In welcher Apotheke gibt es einen Test-Termin? Diese Frage beschäftigt momentan viele. Mit den Möglichkeiten, Abläufen und verfügbaren Kontingenten der kostenlosen Bürgertests sieht es sehr unterschiedlich aus. Es herrscht auch Frust bei den Apothekern.

  • Ludwigshafen: Pinelopi Argiti führt mit Hilfe ihres Lebensgefährten Ariel Wagner drei Apotheken in Engen, Mühlhausen und Ludwigshafen. In den beiden ersten bieten sie zweimal pro Woche zwei Stunden lang Corona-Schnelltests an, in der See-Apotheke in Ludwigshafen dreimal pro Woche. Auch die Erzieher der Kindergärten in Ludwigshafen wurden bisher zweimal wöchentlich von ihnen getestet. Außerdem betreut das Team das Testzentrum im Bildungszentrum Engen. Dabei werden über 400 Schüler im 30 Sekunden-Rhythmus durchgetestet. Allein die Aufzählung lässt erahnen, wie aufreibend diese Aktionen für die Mitarbeiter und die Ehrenamtlichen sind.

„Wir können nicht mehr!“

Die Testungen kämen zur normalen Arbeit hinzu und die Dokumentationspflichten seien erheblich, sagt Ariel Wagner. Er macht deutlich: „Wir können nicht mehr. Seit über einem Jahr haben wir diesen Ausnahmezustand. Der personelle Notstand interessiert die Politik überhaupt nicht. Es ist eine Katastrophe.“ Die Politik sage, die Apotheken könnten das alles leisten: Desinfektionsmittel herstellen, Masken verkaufen, Impfstoffe organisieren und Tests durchführen, doch allein die bürokratischen Vorgaben seien enorm und von der gleichbleibenden Anzahl der Mitarbeiter fast nicht zu leisten.

Ariel Wagner von der See-Apotheke in Ludwigshafen. Bild: Privat
Ariel Wagner von der See-Apotheke in Ludwigshafen. Bild: Privat

Apotheker und PTA arbeiten stetig an Testungen

Wagner betont: „Es gibt bei uns in den Apotheken nur zwei Berufsgruppen, die Tests durchführen: Apotheker und pharmazeutisch-technische Assistenten.“ Das Problem sei, dass insgesamt zu wenig ausgebildet werde und das Interesse auch leider nicht so groß sei wie früher. Die Ausbildung zum beziehungsweise zur PTA – häufig üben Frauen diesen Beruf aus – finde an privaten und staatlichen Schulen statt. Bei den einen sei das Schulgeld hoch, von den anderen gebe es zu wenige. „Es wird weit unter dem Bedarf ausgebildet“, so Wagner, der selbst PTA ist.

Schnelltests sind keine Alternative

Könnten da nicht Selbsttests aus den Discountern Entlastung bringen? Ariel Wagner verneint das entschieden. Erstens kauften die großen Ketten alles auf, was der Markt hergebe und entschieden selbst, wo wie viel verkauft werde. Zweitens hätten viele Anwender keine Ahnung von der Testung. „Sie lesen eventuell nicht die Bedienungsanleitung, halten vielleicht die Testkassette während des Vorgangs hoch oder benutzen zu wenig Abstrichmaterial. Das sind nur einige der möglichen Fehlerquellen. Solche Tests gehören nicht in die Hand von Laien“, kritisiert er und argumentiert: „Schon Kleinigkeiten können völlig andere Reaktionen hervorrufen. Dann gibt es vielleicht ein falsch-negatives Ergebnis und die Menschen laufen herum und fühlen sich sicher, obwohl sie in Wahrheit infiziert sind und andere anstecken können.

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  • Stockach: Michael B. Vetter kann in seiner Apotheke derzeit keine kostenlosen Corona-Schnelltests anbieten. „Wir werden dermaßen überrannt von Unternehmen und Leuten, die qualifizierte Zertifikate für Grenzübertritte, Reisen und Kliniken brauchen. Die bedienen wir vorrangig und schaffen einfach nicht mehr. Wir testen an manchen Tagen Menschen im dreistelligen Bereich.“
Michael B. Vetter in seiner gleichnamigen Apotheke in Stockach. Bild: Claudia Ladwig
Michael B. Vetter in seiner gleichnamigen Apotheke in Stockach. Bild: Claudia Ladwig

Das von ihnen verwendete Hochleistungsmaterial sei teurer als das, das über den Bürgertest bezahlt werde. Die meisten Tests führten er selbst und eine besonders geschulte Mitarbeiterin aus, zwei weitere arbeiteten im Labor. „Wir nehmen den Abstrich im Nasenhintergrund, dort ist die Virenlast hundertfach höher als im Nasenflügel oder Rachen.“ Dadurch lasse sich deutlich früher erkennen, ob jemand positiv ist. „Dieses Vorgehen kombiniert mit dem hochwertigen Material gibt eine belastbare Aussage.“

Zertifikat in mehreren Sprachen

Dem Kunden werde dann ein in drei Sprachen ausgefertigtes qualifiziertes Zertifikat übergeben, das bisher immer akzeptiert worden sei, auch wenn sich die Ansprüche jeder Fluggesellschaft oder des Zolls permanent änderten, so Vetter. Von allen Zertifikaten würden Kopien abgelegt, so dass der Test jederzeit nachgewiesen werden könne. „Wir betreiben einen richtigen Aufwand und kommen ohne den Preis nicht hin.“

Bürgertests, erklärt er, würden so unattraktiv vergütet, dass maximal eine Kostendeckung erreicht werde. „Wir hatten 50 bis 100 Anrufe nur wegen eines Friseurbesuchs. Das ist nicht der Sinn der Bürgertestung. Diese soll anlasslos sein.“

Wie man einen Test professionell vornimmt

Testen und Impfen seien die Maßnahmen, die künftig wieder Normalität ermöglichten, sagt Michael B. Vetter. Bei Selbsttests ist der Apotheker jedoch ebenso skeptisch wie Ariel Wagner. Er weist darauf hin, dass die Viren am Anfang einer Erkrankung nicht im vorderen Nasenbereich angesiedelt seien. „Das Einführen ist unangenehm, das macht keiner gern.“ Er schule online Unternehmen in ganz Süddeutschland und erkläre ihnen, wie Teststraßen in Unternehmen aufgebaut werden. „Das modifiziere ich für Schulen und Kindergärten. Ich leite Schüler an, wie sie sich selbst testen. Das Gefühl, wie es sich anfühlen muss, wenn sie es richtig machen, bleibt ihnen in Erinnerung.“ Leider gebe es immer Eltern, die ihren Kindern diese Tests verweigerten.

  • Eigeltingen: Einen anderen Weg geht die Mauritius-Apotheke in Eigeltingen. Sie bietet seit Mitte März täglich Corona-Schnelltests an. Wer getestet werden möchte, muss sich anmelden und erhält seinen Termin für einen Vormittag sowie dienstags und freitags auch am Nachmittag. Hier wird der für den Kunden kostenfreie Bürgertest angewandt.

Fast alle wollen sich testen lassen

„Seit Montag haben wir gefühlt zehn Anrufe in zwei Minuten“, berichtet PTA Klaudija Maier. Als die Tests noch kostenpflichtig waren, seien die Leute gekommen, doch jetzt nutzten viele die Möglichkeit, weil sie Ältere oder Neugeborene besuchen wollten oder, um für sich selbst Sicherheit zu erhalten. „Für die Tests hat unsere Chefin Susanne Donate extra eine Arzthelferin eingestellt. Mit dem Stammpersonal wäre das nicht zu schaffen. Wir sind mit Corona ziemlich gefordert.“

Sie weist darauf hin, dass nicht jede Apotheke die Möglichkeit habe, Tests anzubieten. Die Räumlichkeiten müssten passen, das Labor müsse ständig desinfiziert werden. Aber sie glaubt, dass sich der Einsatz lohnt: „Die Testung gibt den Menschen Sicherheit in dieser Angstzeit.“

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