Stockach – Auf dem Kiesbett unter dem Operationstrakt schweift der Blick von Geschäftsführer Berthold Restle am Stadtgarten entlang am Parkhaus vorbei Richtung St. Oswald. Kein Bagger, kein Kran, kein Betonmischer stört den Blick. Gebaut wird ein privates Mehrfamilienhaus zwischen Stadtgarten und Carl-Walcker-Weg, aber nicht ein neuer Bettentrakt für das Krankenhaus auf der Wiese vor dem Eingang. Eine zeitgemäße Unterbringung der Patienten in modernen Zwei-Bett-Zimmern statt vereinzelt noch in Vier-Bett-Zimmern lässt auf sich warten.

Berthold Restle zuckt mit den Schultern. Manche Dinge lassen sich kaum beeinflussen. Seit zwei jahren liegt der Antrag für den Nebau und die Sanierung des Altbestands im Sozialministerium, in diesen Tagen sei die von Minister Manne Lucha unterschriebene "Bedarfsgerechtigkeitsbescheinigung" im Regierungspräsidium eingegangen, wie Restle bei einem Besprechungstermin mit dem zuständigen Sachbearbeiter in Freiburg erfahren hat. Nun ist es amtlich, der Bedarf nach neuen Zweibettzimmern in Stockach ist berechtigt und in den Bedarfsplan des Landes aufgenommen, damit hat das Krankenhaus Anspruch auf Zuschüsse.

Alles gut, der Bagger kann kommen? Noch lange nicht. Das Sozialministerium ist nicht die einzige Landesbehörde, die mit der Abarbeitung von Anträgen kämpft. Bevor ein Zuschuss fließt, muss die Oberfinanzdirektion den Antrag von der baufachlichen Seite sichten, prüfen und einen Stempel setzen. Dort liegt der Antrag zwar seit März vor, doch die Oberfinanzdirektion leide an Personalengpässen. Es habe offensichtlich einen Einstellungsstopp beim Land gegeben, der erst jetzt mit einem schmalen Personalkorridor wieder geöffnet worden sei. "Wir müssen warten, bis sie zu Stockach kommen", sagt Restle. Eine Hoffnung setzt der Geschäftsführer des Krankenhauses in die Mitarbeiter der Oberfinanzdirektion: "Nach dem die Ministerbescheinigung jetzt vorliegt, ziehen sie uns vielleicht zur Bearbeitung aus dem Antragsstapel."

Vor Sommer oder Herbst 2017 rechnet der Geschäftsführer dennoch nicht mit dem Beginn der Bauarbeiten. "Selbst wenn die Bewilligung vorliegt, brauchen wir noch sechs Monate für die Ausführungsplanung." Die Baukosten habe der Architekt mit 4,2 Millionen Euro berechnet. "Das war vor zwei Jahren", schränkt Restle ein. Die Sachbearbeiter der Oberfinanzdirektion legen bei ihrer Prüfung die förderfähigen Kosten fest, die selten mehr als 80 Prozent des eingereichten Plans erreichen. "Auf diese förderfähigen Kosten bekommen wir dann einen Fördersatz, der zwischen 40 und 60 Prozent liegt."

Die Krankenhaus GmbH mit dem Hauptgesellschafter Stadt Stockach muss deshalb einen großen Teil der Investition schultern, der Anteil dürfte bei über zwei Millionen Euro liegen. Restle weiß, wer das langfristige Wohl und Wehe der Gesundheitseinrichtung garantiert. Bei der Bürgerversammlung hat er auch für die Mitarbeiter gesprochen: "Wir sind uns bewusst, dass die Stadt sich mit dem Krankenhaus einer großen Aufgabe stellt."

Vor den neuen OP-Trakt soll parallel ein neuer Bettentrakt für das Krankenhaus Stockach errichtet werden. Nach der Beziehung des neuen Bettenhauses soll der Altbestand saniert und die Vier- und Dreibettzimmer umgewandelt werden. Nach und nach sollen Zweibettzimmer zum Standard werden.