Jede Pferdebox ist belegt, ein geschäftiges Treiben und der typische Duft liegt in der Luft. Es ist Zeit für das Poloturnier des Fürstenhauses und der Marstall wird zu Klein-Argentinien. Im Hof wird gegrillt, das Leben pulsiert. Doch der Marstall kann auch anders: Zur Adventszeit wird das historische Gebäude zu einem wahren Weihnachtstraum. „Der Marstall hat zwei unterschiedliche Leben“, erklärt Kerstin Tritschler, die sowohl das Poloturnier als auch die Weihnachtswelt organisiert.

Von Oktober bis Januar stehen die Zeichen auf Weihnachtswelt: Rund zwei Monate braucht sie fürs Dekorieren und sechs Wochen für den Abbau. Und von März bis September ziehen die Polo-pferde, die über den Winter im Schafstall ihre trainingsfreie Zeit genießen, in den Marstall. Und ums Poloturnier lässt sich dann erahnen, wie es einst früher hier ausgesehen hat, als Pferde sowohl ein Fortbewegungsmittel als auch ein Prestigeobjekt waren.
Denn der Marstall hatte einst die Bedeutung eines Landesgestütes – hier wurden die Pferde für das ganze Fürstentum gezeugt. Der erste bekannte Marstall wurde von Graf Heinrich VIII. von Fürstenberg erbaut – allerdings auf der anderen Seite des Schlosses. 1729 – nach der Erhebung Donaueschingens zur Residenzstadt – ließ Josef Wilhelm Ernst den Marstall erweitern und auch viele Verwaltungsgebäude in Donaueschingen erbauen.
Während Josef Wilhelm Ernst jedoch nie wirklich in Donaueschingen wohnte, bezog sein Sohn Josef Wentzel das Schloss. Und da dieser lieber auf einen Schlosspark blicken wollte, als auf viele Wirtschaftsgebäude, wurde der Marstall 1779 auf die andere Seite des Schlosses verlegt. Schließlich war es sein Ziel, die Residenz zu einem repräsentativen Schmuckstück aufzuwerten. Während der Vater Verwaltungsgebäude bauen ließ, war der Sohn ein typischer Barock-Fürst und baute Schlösser für die Jagd und den Marstall für die Pferde.
Dabei ging es nicht nur um die Jagd und die Fortbewegung des Fürsten: Der Marstall war in erster Linie auf Nützlichkeit ausgerichtet. Das Pferd stand im Vordergrund – wer mehr als 100 Pferde im Stall hatte, der brauchte keine bunten Malereien und Ähnliches zur Repräsentation. „Es gab nichts, was nicht dem Pferd gedient hätte“, erklärt Andreas Wilts, Archivar des Fürstenhauses.
Doch das sollte sich ändern: Durch die Mediatisierung 1806 war der Marstall kein Landesgestüt mehr. Als Fortbewegungsmittel für längere Strecken gab es die Eisenbahn. Und später hielt das Auto Einzug. „Zu diesem Zeitpunkt hatte das Pferd längst an Bedeutung verloren“, so Wilts. Von 1875 bis 1879 wurde der Marstall umgebaut und auf die neuen Bedürfnisse angepasst. Die Zahl der Ställe wurde reduziert und der Fokus wurde auf repräsentativen Schmuck und schöne Bemalungen gelegt. Das Rondel, ursprünglich zum Satteln, Einspannen und als Repräsentationshalle für den Pferdeverkauf genutzt, wurde durch Mauern abgetrennt und erhält einen Kuppelbau und wird „historisierend“ ausgemalt. Und noch heute ist die Anspannhalle Aushängeschild des Marstalls. „In dem Moment, in dem Einrichtungen ihre wirkliche Funktion verlieren, erhalten sie eine repräsentative Funktion“, erklärt Wilts. Einziges Pferd in diesem Raum bleibt die große Pferdeskulptur aus Gusseisen auf einem schweren Marmorsockel.

Glanzvoll muss auch die ehemalige Reithalle gewesen sein. Als 1850 das Hoftheater, in dem auch eine Reithalle untergebracht war, abbrannte, entschied man sich, eine neue Reithalle zu bauen. Prunkvoll ausgemalt, mit Loge und Terracotta-Reliefs versehen, konnte hier im Winter geritten werden oder Reitdarbietungen mit musikalischer Begleitung geboten werden. Und es war auch ein Veranstaltungsort für die Stadt, denn das Fürstenhaus stellte die Reithalle der Stadt und den Vereinen für große Anlässe zur Verfügung. So auch am 20. März 1955 für ein Konzert der Donaueschinger Liedertafel. Es war der letzte Tag der Reithalle, die damals völlig abgebrannt ist, selbst die Grundmauern mussten abgetragen werden. Einziges Überbleibsel sind die Wappen, die nun die neue Reithalle zum Sennhof hin zieren.

Drei Tage steht der Polosport absolut im Fokus
Das Poloturnier findet vom Freitag, 13. Juli, bis zum Sonntag, 15. Juli, auf dem Donaueschinger Poloplatz statt.
- Die Teams: Acht Teams der Medium Goal Klasse werden am kommenden Wochenende im Schlosspark um den Gold- und Silberpokal kämpfen. In diesem Jahr treten folgende Teams an: Maserati/Gohm, Fürstenberg Brauerei, Bad Dürrheimer, Pierre Lang, Trigema, Berenberg, Octogone und AHG/Land Rover. Ein Team besteht aus vier Spielern. Am Turnierwochenende werden rund 160 Polopferde im Einsatz sein.
- Der Spielplan: Freitag, 13. Juli: 14 Uhr Spiel 1: Team Maserati/Gohm, in diesem Team spielt Ebprinz Christian zu Fürstenberg, vs. Team Fürstenberg Brauerei; 15.15 Uhr Team Bad Dürrheimer vs. Team Octogone; 16.30 Uhr Team Pierre Lang vs. Team Trigema; 17.45 Uhr Team Berenberg vs. Team ahg/ Land Rover. Samstag, 14. Juli: Wer in den Spielen um 11 Uhr, 12.15 Uhr, 14.45 Uhr und 16 Uhr antritt, hängt von den Platzierungen am Freitagabend ab. Sonntag, 15. Juli: 11 Uhr Spiel um Platz 3 im Silver Cup, 12.15 Uhr Spiel um Platz 3 im Gold Cup, 14.45 Uhr Finale Silver Cup, 16 Uhr Finale Gold Cup. Die Siegerehrung findet gegen 17 Uhr statt.
- Besucher: Der Eintritt zum Poloturnier ist kostenfrei. Ebenso stehen direkt am Poloplatz Parkplätze zur Verfügung. „Wir freuen uns sehr, wenn uns viele begeisterte Zuschauer anfeuern. Hier bei uns herrscht ein fröhliches Miteinander von Zuschauern, Pferden, Spielern, Grooms, Kindern, Hunden. Wir möchten Polo so leben, wie es in Argentinien gelebt wird: als jahrhundertealter Mannschaftssport, der alle Generationen begeistert und einbindet“, lädt Christian Erbprinz zu Fürstenberg Interessierte ein.
- Polo in Donaueschingen: Das Poloturnier des Fürstenhauses wird in diesem Jahr die einzige Möglichkeit sein, Polosport in Donaueschingen auf Wettkampfbasis zu sehen. Denn aufgrund des vorgezogenen Termins für das Reitturnier, das vom 16. August bis zum 19. August im Schlosspark stattfinden wird, fällt das Poloturnier dieses Jahr aus. Es wäre aufgrund der kurzen Pausen und der anderen Turniere, die traditionell besucht werden, zu viel Anstrengung für die Polopferde gewesen. (jak)