Stephan Freißmann und Ramona Löffler

Wer bei dem Unternehmen USG Umwelt Service GmbH Müll abliefern will, muss sich weiter gedulden: Auch mehrere Wochen nach Beginn des Annahmestopps ist der Hof der Firma an der Bundesstraße 313 zwischen Rißtorfkreisel und dem Abzweig zum Industriegebiet Hardt noch nicht wieder offen. Das betrifft zahlreiche Bürger, die Grünschnitt aus ihrem Garten an dieser Stelle abliefern wollen. Aber auch für Gewerbebetriebe, die ihre Abfälle über das Unternehmen entsorgen, ist die Lage misslich. Denn sie werden ihren Müll nicht los.

Doch auch wenn der Betriebshof geschlossen bleibt, hat Stefan Trummer, Geschäftsführer von USG, auch positive Neuigkeiten. Am Dienstag, 17. September, wolle man Gewerbekunden wieder mit dem Müllfahrzeug anfahren. Die Container des Unternehmens müssten allerdings noch stehen bleiben.

Hintergrund ist ein Annahmestopp, den das Regierungspräsidium (RP) Freiburg am 20. August verhängt hat, wie aus einer Stellungnahme der Behörde hervorgeht. Demnach liegen auf dem Gelände der USG zu viele Abfälle. Die genehmigten Lagermengen seien deutlich überschritten worden, heißt es darin. Es müsse sichergestellt werden, dass „keine schädlichen Einwirkungen auf die Umwelt oder Gefahren für die auf dem Betriebsgelände Beschäftigten entstehen“. Im Klartext: Die USG muss den Müll vom Hof bekommen.

Vor drei Wochen, als dieses Foto entstanden ist, lief der Abtransport des gemischten Abfalls auf dem USG-Gelände bereits. Doch damit ...
Vor drei Wochen, als dieses Foto entstanden ist, lief der Abtransport des gemischten Abfalls auf dem USG-Gelände bereits. Doch damit geht es offenbar langsamer als geplant. | Bild: Löffler, Ramona

Doch das gestaltet sich offenbar schwieriger, als Geschäftsführer Trummer ursprünglich angenommen hatte. Kurz nach Beginn des Annahmestopps ging er noch davon aus, dass das Thema nach einer Woche erledigt sei. Inzwischen lautet seine Prognose, Anfang Oktober wieder öffnen zu können. Denn die Mülllager auf dem Firmengelände seien groß und die Abfuhr ziehe sich hin. Trummer: „Es ist zu viel Müll auf dem Markt.“ Daher komme man nicht so rasch voran wie gedacht. Es sei schon einiges abgefahren worden, doch Abnehmer seien schwer zu finden.

Auch eine Teilfreigabe des RP für Grünschnitt und Altpapier, um die er sich bemühen wollte, bekomme das Unternehmen nicht, so Trummer. Die Annahme von Grünschnitt und Altpapier wird für Bürger von Stockach, Orsingen-Nenzingen und Bodman-Ludwigshafen aus den Müllgebühren finanziert und ist daher für Einwohner dieser Gemeinden bei der Ablieferung kostenlos. Sein Ziel sei nun, so viel Müll vom Betriebshof abzutransportieren, dass der Betrieb wieder in vollem Umfang weitergehen kann, erklärt Trummer.

Die jetzige Situation habe sich über etwa drei Monate angebahnt, so der Geschäftsführer. Beim RP heißt es, man habe die wachsenden Mengen mehrfach angemahnt. Hauptsächlich erklärt Trummer die Lage damit, dass bei derzeit gut laufender Konjunktur reichlich Müll anfalle. Gleichzeitig sei die Kapazität bei Deponien und Verbrennungsanlagen knapp. Als eine Verbrennungsanlage in der Schweiz, die die USG beliefere, kürzlich wegen Umbauten für einige Wochen geschlossen habe, habe sich das Material angesammelt.

Gerüchten, dass das Unternehmen die Deponiegebühren nicht bezahlen könne, widerspricht Trummer entschieden: Am Geld liege es nicht, das Unternehmen stehe gesund da. Öffnen dürfe das Unternehmen wieder, wenn der Nachweis erbracht sei, dass der Betrieb im genehmigten Bereich laufe, geht aus der Stellungnahme des RP hervor. Dies sei noch nicht der Fall, so der stellvertretende Pressesprecher Matthias Henrich.

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Das Thema bewegt auch die Kommunalpolitik in Stockach. So fragte Gemeinderat Martin Bosch (CDU) in der jüngsten Sitzung des Planungsausschusses nach dem Stand der Dinge. „Das Regierungspräsidium hat Mängel verschiedener Art festgestellt“, erklärte Harald Schweikl vom Stadtbauamt. Die Gemeinde suche nun eine Lösung für die Grünschnittentsorgung für die Bürger. Dies sei aber nicht einfach. Grünschnitt könne nach Singen zum Unternehmen Reterra gebracht und für eine kleine Gebühr entsorgt werde, doch der Aufwand sei sehr groß. „Wir wollen eine Lösung finden, die für alle machbar ist“, sagte Bürgermeister Rainer Stolz.

Auf SÜDKURIER-Nachfrage sagte Schweikl, dass die Stadtverwaltung sich mit Hochdruck bemühe, eine Lösung zu finden. Doch dafür brauche es beispielsweise einen großen befestigten Platz, um Container aufzustellen. Informationen dazu stellte Schweikl für die nächsten Tage in Aussicht.

An der Gesamtlage – wachsende Müllmenge bei knapper Entsorgungskapazität – sieht Geschäftsführer Trummer indes keine Änderung. Der Annahmestopp bei der USG sei kein Einzelfall unter den Entsorgungsunternehmen der Region. Und er nimmt an, dass es solche Situationen künftig immer wieder geben dürfte.

Die Notlösungen der Gemeinden

  • Orsingen-Nenzingen: Die Gemeinde bietet ihren Bürgern inzwischen die Abgabe von Grünschnitt auf dem Bauhof in Orsingen an. Dieser hat inzwischen samstags von 8 bis 10 Uhr geöffnet, damit die Bewohner dort die Gartenabfälle in einem Container abgeben können, erklärte Hauptamtsleiter Günther Reichle auf SÜDKURIER-Nachfrage. Dieser komme von der Firma Riester in Radolfzell.
  • Bodman-Ludwigshafen: Direkt nach Bekanntwerden der vorübergehenden USG-Schließung bot die Gemeinde ihren Bürgern die Möglichkeit, sich die Gebühr erstatten zu lassen, die bei der Entsorgung von Grünschnitt beim Kompostwerk Reterra in Singen fällig wird. Das wird auch als Übergangslösung weiterhin so gehandhabt. Die Gemeinde suche aber nach einer anderen Lösung, erklärte Hauptamtsleiter Stefan Burger auf Nachfrage. Sehr wichtig sei, dass die Bürger ihre Grünabfälle nicht bis zur nächsten Grünschnittabfuhr am 23. Oktober aufheben, weil dies die Möglichkeiten sprengen würde. Die Abfuhr wäre dann überfordert, so Burger. Sie sei nur für einen Tag vorgesehen, doch bei großen Mengen wären zwei Tage notwendig. Das könnte die zuständige Firma nicht leisten. Dann bräche die Abfuhr zusammen, sagt Burger. „Wir bemühen uns, zeitnah eine brauchbare Lösung zu finden. Die Kapazität der USG fehlt jetzt einfach.“ Die Gemeinde überlegt, ob sie selbst eine Grünschnitt-Annahmestelle einrichten könne, müsse aber erst noch den rechtlichen Rahmen klären. (löf)