Die Sitzung beginnt um 19.01 Uhr. Und sie wird konstruktiv, um es mit einem Lieblingswort Selcuk Göks auszudrücken. Unter den Besuchern der Gemeinderatssitzung befanden sich rund 30 Teilnehmende der Tengener Wassergymnastik. Auf ihren zwei Transparenten war zu lesen: „Rettet die Wassergymnastik“.

Karin Pütz trat als Sprecherin der Initiative auf. „Ich bin etwas nervös“, gestand sie in der Bürgerfragestunde vor dem versammelten Gemeinderat. Darauf antwortete Selcuk Gök: „Ich auch.“ Die jüngste Ratssitzung war seine erste als neuer Bürgermeister der Randen-Stadt. Die Worte von Gök lösten die Stimmung für das folgende Anliegen, wie sich Karin Pütz danach erinnert.
Bad-Eintrittspreise sorgen für Diskussionen
Der Eintrittspreis im Hallenbad wurde ab dem vergangenen November von fünf auf 7,50 Euro erhöht, schilderten die Damen in einem Schreiben an den Bürgermeister und den Gemeinderat, das der Redaktion vorliegt. Nun stehe eine weitere Erhöhung auf 15,50 Euro an. In ihrem Schreiben bitten die Damen Bürgermeister Gök, die Vermittlerrolle einzunehmen. Sie regen an, auch selbst mit dem Betreiber des Campingplatzes zu sprechen. Und wünschen sich einen Preis, der vergleichbar mit dem Eintrittspreis anderer Hallenbäder ist. Selcuk Gök zeigte sich in der Sitzung zuversichtlich, dass die Stadt die Fragen rund um die Nutzung des Hallenbades in den nächsten Monaten klären könne und bat die Damen: „Ich bitte Sie, uns zu vertrauen.“ Zugleich betonte er aber, dass die Ergebnisse von Gesprächen immer offen seien und dass sich das Hallenbad in Privatbesitz befinde.
Gegenüber dem SÜDKURIER präzisierte Gök nach der Sitzung: „Ich habe ein langes Gespräch mit dem Campingplatzbesitzer geführt. Wir sind dabei, Lösungen zu finden. Auch für die Öffnung des Espelsees.“ Die Gespräche mit dem Campingplatzbetreiber beschreibt Gök als konstruktiv.

„Konstruktiv“ ist ein Begriff, den Selcuk Gök öfter benutzt. Das Eigenschaftswort meint, dass sich jemand aufbauend und fördernd verhält und handelt. So fand Gök nicht nur das Gespräch mit dem Betreiber des Campingplatzes über das Hallenbad konstruktiv, sondern auch eine Rückfrage von Thomas Wezstein (FWV) während der Sitzung. Bei einer angedachten Erweiterung der Biogasanlage laufe bereits ein Artenschutzgutachten und ein Umweltverträglichkeitsgutachten, hatte die Sachverständige berichtet. Ein Geruchs- und Schallgutachten stehe noch aus. Aber man solle auch ein Verkehrsgutachten erstellen, so Wezstein: „Schließlich ist die Leipferdinger Straße der Schulweg vieler Kinder.“
Schulweg kreuzt Zufahrt zur Biogasanlage
Auch die weitere Sitzung beschreibt Gök als konstruktiv. Ortsvorsteherin Gabi Leichenauer aus Tengen-Wiechs etwa brachte ein Anliegen in Bezug auf die Erweiterung des Gewerbegebiets Stihl vor: Ob der städtische Weg asphaltiert werde, wenn in einem späteren Bauabschnitt die Stihl-Straße nicht mehr genutzt werden kann, fragte die Ortsvorsteherin. „Sie werden mich sicher daran erinnern“, bekräftigte Gök und schmunzelte. Hilfreich war für ihn sicher auch eine Rückfrage von Bettina Baumgärtner (FWV) zur 30-Prozent-Stelle einer Schulsozialarbeiterin, die es in Tengen ab dem nächsten Schuljahr geben soll. Im Hause Gök gehören soziale Themen selbstverständlich zu den Gesprächsthemen am Essenstisch. Göks Freundin schließt derzeit ihr Studium in sozialer Arbeit ab und sei auch schon in diesem Bereich tätig gewesen, erläuterte er im Gespräch.

Nach dem besonderen Einstieg in die erste Gemeinderatssitzung mit 30 Wassergymnastik-Damen und zwei Transparenten legte sich die Nervosität des neuen Tengener Bürgermeisters übrigens schnell, wie er auf Nachfrage erläuterte. Eine gewisse Grund-Nervosität sei sicher normal und gesund, so Gök.
Um 21.50 Uhr schließt Selcuk Gök nach gut einem Dutzend Sitzungspunkten den öffentlichen Teil der ersten von ihm geleiteten Gemeinderatssitzung. Danach schließt sich der nichtöffentliche Teil an. Darin stehen vier weitere Punkte an, die es in sich haben, wie von einem Mitglied des Gremiums zu hören ist. Worum es dabei geht, bleibt das Geheimnis der Ratsmitglieder. Ebenfalls, wie konstruktiv es abgelaufen ist.