Feldkreuze gehören in unserer Region zum typischen Anblick einer Landschaft dazu. Sie wurden früher zum Schutz, als Dank oder als Gedenkstätte errichtet und markierten Stationen bei Flurprozessionen. Oft sind sie heute verwittert und verfallen langsam, da sich niemand für sie zuständig fühlt und so manch einer übersieht sie gar gänzlich.
Bei einem Feldkreuz auf dem Gelände von Alfred und Veronika Braun von den Veitshöfen in Seelfingen ist das anders: Es wurde liebevoll von der ganzen Familie renoviert und detailreich und -getreu in seinen Urzustand zurückversetzt. Außerdem gibt es an dem Kreuz nun eine ansprechende Bepflanzung – und eine Bank, auf der Wanderer verweilen können.
„Ein Kreuz gehört einfach zu den Gehöften“, erzählt Alfred Braun. Und seine Tochter Tanja Gunnesch bekräftigt: „Wenn man mit dem Glauben und mit der Kirche verbunden ist, dann bedeutet es einem etwas. Der Glaube gibt einem Kraft und dafür steht das Kreuz.“
Es wurde ein Ferienprojekt daraus
Christian Gunnesch, der Schwiegersohn von Alfred und Veronika Braun, fuhr regelmäßig auf dem Weg zu seinen Bienenstöcken an dem Feldkreuz vorbei. Oft habe er dabei gedacht, dass es so schade sei, dass das Kreuz so kaputt gehe. Und dann, im vergangenen Jahr, kurz vor dem Sommerurlaub, habe es ihn gepackt und er beschloss, das Kreuz zu renovieren – ein Ferien-Familien-Projekt sei dann daraus geworden. Denn es halfen seine Ehefrau Tanja, seine Töchter Anna (10) und Andrea (12) sowie die Schwiegereltern Alfred und Veronika Braun.
Das Kreuz aus dem Baujahr 1866 sei ursprünglich aus Sandstein und ein wenig höher gewesen, erzählt Alfred Braun. Dann aber habe 1991 der Blitz eingeschlagen und der obere Teil des Kreuzes sei abgebrochen und herabgefallen. Ein Steinmetz aus Tannheim hatte danach den oberen Teil rekonstruiert, der dann wieder aufgesetzt wurde.
Alte Inschrift entziffert
Im Jahr 2006 kam überraschend Richard Leibbach des Weges, ein Pfarrer im Ruhestand aus Radolfzell, der es sich zur Aufgabe gemacht hatte, die Feldkreuze und deren Standorte im Landkreis zu dokumentieren. Er bemühte sich, die Inschriften auf den Kreuzen zu entziffern – so auch auf dem Feldkreuz der Familie Braun.
Die ursprünglich eingemeißelte Schrift war nach und nach durch die Witterung verwischt und unleserlich geworden. Leibbach konnte jedoch herausfinden, dass der Text auf der unleserlichsten Seite wohl aus dem Bibel-Kapitel Jesaja 53, Vers 4 stammte.
Nachdem die Familie Gunnesch und die Familie Braun das Kreuz sandgestrahlt und die Risse verspachtelt hatten, strichen sie eine Grundfarbe darauf, auf welcher Tanja dann auf den vier Seiten des weißen Sockels die Texte mit altdeutschen Lettern per Schablone aufbrachte. „Es ist eine spezielle Goldfarbe“, sagt Tanja, „und wir sind gespannt, wie lange sie hält. Wir hoffen natürlich: lange.“

Und damit auch viele den Blick auf das frisch renovierte Kreuz zum einen und auf das Tal in Richtung Seelfingen zum anderen genießen können, haben die Familien auch noch eine Bank für das Kiesbett gestiftet. Hierüber freuen sich nun nicht nur Nachbarn, sondern auch Wanderer, die dort auf halbem Weg auf den Hügel pausieren können.