Auch Preisverleihungen werden derzeit kontaktlos per Internet gefeiert. Livestream nennt sich das. Beispielsweise die Auszeichnung des Fördervereins des Umweltzentrums (UZ) Stockach für sein Projekt Biotopverbund Grünes Band Wahlwies. Damit ist der Förderverein einer von zehn Preisträgern des Landesnaturschutzpreises 2020. An der digitalen Preisverleihung nahm von Stuttgart aus Umweltminister Franz Untersteller teil, der auch Vorsitzender der Stiftung Naturschutzfonds Baden-Württemberg ist. Die Leiterin des Umweltzentrums, Sabrina Molkenthin, und der Vorsitzende des Fördervereins, Karl-Hermann Rist, nahmen die Auszeichnung entgegen.
Mit diesem Preis wurden Initiativen ausgezeichnet, die sich mit besonderem Engagement und auf vielfältige Weise für die Anlage und Pflege neuer Lebensräume einsetzen. Der Umweltminister sagte: „Die Preisträgerinnen und Preisträger zeigen mit ihrem vorbildlichen Einsatz, wie jede und jeder von uns die biologische Vielfalt im Land schützen und stärken kann.“
Der Preis werde alle zwei Jahre ausgelobt, erzählte Sabrina Molkenthin abseits des Termins. Sie habe sich schon länger bewerben wollen, es aber zeitlich nie geschafft. Jetzt, da coronabedingt viele Veranstaltungen ausfielen, habe sie neue Schwerpunkte setzen und Wege zur Kompensation dieser Ausfälle suchen müssen. Über die Auszeichnung und die damit verbundenen 2250 Euro hätten sich alle wahnsinnig gefreut, so Molkenthin. Umso mehr, als alle bisherigen Fördertöpfe für das Grüne Band Wahlwies ausgeschöpft seien, sodass erste Pflanzungen bereits auf eigene Rechnung erfolgten. „Was jetzt an Pflegemaßnahmen und Nachpflanzungen ansteht, können wir über das Preisgeld bestreiten. Für zusätzliche Pflanzungen und die dauerhafte Pflege suchen wir weitere Sponsoren.“

Der Biotopverbund Grünes Band Wahlwies wird seit 2011 vom Förderverein Umweltzentrum Stockach in Kooperation mit dem Pestalozzi Kinder- und Jugenddorf Wahlwies angelegt, erweitert und gepflegt. Über vier Kilometer Länge auf den Flächen des Kinder- und Jugenddorfs verbindet das Grüne Band Wahlwies wertvolle Lebensräume miteinander. Zur Vernetzung bestehender Biotope wurden etwa 100 Bäume und über 1500 einheimische Sträucher gepflanzt sowie Lesesteinhaufen, Totholzhaufen, Feldsäume und Stillgewässer angelegt.
Sabrina Molkenthin erklärte, früher habe man eher einzelne Lebensräume geschützt. Inzwischen wisse man, dass ein Verbund sehr wichtig ist. „Die Tiere sind auf verschiedene Lebensräume wie Gewässer, Wald und Hecken angewiesen. Viele haben einen Sommer- und einen Winterlebensraum.“ Stockach ist eine von zwei Modellkommunen für das Projekt Biotopverbund Offenland. Sabrina Molkenthin stellte fest: „Wir haben viele Maßnahmen umgesetzt, unsere Kommunalpolitiker und Gemeinderäte kennen den Biotopverbund, der immer mitbedacht werden muss.“

Neben den haupt- und ehrenamtlichen Helfern des Umweltzentrums beteiligen sich Mitarbeiter, Kinder und Jugendliche des Pestalozzi Kinder- und Jugenddorfs Wahlwies, Schulklassen, Kindergärten, geflüchtete Menschen und viele andere an den praktischen Maßnahmen. Die Leiterin des Umweltzentrums lobte, vom Kinderdorf käme viel technische Unterstützung mit Werkzeugen und Traktoren. Karl-Hermann Rist, der auch Betriebsleiter des Pestalozzi Erlenhofs ist, unterstützt die Weiterentwicklung der Kulturlandschaft. Er betonte: „Die Natur liegt dem Kinderdorf am Herzen.“
Abschließend machte Sabrina Molkenthin deutlich, wie wichtig es sei, dass viele Menschen am Grünen Band beteiligt sind: „Sträucher müssen langfristig gepflegt werden. Früher gab es den anerkannten Beruf des Hagemeisters. Hecken sind von Menschen gemacht. Sie überleben nicht von allein. Wir sind so etwas wie die Hagemeister der Gegenwart.“
„Wir Menschen bringen mit unserer Lebens- und Arbeitsweise zahlreiche Arten und ihre Lebensräume immer stärker in Bedrängnis“, mahnte der Minister und Vorsitzende der Stiftung Naturschutzfonds Baden-Württemberg. Franz Untersteller führte weiter aus: „Wir alle, Wirtschaft, Landwirtschaft, Politik sowie Bürgerinnen und Bürger können und müssen dazu beitragen, die biogische Vielfalt zu schützen und zu stärken. Nur so können wir unsere Lebensgrundlagen und die Schönheit der Natur auch für die kommenden Generationen bewahren und erhalten.“