Sabine Naiemi

Während der Gemeinderat grundsätzlich und unstrittig das Vorhaben für einen Neubau der Klinik Limberger auf der dafür gewünschten Fläche unterstützt, sorgte die Nachnutzung der Altimmobilie im Gremium für längere Diskussionen, bevor der Beschluss gefasst wurde.

Noch vor vier Jahren sprach sich Joachim Limberger selbst massiv gegen den Bau von Mietwohnungen im Kurgebiet aus. Jetzt musste er jedoch darlegen, dass es gerade das ist, was das größte Interesse der Investoren hervorrufe. Er sehe den Bedarf an Wohnungen in Bad Dürrheim und er wies darauf hin, wie viele neue Wohnungen im Kurgebiet in den letzten Jahren entstanden sind. Für die Umwandlung der Altimmobilie in Wohnungen müsste allerdings der Flächennutzungsplan von Sondergebiet auf Wohngebiet geändert werden und genau das sehen die Gemeinderäte kritisch.

  • Grobe Planung: Im 3D-Modell (siehe Bild) sind vier Flachdachbauten neben dem Sportchalet (ganz links im Bild) zu sehen, von denen auf dem Gelände zunächst drei Bettengebäude entstehen sollen. Die jetzige Klinik verfügt am Standort in der Hammerbühlstraße über 108 Zimmer. Die neue Klinik soll über 190 Zimmer verfügen, plus potenzieller Erweiterungsfläche, und wird rund 120 Mitarbeiter beschäftigen. Die Zeitschiene sieht den Beginn des Neubaus im ersten Quartal 2021 vor. Die Inbetriebnahme der neuen Klinik soll zur Jahresmitte 2023 erfolgen.
  • Das sagt die LBU: Wolfgang Kaiser, Fraktionssprecher der Liste für Bürgerbeteiligung und Umweltschutz (LBU), erklärte, dass für die LBU die Schaffung weiterer Eigentumswohnungen nicht in Frage komme. Bad Dürrheim sei die einzige Stadt, die nachweislich wachse. Man wolle jüngere Menschen und Familien nach Bad Dürrheim ziehen. Bei Eigentumswohnungen würde wieder älteres Klientel angezogen. Daher sei das kontraproduktiv. Das gleiche gelte für Seniorenwohnungen. Die LBU priorisiere die Mietwohnungsnutzung. Die Nachfrage von 250 Interessenten auf 35 Microlofts zeige, dass der Bedarf da ist.
  • Das sagt die CDU: Es seien noch viele Fragen offen, so die Fraktionssprecherin Barbara Fink. Die CDU wüsste gerne, mit welchen Investoren Joachim Limberger im Gespräch ist und der Gemeinderat solle die Gelegenheit haben, mit diesen zu sprechen. Durch den Überschuss an Wohnbaufläche wird, was in der Kernstadt ausgewiesen wird, woanders abgezogen. Deshalb müsse genau geprüft werden, was das im Gesamtverfahren bedeutet.
  • Das sagen die Freien Wähler: Fraktionssprecher Klaus Götz machte ebenfalls die grundsätzliche Unterstützung für das Projekt deutlich: „Das muss einfach passieren.“ Großes Thema sei jedoch die Nachnutzung. Man sollte das Sondergebiet nicht ohne Not abgeben. Ob der dortigen Massierung von Wohnbebauung sei ein zusätzliches Wohngebiet nicht verträglich. Man fände es besser, allgemeine Wohnflächen in die Ortsteile zu verlagern, besonders für junge Familien.
  • Das sagt die SPD: Beate Schrenk signalisierte die Unterstützung der Sozialdemokraten und lobte den unternehmerischen Mut Limbergers. Sie sehe keine andere Möglichkeit als die Wohnbebauung.
  • Das sagt die FDP: Andrea Kanold fragte noch nach der Möglichkeit einer Jugendherberge, Jürgen Rebholz nach Mitarbeiterwohnungen. Das werde sich beides aufgrund der Größe des Altbaus jedoch nicht kostendeckend realisieren lassen, so Limberger.
  • Die Entscheidung: Die Planungen für die Nachnutzung sind zwischen Klinik, einem etwaigen Investor und der Stadt eng abzustimmen. Als Nachnutzung werden die Sondernutzung Klinik, Kur und Tourismus und Mietwohnungsnutzung gleichwertig weiter untersucht. Geklärt werden muss in diesem Zusammenhang die Gesamtverfügbarkeit von Wohnflächen in einer Gesamtschau.