Mit dem Antrag der CDU über Informationen, wie die Stadt gegen Hackerangriffe auf ihre verschiedenen Netze gesichert ist (wir berichteten), war die Tagesordnung der Gemeinderatssitzung am vergangenen Donnerstag, 2. März, noch lange nicht abgearbeitet. Weiter standen nämlich ein Antrag der CDU zu Klimaanpassungsmaßnahmen auf dem Programm, die Bewilligung einer Freiflächen-Photovoltaik-Anlage im Bereich der Hirschhalde auf der Gemarkung Hochemmingens und das Nachrücken von Andrea Chandoni aus Öfingen für die aus dem Gemeinderat ausscheidende Svenja Manger (LBU).
Alternative Energiegewinnung
In der Nähe des Zentrums für Betreuung und Pflege an der Hirschhalde plant ein Grundstückseigentümer zusammen mit einer Investorengemeinschaft eine Freiflächen-Phovoltaik-Anlage mit einer Modulfläche von rund 5,5 Hektar (55.000 Quadratmeter). Die Grundfläche, auf der die Anlage entstehen soll, umfasst rund 8 Hektar (80.000 Quadratmeter). Nachdem bereits der Ortschaftsrat Hochemmingen im Oktober 2022 seine Zustimmung gegeben hatte und auch seitens der Kur- und Bäder GmbH (Kubä) hinsichtlich der Mineralbrunnen keine Bedenken bestanden, bewilligte der Gemeinderat diesen Antrag. Auch der Umweltberater hatte seine Zustimmung signalisiert. Im weiteren Vorgehen wird nun ein Bebauungsplanverfahren eingeleitet, im Rahmen dessen auch der Flächennutzungsplan punktuell angepasst wird. Die Kosten hierfür trägt die Investorengemeinschaft. Zwei große Freiflächen-PV-Anlagen gibt es seit mehreren Jahren am Stierberg bei Sunthausen unterhalb von Öfingen. Aktuell werden auch weitere Flächen gesucht.
Klimaaktives Bad Dürrheim
Mit dem Hinweis auf Initiativen zu Klimaanpassungsmaßnahmen in zahlreichen anderen deutschen Städten, wie zum Beispiel in Freiburg, reichte die CDU-Gemeinderatsfraktion einen Antrag zur verstärkten Durchführung von aktiven Klimaschutz- und Anpassungsmaßnahmen ein. Demzufolge sollten folgende Punkte besonders berücksichtigt werden: Verschattung im öffentlichen Raum, Fuß- und Radwege sowie Parkplätze begrünen und verschatten, den ruhenden Verkehr klimagerecht gestalten, wo immer möglich Wasser auffangen und zur Verbesserung des Stadtklimas speichern, spezielle Entwässerungskonzepte, Schaffung von Flächen für den Klimaausgleich, erleb- und nutzbare Wasserelemente im öffentlichen Raum anlegen, Entsiegelung von Oberflächen, Dach- und Fassadenbegrünungen, Gestaltung und klimaorientierte Entwicklung von Freiräumen. Besonders im Hinblick auf die geplanten Projekte in der Friedrich- und Bahnhofstraße solle dies nach Meinung der CDU-Fraktion Berücksichtigung finden.
Viel umgesetzt, viel geplant
Nun will die Stadt Bad Dürrheim bekanntermaßen bis zum Jahr 2030 klimaneutral werden und hat hierfür um Herbst 2021 die Projektgruppe „Bad Dürrheim klimaaktiv“ gebildet. Auch wurden bereits zahlreiche „klimaaktive“ Maßnahmen umgesetzt. Gerhard Bronner vom Umweltbüro gab mit einer Präsentation einen kurzen Überblick.
Zu den erfolgten Maßnahmen gehört unter anderem die Umsetzung von Energiesparmaßnahmen bei der Straßenbeleuchtung, die Extensivierung von Grünflächen und Renaturierung von Fließgewässern. In den Ortsteilen Oberbaldingen, Sunthausen und Biesingen wurde eine Energieberatung durch Fachleute im Rahmen der „Energiekarawane“ angeboten (wir berichteten). Nicht zu vergessen das Langzeitprojekt „Bad Dürrheim blüht auf“ und die Stadt nimmt zum Beispiel auch am „European Energy Award“ teil, einem Managementsystem für Klimaschutz.
Viele weitere Projekte seien derzeit in Vorbereitung, führte die Stadtverwaltung bei der Gemeinderatssitzung aus: Kommunale Wärmeplanung, Biotopverbundplanung, Energiespar-Contracting (Erstellung der Potenzialanalyse), Konzepte für neue Baugebiete hin zur CO2-Neutralität, Umsetzung des European-Energy-Awards, Erstellung einer CO2-Bilanzierung.
Einiges, was im CDU-Antrag formuliert wurde, ist bereits in Gang gesetzt, teilweise durch das Baugesetzbuch und die Landesbauordnung vorgeschrieben oder auch in Planung. Bei Planungen im Sanierungsgebiet sollen zum Beispiel wasserführende Rinnen im verkehrsberuhigten Bereich (nach dem Vorbild der Freiburger Stadtbächle), Bau von Brunnen und Wasserspielen, Wasserspielplätze Berücksichtigung finden. Das Parkierungskonzept soll unter Einbeziehung der ÖPNV-Planungen (Öffentlicher Personennahverkehr) weiterentwickelt und das Verkehrsentwicklungskonzept weiter ausgearbeitet werden. Der wertvolle Baumbestand in Bad Dürrheim soll langfristig erhalten bleiben, wozu die Baumschutzsatzung dient. Verstärkte Berücksichtigung sollen in Zukunft das „Schwammstadt-Prinzip“ (Auffangen von Regenwasser) und blau-grün-graue Infrastrukturen (Wasser-Pflanzen-technische Wasserinfrastruktur) finden.