Schwimmen, Radfahren, laufen – und das alles nicht an verschiedenen Tagen, sondern direkt hintereinander. Ein Triathlon ist Schwerstarbeit für den Körper. Nach zwei Jahren Pause startet am Samstag, 25. Juni, wieder der Laien Man, ein Kurzdistanz-Triathlon für Amateursportler.
Einer freut sich ganz besonders darüber: Martin Krauss aus Königsfeld war einer der ersten, die sich angemeldet haben. Es ist die zehnte Teilnahme des heute 85-Jährigen, erneut als Einzelstarter über alle drei Disziplinen.
Legendäre Zieleinläufe
Beim Laien Man ist er längst eine Ikone, besonders freuen sich die Zeitnehmer auf ihn, denn seine Zieleinläufe sind legendär. Eher gehend als rennend, immer mit einem coolen Spruch auf den Lippen, der zur allgemeinen Belustigung beiträgt.
Manchmal bleibt er auch stehen, diskutiert noch mit den Anwesenden und trottet dann ganz gemächlich über die Ziellinie.

Oft kommt er als Letzter ins Ziel, gefolgt vom Schlussfahrer, der die Strecke noch einmal kontrolliert. Die Zeit ist ihm egal, Hauptsache, Spaß gehabt und etwas für die eigene körperliche Fitness getan zu haben.

Seine Karriere beim Laien Man startete im Jahr 2007. Zu dieser Zeit absolvierte der damals 70-Jährige noch den ein- oder anderen Iron Man als Amateur. Er suchte eine Triathlon-Veranstaltung in der Gegend und wurde am Kirnbergsee fündig. Seither versucht er immer, dabei zu sein. Lediglich 2011, 2013 und 2014 musste er aufgrund von Terminüberschreitungen passen.

„Solche Sachen gefallen mir“, sagt er, „mit kurzen Distanzen.“ Das sei anders als ein Iron Man: „Nach 3,8 Kilometern kommst du aus dem Wasser wie so eine Pflaume, die ganzen Finger sind eingeschrumpfelt.“ Dann 180 Kilometer auf dem Fahrrad, „das schafft nicht mal mein Auto an einem Stück, da muss ich mich unterwegs mal abkühlen. Und dann noch ein Marathon hinterher. Und dann gibt es tatsächlich Leute, die machen zwei hintereinander.“
Ein Marathon-Veteran
Und er weiß, wovon er spricht. Seinen ersten Iron Man absolvierte er 1976 im kanadischen Montreal. Zusammen mit anderen bereitete er die Olympischen Spiele vor und konnte im Vorfeld die späteren Wettkampfstätten nutzen – zum Spaß unter Kollegen.
Später, als er in den USA lebte, habe er unzählige Triathlons absolviert, an der Ostküste und am Golf von Mexiko, erzählt Krauss. Ebenso hat er fünf Mal am New York-Marathon und sechs Mal am Marathon in Boston teilgenommen.
Erst mit 82 die Notbremse
Seinen letzten Versuch, in Köln mit 80 einen Iron Man zu absolvieren, musste er abbrechen, weil er auf dem Fahrrad bei starkem Gegenwind Krämpfe bekommen hatte. Seine beiden Söhne sorgen sich oft um ihn ob seiner sportlichen Aktivitäten, lassen ihn aber machen. Doch erst, als er mit 82 den Akunkagua besteigen wollte – mit 7000 Meter der höchste Berg Amerikas – zogen sie die Notbremse.
Ältester Einzelstarter
Schon in seinem ersten Jahr war Martin Krauss der älteste Einzelstarter beim Laien Man, und das sollte bis heute so bleiben. Die Zeit war damals mit 55:35 Minuten recht passabel, Krauss landete auf Platz 31 und ließ sechs Teilnehmer hinter sich. Mit zunehmendem Alter wurden die Zeiten immer länger, bei den letzten drei Teilnahmen 2017 bis 2019 lag er ungefähr bei eineinhalb Stunden.

In der Gesamtbilanz war er drei Mal letzter und vier Mal vorletzter. Doch das nimmt er mit Humor, das sei wie in der Bibel, „die ersten werden die letzten sein.“ Doch, „ganz im Ernst“ sei er froh, dass er sich in seinem Alter noch in die Fluten werfen oder auf dem Fahrrad in die Pedale treten könne, „ich brauche kein E-Bike.“
Und wie bereitet er sich vor?
„Eigentlich gar nicht“, sagt Martin Krauss. „Ich fahre sowieso Fahrrad und lasse das Auto oft stehen. Laufen tue ich jeden Tag zwei Stunden, nach dem Frühstück von 9 bis 11 Uhr, ganz strikt, 10 Kilometer ist das Minimum. Das mache ich, weil ich nicht im Altersheim enden möchte.“ Schwimmen geht er regelmäßig im kalten Klosterweiher in St. Georgen. Auch beim Einschwimmen war er dort dabei.

Er freut sich auf den Laien Man, er sei froh, dass es nach der Pandemie wieder losgeht. Das gilt auch für andere Veranstaltungen, an denen er jedes Jahr teilnimmt. Beispielsweise der Eberbacher Triathlon bei Heidelberg mit etwas längerer Distanz im Neckar, an dem er regelmäßig teilnimmt.
Hierfür braucht er über drei Stunden, startet konkurrenzlos in der Klasse über 80 und steht dann als Sieger auf dem Treppchen. Und auch hier habe er seinen Spaß mit den Leuten. Dafür bekomme er beim Laien Man den ein- oder anderen schönen Sachpreis.

Für seine zehnte Teilnahme am Samstag müsse er sich irgendetwas einfallen lassen. Er könnte sich beispielsweise vorstellen, den Zieleinlauf rückwärts zulaufend zu absolvieren. Mehr verrät Martin Krauss nicht. Und aufhören will er noch lange nicht.
Die Anmeldungen für die neunzehnte Veranstaltung am Samstag, 25. Juni, um 14 Uhr sind im Schuh-Sport-Outdoorgeschäft Bombeiter in Bräunlingen oder über die Internetseite www.gruppe84.de möglich.