Wer im Sommer durch den Stockacher Stadtgarten spaziert, der kann jedes Jahr eine beachtliche Blumenpracht bestaunen. Doch dahinter steckt viel Arbeit. Insbesondere in Jahren wie diesen, in denen die Sommer sehr heiß und trocken sind. Zwei mal pro Woche müssen dann die Mitarbeiter des Bereichs Grün der technischen Betriebe der Stadt Stockach ausrücken um Blumen zu gießen.
Es gab schon extremere Jahre
Dabei war das ganze dieses Jahr noch im Rahmen, berichtet Jan Schmid, Vorarbeiter beim Bereich Grün. „Wir hatten schon extremere Jahre. Dieses Jahr hat es zwischendurch wenigstens immer mal wieder geregnet. Das kam uns sehr entgegen“, sagt er. Im Herbst sieht die Lage auch entspannter aus. Dann reiche es einmal in der Woche zu gießen.
„Fast noch größere Sorgen als die Blumenbeete haben mir in diesem Jahr die Bäume gemacht“, sagt Markus Maurer, Leiter der Technischen Betriebe. Diese haben nämlich sehr unter der Trockenheit gelitten.
Insbesondere die Bäume in den Pflanzkübeln am Dillplatz und die Bäume die zur Begrünung in Parkbuchten stehen und nur eine sehr kleine Baumscheibe zur Verfügung haben, stehen durch die Trockenheit vor großen Herausforderungen, weil sie nicht viel Wasser speichern können. Deshalb mussten dieses Jahr auch viele Bäume im Stadtgebiet gegossen werden. „Wir haben zum Teil auch mit speziellen Bewässerungssäcken an den Bäumen gearbeitet“, erklärt Maurer.
In Stockach wird nicht mit Trinkwasser gegossen
Zum Einsatz kommt bei den Bewässerungsaktionen ein kleiner Schlepper mit einem angehängten Wasserfass, in das 2000 Liter Gießwasser passen. Mittels Pumpe und Schlauch können dann Blumenbeete und Bäume gegossen werden. Kostbares Trinkwasser kommt dabei übrigens nicht zum Einsatz, erklären Maurer und Schmid, denn die Technischen Betriebe verfügen über eine Regenwasserzisterne mit einem Fassungsvermögen von 20 Kubikmetern.

Je nach Wetterlage reiche das mitunter lange aus. Insbesondere wenn es zwischendurch mal wieder regnet und sich die Zisterne dadurch wieder füllt. „Seit diesem Jahr haben wir aber noch zusätzlich Zugriff auf eine stillgelegte Quelle bekommen, aus der wir ebenfalls Gießwasser entnehmen können“, sagt Maurer. So sei man gut durch den Sommer gekommen.
Nicht jeder Regen ist gut
Doch nicht jede Art von Regen hilft den Pflanzen. „Eigentlich brauchen wir über einen längeren Zeitraum eher leichten Regen, damit der Boden das Wasser gut aufnehmen kann und es auch in die tieferen Schichten vordringt“, sagt Schmid. Wenn innerhalb kurzer Zeit viel Regen fällt, dann fließe das meiste davon oberflächlich ab, ohne, dass es der Boden aufnehmen kann.
In Zukunft wollen die Technischen Betriebe noch stärker auf Trockenheitsresistente Pflanzen setzen. „Es gibt immer mehr Züchtungen, die mit weniger Wasser auskommen“, sagt Jan Schmid. Zusätzlich habe man damit begonnen, der Erde in den Beeten jedes Jahr Kompost beizumischen. „Dadurch kann die Erde das Wasser besser Speichern“, sagt Schmid. Die Erfolge seien deutlich Spürbar und dieser Trick eigne sich auch hervorragend für Hobbygärtner.
Beim Sparen hilft auch reduzierte Bepflanzung
Übrigens sei der Kompost im Wesentlichen auch die einzige Düngung, die die Pflanzen in den Beeten erhalten. Daher sei man nicht auf Kunstdünger angewiesen, der sich im Zuge der Gaskrise auch deutlich verteuert hat.
Ein weiterer Punkt, dem eine größere Bedeutung zukommen könnte, falls die Sommer in Zukunft immer trockener werden sollten, ist eine Reduzierung der Bepflanzung. Aber keine Sorge: „Am Stadtgarten wird nicht gerüttelt“, macht Markus Maurer deutlich.

Es gebe jedoch einige Flächen, insbesondere auf Verkehrsinseln an weniger prominenten Stellen, die genauso gut mit Rasen eingesät, anstatt mit Zierpflanzen bepflanzt werden könnten. In der Vergangenheit seien so schon einzelne Beete zu kleinen Wiesen geworden.
Weniger Pflanzen aufgrund der Energiekriese?
Nicht nur der trockene Sommer stellt die Stadtgärtnerei vor eine Herausforderung, auch ein kalter Winter ist dieses Jahr kritisch. Um Energie zu sparen, sollen dieses Jahr nur noch zwei von vier städtischen Gewächshäusern beheizt werden. Die Pflanzen, die in der Stadtgärtnerei traditionell als kleine Setzlinge gekauft und dann selbst herangezogen werden, müssen also zusammenrücken.
Für die Frühbepflanzung im kommenden Jahr sind 38.000 Pflanzensetzlinge bestellt. In manch anderen Jahren waren es auch schon 42.000. Die Frühbepflanzung sei allerdings das kleinere Problem, da es diese Pflanzen ohnehin nicht so warm brauchen in den Gewächshäusern. „Die Bestellung für den Sommer erfolgt im Dezember. Dann müssen wir nochmal besprechen wie die Lage aussieht“, sagt Schmid.