Herr Böttcher, war das überhaupt für ein Winter, dieser Winter?
Das war gar keiner. Damit werden wir uns in der nächsten Zeit öfter beschäftigen müssen. Wir haben ja schon lange keine weiße Weihnachten mehr. Da weiß ich selbst nicht mehr, wann da die letzte war. Das ist einfach der Klimawandel, der hinter dieser Entwicklung steht.
Gibt es überhaupt Merkmale dieses Winters, die wintertauglich sind?
Nein, da haben wir gar nichts. Das begann schon vor vier Wochen, als die Forsythien begannen zu blühen. Und in der Natur sieht man viele ungewöhnliche Vorgänge. Ich beobachte das ja seit vielen Jahren. Man sieht ganz deutlich die Änderung. Wir hatten zwar zwei Tage, in denen es weiß war bei uns, aber das kann man ja nicht als Winter zählen. Wir haben zwar immer mal wieder Frost, aber es ist nicht mehr, wie es mal war.
Generell kommt der Winter ja später, dieses Jahr aber fast gar nicht. Können Sie das erklären oder reicht das große Stichwort Klimawandel hier aus?
Es reicht völlig aus. Es wird noch wärmer. Ich werde es nicht mehr erleben, aber in 50 Jahren werden wir hier ein Wetter haben, wie es jetzt in Afrika ist. Mit Sicherheit wird es noch extremer.
Wir haben jetzt Ende März auf der Baar. Was kann da noch kommen an Gefahren für Bauern und Gärtner?
Ja, bis zum 20. Mai können wir jederzeit Frost bekommen. Das liegt an den weltweiten Strömungen. Aber eine durchgehende Kälte und Schnee werden wir mit Sicherheit nicht mehr bekommen.
Die Natur ist heute weiter als früher. Was sagt das für die Gefahr für Frostschäden für Obstbäume oder Blumen?
Ja, die ist gegeben. Ich habe schon zu meiner Frau gesagt: ‚Hoffentlich passiert es nicht, dass die Kirschen zu blühen beginnen und es gibt Frost und so keine Kirschen in diesem Jahr.‘ Ich gehe dreimal am Tag mit dem Hund und beobachte dabei die Natur. An der Donau dauert es nicht mehr lange, bis die Schlehen als nächstes blühen. Das war vor Jahren nicht so. Noch vor drei, vier Jahren sind die Schlehen in den April gekommen.
Wenn es nach diesem Strömungseinbruch wieder etwas wärmer wird, blühen sie. Kommt ein Frost, kommt keine Schlehenernte zustande. Schauen Sie in die Gärten. Dort beginnen bereits die Hortensien zu sprießen. Auch die kommen normalerweise nicht vor Mitte Ende April. Wir sind da vier Wochen früher dran.
Wie lange beobachten Sie bereits das Wettergeschehen auf der Baar?
Ich würde sagen, das mache ich seit 50 Jahren.
Wie haben die Winter zur Anfangszeit Ihrer Beobachtungen ausgesehen?
Das waren noch Winter mit Schnee. Wenn ich mich an meine Kindheit in der Siedlung erinnere, da gab es noch keine Schneepflüge, man hat selbst geschippt. Da gab es so hohe Schneeberge, dass ich nicht darüber schauen konnte. Und das in jedem Jahr. Man lief in einem regelrechten Labyrinth. Von Jahr zu Jahr wurde das dann weniger und weniger und jetzt ist ja gar nichts mehr.
Wenn man die Winter der vergangenen 10 Jahre in die nächsten 10 Jahre fortschreibt, was kommt da raus?
In zehn Jahren werden wir einen Winter wie dieses Jahr als normalen Winter. Man hat mal einen kurzen Schneefall, es wird weiß und die Wärme schmilzt den Schnee sofort wieder weg. Es wird sich total ändern. Ich würde sagen, in fünf Jahren ist es schon soweit. Es ist selbst gemacht vom Menschen und es ist nicht mehr änderbar. Auch wenn man das will.
Der Begriff von der „rauen Baar“ ist so nicht mehr verwendbar?
Nein, in absoluter Form nicht mehr. Wenn man den Begriff überhaupt noch verwenden möchte, dann nur noch im Vergleich zu anderen Regionen.