Soll das Osterholz-Stadion nach der Sanierung zwei oder vier Laufbahnen haben? Um diese Frage entbrannte in der jüngsten Gemeinderatssitzung eine hitzige Debatte. Klar war schon lange: Die Sanierung kommt, da die Stadt 400.000 Euro Zuschüsse für die 800.000 Euro teure Maßnahme erhält und diese auch nutzen möchte. Der Plan stand und der Rat hat ihn nun beschlossen, nachdem das Thema bereits im Planungsausschuss diskutiert worden war. Aber es herrscht viel Unzufriedenheit.
Einige Faktoren erschwerten die Planung, wie die Verwaltung einleitend zusammenfasste: Das Stadion liege eingeengt zwischen dem Clubhaus und dem Waldhang, es führen Leitungen nahe vorbei und im Untergrund sind Altlasten. Es sei zwar untersucht worden, ob vier Laufbahnen möglich wären, aber dies hätte 300.000 Euro mehr gekostet. Wie in früheren Debatten kam erneut der Hinweis, dass die Platzverhältnisse keine 400-Meter-Norm-Bahnen erlauben würden – sie wären also kürzer als es für Wettkämpfe notwendig wäre, da sonst das Spielfeld des VfR verkleinert werden müsste. Zwei Bahnen reichen aus Sicht der Verwaltung für den Schulsport.
Für den Schulsport „völlig ungeeignet“
Gemeinderat Wolf-Dieter Karle (FWV), der nicht nur lange der Leiter der Grundschule Stockach war, sondern unter anderem auch ehemaliges Vorstandmitglied der TG Stockach ist, widersprach sofort. Er sagte, zwei Bahnen seien für den Schulsport zu wenig „und völlig ungeeignet“. Außerdem kritisierte er einen Höhenunterschied von 15 bis 20 Zentimetern zwischen den Bahnen und dem Fußballplatz. Das sei gefährlich. Eigentlich sei ein Neubau an anderer Stelle notwendig und das alte Stadion könnte dann für den Schulsport saniert werden.
Karle merkte auch an: „Ich weiß, dass die Schulen nicht gefragt wurden. Es ist seltsam, sie bei der Planung nicht ins Boot zu holen.“ Er regte eine Verschiebung der Entscheidung an. Auch seine Fraktionskollegin Anja Schmidt schlug vor, das Thema zu verschieben, um mit den Schulrektoren zu reden.
Claudia Weber-Bastong (SPD), Gemeinderätin und Gymnasiallehrerin, lobte zwar die Stadt, die hinter den Schulen stehe, aber teilte Karles Meinung zu den Bahnen: „Beim Gruppensport braucht man vier Bahnen. Wir haben jetzt so lange gewartet, dass wir es richtig machen sollten.“ Sie wies auch auf Probleme mit den Hallenbelegungen beim Sportunterricht hin.
Mehr Bahnen wären zu teuer
Da auch Hinweise darauf kamen, dass vier Bahnen für Wettkämpfe notwendig seien, sagte Bürgermeister Rainer Stolz, dass momentan auch keine Wettbewerbe möglich seien. Die Verwaltung habe mit der TG und dem VfR gesprochen, die darum gebeten hätten, schnell etwas am Station zu machen. Der Fußballplatz im Stadion sei momentan nicht ungefährlich. „Ich glaube, dass wir mit dieser Lösung leben sollten, weil wir uns keine andere, größere leisten könnten“, sagte Stolz. „Ich würde gerne die kleine Lösung machen.“
Wolfgang Reuther (CDU) schloss sich aufgrund der finanziellen Situation an: „Wir sollten zuschlagen, wenn wir Fördermittel kriegen.“ Jürgen Kragler (CDU) war ebenfalls dieser Meinung, da es beim Bau von mehr Bahnen ein Kostenproblem durch die Altlasten im Boden gäbe.
Eigentlich kam der Zuschuss überraschend
Im Hinblick auf die Zuschüsse erinnert Willi Schirmeister, Leiter des Stadtbauamts, daran, wie diese zustande kamen: „Wir haben es einfach versucht. Wir hatten eigentlich gar keine Hoffnung, in das Programm reinzukommen.“ Die Nachricht sei im vergangenen Jahr kurz vor der Haushaltsberatung gekommen. Es sei dann geprüft worden, was mit dem Pauschalbetrag in Höhe von 400.000 Euro machbar sei. Daher solle alles auf dem alten, belasteten Untergrund, der drin bleiben werde, neu aufgebaut werden und eine neue Drainage angelegt werden. Er betonte auch, dass die Mittel gestrichen werden könnten, falls die Gesamtmaßnahme unter 800.000 Euro liegen würde.
Zum Wunsch nach vier Bahnen merkte er an, dass dann ein Fundament notwendig sei und die Kosten sehr hoch wären. Schirmeister ergänzte, dass die Zuschüsse bis April 2022 abgerechnet sein müssten. Deshalb müsse es bald losgehen, damit die Sanierung im Herbst fertig sei und dann abgerechnet werden könne.
„Wir müssen den Sport zukunftsträchtig aufstellen“
Karle warf ein, dass 300.000 Euro für die Bahnen eine gute Investition für die Schulen wären. „Wir müssen den Sport zukunftsträchtig aufstellen, nachdem gerade nichts möglich ist.“ Karl-Hermann Rist (Grüne) ergänzte, der Schulsport sei ein wichtiges Thema und müsse auf der Agenda weit vorne stehen. Er wolle aber eine Sanierung des Osterholz-Stadions nicht gefährden.
Martin Bosch (CDU) verwies darauf, dass der Planungsausschuss bereits zwei Bahnen beschlossen habe: „Wir sollten dazu stehen.“ Er merkte auch an, dass auf den bestehenden Bahnen erfolgreiche Sportler hervorgebracht worden seien. Joachim Kramer (SPD) erinnerte daran: „Der Wunsch nach einer Sanierung ist uralt“. Man müsse dazu stehen.
Die Entscheidung für die Sanierungspläne spiegelte die Meinungen in der Diskussion wieder: Die Mehrheit stimmte mit Ja, doch drei Räte sagten Nein und zwei enthielten sich.
Und hätten sich die Schulleiter gewünscht? Der SÜDKURIER hat nachfragt. Hier geht es zum Text.