Aronia, Himbeeren, Johannisbeeren, Mirabellen – Ansgar Barths Garten in Unterbränd ist vollgepackt mit leckerem Obst. Das schmeckt zwar direkt vom Baum in den Mund auch ganz gut, Barth hat damit allerdings anderes vor: Er macht daraus Edelbrände. Im Schopf seines Hauses steht eine kleine Brennerei. "Das Obst, das ich dafür verwende, ist natürlich genussreif. Ich würde also auch reinbeißen", erklärt der geprüfte Obstbaumpfleger.

Im Schopf des leidenschaftlichen Brenners steht eine Wasserbadbrennerei mit aufgesetzter Kolonne. Damit ist es möglich, Hochprozentiges ...
Im Schopf des leidenschaftlichen Brenners steht eine Wasserbadbrennerei mit aufgesetzter Kolonne. Damit ist es möglich, Hochprozentiges zu produzieren. | Bild: Simon, Guy

Alles aus eigenem Anbau

Etliche der Pflanzen, deren Früchte er für das Hochprozentige benutzt, wachsen auf einer größeren Streuobstwiese neben seinem Haus. Genau dort will er mit fünf SÜDKURIER-Lesern plus Begleitung starten und ihnen den Weg des Obstes bis hin zum Edelbrand erklären. Und schließlich gibt es dann noch die Möglichkeit, aus der Theorie Praxis werden zu lassen und das Produkt zu verkosten. Dafür wird Barth fünf verschiedene seiner hochprozentigen Produkte auswählen. "Jeder darf probieren und sich sein Urteil bilden", so der Brenner.

Direkt neben Ansgar Barths Haus in Unterbränd befindet sich eine Streuobstwiese. Das dort angebaute Obst wird nahezu ausschließlich für ...
Direkt neben Ansgar Barths Haus in Unterbränd befindet sich eine Streuobstwiese. Das dort angebaute Obst wird nahezu ausschließlich für seine Edelbrände benutzt, auch die hier zu sehenden Johannisbeeren. | Bild: Simon, Guy

"Ich werde schauen, dass die Brennerei idealerweise an diesem Tag auch in Betrieb ist, damit ich die einzelnen Arbeitsschritte erklären kann. Natürlich auch, was es mit Vor-, Mittel- und Nachlauf auf sich hat. Oftmals herrscht ja da lediglich Halbwissen", sagt Barth.

Halbwissen aus der Welt schaffen

Gleiches gilt für die verschiedenen Arten, den edlen Schnaps herzustellen, ob Wasser, Brand, Geist oder Spirituose. "Gerade heutzutage ist das im Handel ja sehr preisgetrieben. Man denkt, man kauft einen alten Williams, dabei hat der Schnaps noch nie eine Birne gesehen", erklärt Barth. Und schließlich geht es ihm auch darum, einen Kreis zu schließen und mit der Steuobstwiese den Beginn der Wertschöpfungskette zu erklären.

Leidenschaft für das Produkt

Wie sich schließlich die Qualität des Produktes und dessen individueller Geschmack ergibt, das sei ein Zusammenspiel etlicher Faktoren: Obstsorte, Jahreszeit, Sonne, Verfahren und schließlich auch die Veredelung, etwa durch die Reifung in einem bestimmten Holzfass. Der Brenner aus Unterbränd hat beispielsweise einen Mirabellenbrand, der in einem Bourbon-Whisky-Fass gelagert wird. Was dabei herauskommt, hat bereits einen Ehrenpreis bei einer Prämierung eingeheimst, wäre für den Markt allerdings sehr teuer. Barths Leidenschaft sorgt dennoch dafür. "Man muss dafür eben etwa angebrannt sein", erklärt Barth.

Er darf in einem Jahr 300 Liter reinen Alkohol selbst herstellen. Daraus entstehen dann etwa 600 Liter trinkbare Flüssigkeit, die in verschiedenen Hofläden und auf Märkten in der Region verkauft werden. Was ihm in Gegensatz zu den großen Brennereien jedoch fehlt: Der entsprechende Marketing-Apparat. "Wir sind daher im Kleinbrennerverband organisiert. Bei der Produktion suchen wir uns dann entsprechende Nischen aus", erklärt Barth. Solche Nischen sind etwa ein sortenreiner Apfelbrand aus Boskop-Äpfeln. "Der hat ein besonders filigranes Aroma", so der Brenner.

Der SÜDKURIER-Besuch bei Ansgar Barth in Unterbränd dauert etwa eineinhalb Stunden.