Verwaltung und Gemeinderat in Steißlingen sind sich einig, dass das Thema Klimaschutz weiter an Bedeutung gewinnt – und immer mehr Arbeit macht. Doch im Ort fehlen die Kapazitäten, um die erforderlichen Maßnahmen umzusetzen. Jetzt wird diskutiert, die Zusammenarbeit mit den Nachbargemeinden und ein interkommunales Experiment zu starten. Die Verwaltungsspitze im Steißlinger Rathaus will Fachkompetenz für die Gemeinde durchaus vor Ort behalten. Allgemeine Aufgaben könne aber ein kreisweites Klimamanagement übernehmen und so die Verwaltung vor Ort entlasten.
Bürgermeister blickt in die Zukunft
Während es in größeren Städten bereits Klimaschutzmanager gibt, tun sich kleinere Kommunen schwer, diese Stellen sinnhaft zu besetzen. Meist gibt es zu wenig Aufgaben für eine ganze Stelle und die Aufgaben werden in verschiedenen Fachbereichen abgearbeitet. Doch würden die Vorgaben von übergeordneten Behörden immer höher, sodass hier Fachkenntnis gefragt sei.
Steißlingens Bürgermeister Benjamin Mors blickt in die Zukunft: „Wir brauchen wahrscheinlich bald Klimamanagement, um an Förderungen in diesem Bereich zu kommen oder um Anträge stellen zu können“, erläuterte er in der jüngsten Sitzung den Ratsvertretern.
Fachkompetenz für Förderanträge gefragt
Bereits vor einem Jahr haben sich Gemeinderat und Verwaltung auf den Weg gemacht, um diese Anforderungen in einer sinnhaften Form zu bewältigen. „Leider war festzustellen, dass für kleinere Kommunen geeignete Fördertöpfe insbesondere des Landes, nach kürzester Zeit leer waren. Und es gibt diese Fachkräfte auf dem Markt nicht“, bedauert Mors.
So wurde nach einer anderen Lösung gesucht. Nun schlug die Verwaltung vor, sich an der gemeinsamen Entwicklung einer kommunalen Klimaschutzstelle im Landkreis zu beteiligen und auch anteilig Kosten zu übernehmen. Die befristete Personalstelle soll zu 70 Prozent durch eine Bundesförderung finanziert werden. Der Förderzeitraum beträgt vier Jahre. Die restlichen 30 Prozent übernehmen anteilig die teilnehmenden Kommunen. „Das wären voraussichtlich 3000 bis 5000 Euro im Jahr für Steißlingen“, vermutet Mors. „Man könnte so viel machen mit dem Geld, das für die Stelle anfällt“, ahnte Gemeinderat Lukas Fehringer.
Auch Gemeinderat Hugo Maier fügte an: „Wir geben bereits viel Geld in diesem Bereich aus.“ Mors antwortete: „Der Flaschenhals der Umsetzung bleibt. Durch das Klimamanagement bekommen wir Transparenz und können selbst entscheiden, wo wir beginnen wollen und welche Maßnahme etwas bringt.“ Zudem sei das Klimamanagement theoretischer Natur und man könne schon während der Datenerhebung und dem Erheben von Statistiken praktisch etwas tun, also Maßnahmen umsetzen. Auch habe man bereits eine Klimabilanz erarbeitet, die viel Kompetenz beim Thema Klimamanagement gebündelt habe.
Viel Arbeit, aber nicht genug
„Die Gemeinde Steißlingen ist angehalten, eigene Anstrengungen zur Reduktion des Treibhausgasausstoßes zu unternehmen“, betont Benjamin Mors. Der zusätzliche Arbeitsaufwand sei immens und doch seien die Aufgaben nicht so umfangreich, dass sich eine Vollzeitstelle ergebe. Für eine Teilzeitstelle ließe sich aber kaum gut qualifiziertes Personal für diesen speziellen Bereich finden.
So sprach er sich deutlich für eine Beteiligung an einer Stelle, die sieben Gemeinden beim Thema Klimaschutz unterstütze, aus – und der Gemeinderat schloss sich dem einstimmig an.
Auf Nachfrage erläuterte Mors, dass das Klimamanagement nur die Kommune beträfe. Für private Haushalte und Unternehmen gäbe es die Energieberatung des Landkreises. Auch unterscheide sich das Klimamanagement von der Wärmeplanung. Diese sei bereits beauftragt und böte Investoren eine Entscheidungsgrundlage auf der gesamten Gemarkung. Das interkommunale Klimamanagement leiste Vorarbeit für den Klimaschutz und übernehme konzeptionelle Arbeiten, die Kommune sei aber trotzdem intensiv im Thema. Denn die geballte Kompetenz für Steißlingen komme aus der Steißlinger Verwaltung.