt die Stadtverwaltung zum Anliegen der Eltern?
Der OB habe in der genannten Bürgersprechstunde bereits versichert, „das Anliegen ernst zu nehmen und dem Gemeinderat – als zuständiges Gremium – im Rahmen der jährlichen Debatte über die Anpassung der Elternbeiträge in der dafür vorgesehenen Sitzung am 18. Juli zur Beratung vorzulegen“, erklärt Beatrix Grüninger.
Stadt nehme „ordentlich Geld in die Hand“
Für das Betreuungsangebot der Kinder von null bis sechs Jahren nehme die Stadt „ordentlich Geld in die Hand“, so Grüninger. Sie stelle – neben den hohen Investitionskosten – jährlich mehrere Millionen Euro für die laufende Unterhaltung der Kinderbetreuungseinrichtungen zur Verfügung.