Bei der Planung des Neubaukomplexes ED Netze am Standort Donaueschingen setzt das Architekturbüro Limberger sein ganzheitliches Konzept konsequent um. Bei der Tochter der Energiedienst-Gruppe aus Rheinfelden ist Günter Limberger mit seinen Visionen auf offene Ohren gestoßen, nicht zuletzt weil er mit seinen innovativen Vorstellungen bei einem EU-weiten Wettbewerb den ersten Preis gewann.
Das Gesamtprojekt ist in drei Einzelgebäude aufgeteilt, die auf der Grundstücksfläche so angeordnet sind, dass sich sämtliche Arbeitsplätze außerhalb des Schutzstreifens der Hochspannungsleitung befinden. Im rückwärtigen Bereich zu den Gebäuden sind Lagerflächen und Parkplätze untergebracht. Das Bürogebäude liegt parallel zur Straße, so dass Haupteingang und Hauptfassade deutlich hervorstechen. Um einen ungehinderten Zugang und Blick zu erreichen, wurden die Besucherparkplätze an die Seite gelegt.
Das Gebäude selbst ist als kompakter dreigeschossiger Quader konstruiert, der durch seine Skelett-Bauweise und seine interessante Fassade sowohl eine bescheidene Einfachheit, als auch eine technische Hochwertigkeit ausstrahlt. Der Entwurf erlaubt es, die Fenster- und geschlossenen Fassadenanteile frei zu wählen. Man ist momentan von zirka 20 % geschlossener Fläche ausgegangen, da das Tageslicht für die Arbeitsplätze im Gebäude eine wichtige Rolle spielen. Durch die vorgesetzten, vertikalen PV–Lamellen bleibt die Fassade ruhig und erhält eine Vorverschattung. Ebenso verschatten die umlaufenden Gitteroste, welche zur vereinfachten Reinigung der Fenster vorgesehen sind, im Hochsommer die dahinterliegenden Büroflächen. Alle Fensterelemente sind mit zusätzlichen Jalousien/Raffstore ausgestattet, sodass eine individuelle Regelung jederzeit möglich ist.
Hierzu sind sie alle drei als einfache Quader geplant, die ihre Eleganz aus der geschlossenen Hülle und dem Material der Fassade erhalten. Die Gebäude schaffen es zusammen, den öffentlichen und den internen Bereich gut zu trennen und durch zwei separate Zufahrten auch den Verkehr zu regeln. Die Anordnung der Wege ist geschickt gelöst, sodass überlange Transporte ohne zu wenden im Ringschluss ausfahren können.
Kernthema des Entwurfs des Architekturbüros Limberger in Zusammenarbeit mit den Fachplanern ist das Thema Klimaneutralität. Es wurde ein Konzept erarbeitet, dass das Gebäude nicht nur klimaneutral, sondern sogar als CO2-Entlastungsbauwerk definiert. Der jährliche Überschuss der CO2-Emissionen beträgt je nach Bilanzverfahren zirka 130 – 250 t CO2. Mit dieser Menge kann der Weg der Mitarbeiter ins Geschäft kompensiert werden. Wichtig bei einer Betrachtung sind die gewählten Betrachtungsgrenzen. Um die Gebäude möglichst komplett zu erfassen, hat man auch die graue Energie, also den für die Erstellung notwendigen Energieaufwand, mit betrachtet.
Die Holzbauweise reduziert den Anteil der im Gebäude steckenden grauen Energie nochmals um circa 40%. CO2 wird im Holz dauerhaft gebunden und nicht in die Atmosphäre abgegeben. Der Wunsch und das Ziel, das Gebäude klimaneutral zu errichten, wird bereits beim ersten Anblick der Holzfassaden bildhaft.
Alle im Außenbereich der Fassaden sichtbaren Holzteile sind mittels einer speziellen Technik vorverwittert, so dass sie einerseits bereits von Beginn an die schöne Patina des verwitterten Holzes beinhalten und andererseits komplett wartungsfrei bleiben. Als Holzart ist hier die (regional eingeschlagene) Weißtanne vorgesehen, die hauptsächlich aus dem Schwarzwald stammt. Die Weißtanne ist im Gegensatz zur Fichte oder zur sibirischen Lärche frei von Harz und ermöglicht dadurch eine Oberflächenveredelung von höchster Beständigkeit. Die großen Holzzellen der Weißtanne nehmen das natürliche Öl sprichwörtlich ins Holz auf. Seit Jahrhunderten ist die Weißtanne speziell in alpinen Regionen ein bewährtes Fassadenholz.
Im Innenbereich ist das Holztragwerk meist verkleidet, hier kann durch einzelne sichtbare Elemente und durch bewusst eingeplante Flächen in den Bereichen Akustik, Böden etc. die Vorteile des Materiales Holz ausgenutzt werden. Weiterhin sichtbar sind alle Unterzüge und Stützen. Neben der angenehmen Atmosphäre tragen sie auch zu einem harmonischen Arbeitsumfeld bei.
Um den Bereich Gebäudebetrieb in seinem Treibhauspotenzial deutlich zu reduzieren, wurde ein Konzept entwickelt, das eine Wärmeversorgung aus der Abwärme der Biogasanlage Weiherhof ermöglicht. Diese Biogasanlage steht schon im Kontakt mit der Firma Energiedienst zur Vermarktung des erzeugten Stroms. Künftig soll hier ein Nahwärmekonzept entstehen, das mit dem Basisprojekt der neuen ED-Gebäude wirtschaftlich nicht nur Einzelgebäude im Bereich des Gewerbegebiets „Breitelen Strangen“ versorgen kann, sondern auch bis zum Gebiet „Buchberg“ weiterentwickelt werden könnte. Durch dieses Konzept entsteht also nicht nur eine besonders CO2 günstige Energieversorgung der ED-Neubauten, sondern auch die Möglichkeit, ein weiteres Geschäftsfeld aufzubauen.
Die Dachanlage als investitionsgünstige Flachdachanlage in Ost-West – Richtung ist eigenverbrauchsoptimiert, schafft aber darüber hinaus auch Kapazität für Elektromobilität. Die Fassadenanlage aus bifaszialen Modulen kann ganzjährig aber vor allem im Winter und bei Schnee eigene Energie erzeugen, und erhöht somit die Gleichzeitigkeit von Erzeugung und Nutzung. Hierzu wurde auch ein Konzept entwickelt, das die Glasmodule bezüglich Verschattung wirtschaftlich optimiert.
Die Grundrisse der drei Gebäude wurden auf maximale Flexibilität und eine möglichst optimale Drittverwertbarkeit ausgelegt. Das Bürogebäude wird durch das Foyer und die zentrale Treppe in zwei unterschiedlich große Bereiche getrennt, die jederzeit autark für sich funktionieren können. Durch die beiden eingebauten Treppenhäuser können auch diese Teilbereiche nochmals untereinander aufgeteilt und separat erschlossen werden. Somit entsteht ein Komplex der sowohl mögliche vertikale Verbindungen als auch horizontale Vernetzungen optimiert, Wege kurz gestaltet und trotzdem jederzeit die Möglichkeit eröffnet, kleine bis mittlere oder große Teilbereiche einzeln bzw. autark zu betreiben.
Die Hybridholzbauweise , bestehend aus einem zentralen Kern in Stahlbeton und einer filigranen aus wenigen Tragelemente bestehenden Holzkonstruktion, welche mit Stahlbetonanteilen ergänzt und optimiert wird (Spannbetondecken), trägt nahezu in idealer Weise dazu bei, dass die Grundrisse flexibel sind und entsprechend variabel genutzt werden können. Die Lagergebäude bestehen aus tragenden Brettschichtholzbindern, die die gesamte Spannweite der Gebäude überdecken. Im Innenbereich lassen diese dadurch eine Einteilung zu, welche nicht auf tragende Elemente Rücksicht nehmen muss. Somit bleibt der Innenbereich jederzeit variabel und kann auch auf künftige Änderungen reagieren. Durch die Holzbauweise sind solche Maßnahmen besonders leicht möglich.
Zukunft des Wohnens neu definiert: Quartier Dorfstraße
„Wohnen mit der Bruttopauschalmiete ist der neue Trend. Bei diesem Konzept entfallen die üblichen Nebenkosten, die Mieter sind glücklich, freuen sich zudem über bezahlbaren Wohnraum und höchsten Komfort“, betont Architekt Günter Limberger, der sein eigenes, zukunftsweisendes Projekt konsequent umgesetzt hat. „Bezahlbarer Wohnraum wird hier kombiniert mit hochwertiger Architektur, sowohl was die Materialien angeht, als auch die eingebaute Technik. Dieses Konzept ist deutschlandweit einzigartig.“
Grundlage für die Realisierung des Quartierskonzepts „Dorfstraße“ in Donaueschingen-Grüningen, wo 2019 zwei Dreiparteienhäuser auf dem Grundstück eines innerdörflichen Bauernhauses im Zuge der Nachverdichtung entstanden sind, war bezahlbaren Wohnraum zu günstigen Mietpreisen zu schaffen. Mit 10 Euro/m2 Wohnfläche ist dies am Ende gelungen. Mittels der sich zum Ortskern orientierenden Pultdächer verkörpern die Quartierssetzungen eine Neuinterpretation der nachbarschaftlichen Kubaturen.
Die PV-Anlage auf dem sanierten Dach des Bestands ermöglicht in Verbindung mit einer Batterie einen minimalen Bezug von Fremdstrom. Alle sieben Wohneinheiten sind pauschal und inklusive Haushaltsstrom vermietet. Das Quartier Dorfstraße ist mit einer Minute fußläufig an den ÖPNV angebunden. Die barrierearmen und zentralen Neubauten fördern die Vernetzung von mehreren Generationen und stellen gleichzeitig das Zentrum der Nachbarschaft dar. Die Freiraumgestaltung ist kindergerecht bespielt.
Alle Grundrisse basieren auf demselben System, indem Küchen- und Nassbereiche jeweils gleiche Flächen haben und übereinander angeordnet sind. Dadurch entstehen bei den kostenintensiven Installationsgewerken einfache und sich wiederholende Leitungswege. Ein weiterer kostensparender Punkt ist das geschickte Ausnutzen der Hanglage und der Verzicht auf ein Treppenhaus. EG und UG sind ebenerdig erreichbar, das OG wird durch eine außenliegende Treppe erschlossen. Die wohnungseigenen Hauseingänge, werden von allen sehr geschätzt. Durch die Zusammenarbeit mit regionalen Firmen, die den Anspruch des Architekturbüros Limberger zur ökologischen Bauweise schon kennen, war die Kommunikation sehr einfach und die Wege kurz. Materialien wie Beton und die Fassaden-Schalung aus Weißtanne stammen aus einem Betonwerk in Region, beziehungsweise aus heimischen Wäldern.
Pro Gebäude gibt es hangseitig einen Hausanschlussraum im Untergeschoss mit einer Fläche von 10 m2 exklusiv zugehöriger Verkehrsfläche. Insgesamt sind damit nur 3 % der Gesamtfläche nicht vermietbare Allgemeinfläche, was erheblich zur Wirtschaftlichkeit des Gesamtprojektes beiträgt. Die Grundrissstruktur behauptet sich durch einen offenen Wohn-/Essbereich, wodurch der Flur als Verkehrsweg minimal gehalten werden kann. Die Wohnungszugänge sind durch einen durchgehenden dynamischen Weg miteinander verbunden und ermöglichen von dort aus auch den direkten Zugang zu den Freiflächen.
Das Quartier wurde von Beginn an mit einem dem einzigen Primärenergieträger Strom projektiert. Eine süd-west ausgerichtete PV-Anlage auf dem Dach des Bauernhauses versorgt die Einheiten mit der notwendigen Energie, wobei eine 10kWh-Batterie den Eigenverbrauch auf 60% optimiert. Steht kein PV-Strom zur Verfügung, wird Netzstrom bezogen. Die Heizwärme wird durch Infrarot-Strahler mit integriertem Thermostat bereitgestellt. Individuelle Fernsteuerungs-Möglichkeiten über das Smartphone maximieren die thermische Behaglichkeit für die Bewohner. Ergänzend zur Heizung wird auch die Warmwasser-Bereitung mittels einer Brauchwasser- Wärmepumpe elektrisch betrieben. Die erreichten Verbrauchswerte sind mit 10 kWh/m2 a einschließlich Zirkulation und Verlusten hervorragend.
Zwei als Passivhaus ausgeführte Gebäude in Verbindung mit dem bestehenden Bauernhaus ergeben das Konzept des primärenergetischen Plusenergie-Quartiers Dorfstraße. Die Erträge der PV-Anlage auf dem sanierten und neu eingedeckten Dach des Bauernhauses werden in der Batterie gespeichert und nach Bedarf an die Wohneinheiten verteilt. Von April bis Oktober wird zirka 95% der verbrauchten Energie selbst erzeugt, ein Teilnetzbezug ist hauptsächlich im Winter nötig.
Es ist also heute schon möglich lebenswerten Wohnraum im Einklang mit der Natur zu schaffen und damit ein Modell zu entwickeln, das Mieter als auch Vermieter glücklich macht.
Auf dem Weg in eine klimaneutrale Zukunft
Als Leo Limberger genau am 1. Juni 1962 zusammen mit seiner Frau Franziska das Architekturbüro Limberger im Donaueschinger Ortsteil Grüningen gründete, war von Nachhaltigkeit, Energieeffizienz und Klimaneutralität noch keine Rede. Der gelernte Maurer und studierte Diplom-Bauingenieur plante viele Wohnbauten, Sanierungsmaßnahmen und landwirtschaftliche Gebäude hauptsächlich in der Region und war bekannt für seine fundierte Bauleitung, die er noch mit über 70 Jahren gerne ausführte.
Das änderte sich als Sohn Günter 1993 als junger Architekt mit Visionen in das Unternehmen einstieg und 1996 das Architekturbüro Limberger in zweiter Generation zusammen mit seiner Frau Sonja übernahm. Schon vier Jahre später plante der Jungarchitekt das allererste Passivhaus im Schwarzwald-Baar-Kreis und beschäftigt sich seitdem intensiv mit umweltschonenden, sprich CO2-neutralen Projekten. Günter Limberger entwickelt sich zum Pionier der Passivhausbauweise in der Region und ab 2004 werden sämtliche Neubauten „passiv“ geplant und ausgeführt.
Jetzt will der innovative Architekt, der den Kernsatz prägt: „Gute Architektur muss immer auch energieeffizient sein“, auf dem Weg in eine klimaneutrale Zukunft noch einen, oder auch zwei, Schritte weiter gehen. „Wir sind mit einigen Vorzeigeprojekten auf einem guten Weg, aber ein Großteil der Arbeit liegt noch vor uns“, betont Limberger. Künftig sollen alle Projekte nach seinen Auswirkungen auf die Umwelt beurteilt, und das Maximum an realisierbaren Maßnahmen umgesetzt werden. „Dies beginnt bei der sogenannten „Grauen Energie“, also die bis zur Fertigstellung aufgewendete und dann im Gebäude gebundene Energie, geht über den Betrieb, bis hin zum Stromverbrauch.“
„Wir planen so, dass die eingesetzte Energie über eine Lebensdauer des Gebäudes von 50 Jahren (Amortisation) komplett kompensiert, oder sogar ein Überschuss zum Beispiel in der Stromerzeugung erzielt wird“, erklärt der Architekt. „Oft erreicht man so auch die wirtschaftlichsten Ergebnisse, dies gilt sowohl für das Einfamilienhaus, den Wohnblock und auch für Projekte im gewerblichen Bereich.“ Günter Limberger bringt es so auf einen gemeinsamen Nenner: „Wir müssen das Konzept des energiesparenden Bauens zu einer ganzheitlichen, zukunftsweisenden Art des Planens und Bauens weiterentwickeln.“
„Unser ganzes Team freut sich, wenn Sie den Weg in eine klimaneutrale Zukunft gemeinsam mit der Architekturbüro Limberger gehen - nicht zuletzt auch um unsere Umwelt zu schützen“, betont Günter Limberger. (jümü)
Historie
1962: Leo und Franziska Limberger gründen das Architekturbüro Limberger
1993: Nach Abschluss des Architekturstudiums verstärkt Günter Limberger das Team
1996: Günter und Sonja Limberger übernehmen das Architekturbüro Limberger
2000: Das erste Passivhaus im Schwarzwald-Baar-Kreis wird gebaut und Günter Limberger entwickelt sich zum Pionier der Passivhausbauweise
2012: Das Architekturbüro Limberger feiert seinen 50. Geburtstag in neuen
Räumlichkeiten
2020: Nach vielen Vorzeigeobjekten setzt der Neubau der ED Netze neue Maßstäbe. Das Projekt ist in seiner Gesamtheit nachhaltig und sogar klimapositiv.
2020: Die dritte Generation steht in den Startlöchern