Mit Ingo Espenschied hatt das Nellenburg Gymnasium einen ausgewiesenen Experten für deutsch-französische und europäische Beziehungen zu einem Vortrag eingeladen. Espenschied hat bereits vor zehn Jahren das sogenannte Doku-Live Format entwickelt, in welchem er einen lebendigen Live-Kommentar mit unterschiedlichen Medien verbindet – wie etwa historische Fotos, Animationen, Karikaturen, Interviews, originale Wochenschauberichte und so weiter – die er auf mobile Kinoleinwände projiziert.
In einer 90-minütigen aufregenden Multimediadokumentation konnten nun die Schülerinnen und Schüler der 11. und 12. Klassen des hiesigen Gymnasiums erleben, wie der Journalist Ingo Espenschied das Thema "Europa und der Erste Weltkrieg" präsentierte. Sein Vortrag trug den Untertitel "Friedensbotschaft von Fiquelmont".
Botschaft im Schnapsfläschchen
Der kleine französische Ort Fiquelmont ist ein Teilort der Gemeinde Thumerèville in der Nähe von Verdun, wo 1981 ein Schnapsfläschchen gefunden wurde, welches eine beeindruckende Friedensbotschaft enthielt und eine Hinterlassenschaft von sechs deutschen Soldaten des Zweiten Weltkrieges aus dem Jahr 1916 darstellt. Laut Espenschied rufen diese sechs Soldaten in einem dramatischen Appell in ihrer Flaschenpost kommende Generationen zum Frieden auf und "skizzieren die Utopie eines geeinten Europas".
Der Journalist zeigt in seinem beeindruckenden Vortrag im Auftrag der Konrad-Adenauer-Stiftung den langen schwierigen Weg bis zum heutigen vereinigten Europa. Obwohl in seinem Vortrag viel Optimismus für die Zukunft Europas mitschwang, beantwortete er doch die Frage der Geschichtslehrerin Barbara Neubrand, ob er das Konstrukt Europa in Gefahr sehe, mit den ernüchternden Worten: "Ja, Europa ist heute sehr in Gefahr", was auch, so seine These, am "Verkommen der politischen Kultur" liege. Er forderte in seinem abschließenden Appell die jungen Gymnasiasten auf, alles dafür zu tun, dass dieses freie Europa erhalten bleibt und sich kriegerische Tragödien – wie im 20. Jahrhundert – nicht wiederholen.

Starker Beifall für den Referenten
Aylin Er, Politikstudentin aus Freiburg und momentan Praktikantin am Nellenburg Gymnasium, fand die Präsentation spannend und glaubt, dass die Schülerinnen und Schüler fasziniert von dieser Art des Geschichtsunterrichts sind. Das unterstrichen auch die beiden Oberstufenschülerinnen aus Aach, Sabrina Bürßner und Magdalena Jurisch, die diesen Vortrag nicht verpassen wollten, auch wenn sie schon unterrichtsfrei gehabt hätten. Wie der starke Beifall am Schluss des Vortrags bewies, haben sie sich richtig entschieden.
Susanne Schlemmer, Abteilungsleiterin Gesellschaftswissenschaften am Gymnasium, dankte dem Referenten für dessen beeindruckenden Vortrag.
Zur Person
Ingo Espenschied (49), der unter anderem an der Pariser Sorbonne und an der London School of Economics Politik studierte, hat es sich zur Aufgabe gemacht, seinen Zuhörern die Faszination Europas und die deutsch-französischen Beziehungen näher zu bringen. Er hält seine Vorträge auch für die Konrad-Adenauer-Stiftung im Rahmen des Politischen Bildungsforums Baden-Württemberg. Er ist stolz auf eine Auszeichnung der Republik Frankreich, die er für seine Vorträge von der Commission du Centenaire erhielt.