Steißlingen schafft Wohnraum für Flüchtlinge im Industriegebiet. Platzgröße, Infrastruktur und eine gute Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr sprechen laut Gemeinderat und Verwaltung für den Standort im Steißlinger Gewerbegebiet. Im Ortskern sei aber auch Wohnraum geschaffen und angemietet worden, um die Aufnahmequote des Landratsamts erfüllen zu können, so Bürgermeister Benjamin Mors. Jetzt müsse es einen weiteren Schritt geben in Richtung einer größeren Flüchtlingsunterkunft.
Im Januar stimmte der Gemeinderat dem Vorhaben, eine Containeranlage zu errichten, zu. Im März einigte man sich auf die obere Industriestraße als Standort. Diesem Beschluss ging eine intensive Abwägung zwischen erforderlichen Standortfaktoren und guten Voraussetzung für die Integration voraus. Nun hat sich der Gemeinderat für konkrete Container entschieden. So kann ein angepasster Bauantrag eingereicht werden und die Planungen für die Fläche wie die Erschließung und die notwendigen Hausanschlüsse mit Wasser, Strom, Abwasser und Telekommunikation können angepasst werden.
Es soll eine Containeranlage mit 40 Containern entstehen. Dazu gehören privat genutzte Container mit Sanitärbereichen ebenso wie gemeinschaftlich genutzte Küchenbereiche, Sozialräume, ein Trocken- und ein Hausmeisterraum. Die Container sind bei Anlieferung unmöbliert. Der Gemeinderat entschied sich unter anderem für das Angebot, weil es eine zentrale Wärmepumpe beinhaltet, die im Sommer auch für die Kühlung genutzt werden kann. „Wenn die Temperaturen zentral geregelt werden können, ist die Technik weniger anfällig und kann besser gewartet werden“, führte der Leiter des Bauamts, Christian Weber, aus. Zudem baue der Anbieter die Anlage nach den energetischen Standards des gewöhnlichen Hausbaus, und es würden dreifach-Isolierverglasungen verbaut. Die anderen Anbieter hätten nur einfache Wärmestandards geboten. Das könnte zu höheren Unterhaltskosten führen und würde dem bewussten Umgang mit Energie im Sinne des Klimawandels nicht entsprechen.
„Der Landkreis Konstanz hat den Gemeinden Ende vergangenen Jahres die Zuweisungen für die Monate Februar, März und April mitgeteilt. Durch Verhandlungen des Gemeindetags gelang es, eine Vereinbarung zwischen Kommunen und dem Landkreis abzuschließen, welche die Zuweisungen auf September verschiebt, um genügend Zeit für die Schaffung weiteren Wohnraums zu erhalten“, erklärte Bürgermeister Benjamin Mors. Doch eine Ausschreibung sei mit diesem Zeitdruck nicht möglich und die freihändige Vergabe die einzige Möglichkeit. Zudem betonte er erneut, dass die Gemeinden als „letztes Glied“ bereits über der Belastungsgrenze seien. Für die bürokratischen Mehraufgaben, die durch die Anschlussunterbringung der Flüchtlinge entstehen, müssten die kommunalen Mitarbeiter viele Stunden einbringen, die an anderer Stelle fehlten, fügte Hauptamtsleiter Roland Schmeh an. Benjamin Mors kritisierte die unkoordinierte Verteilung der Flüchtlinge innerhalb Europas sowie die Bundes- und Landespolitik, welche die Kommunen bei der Unterbringung und Integration nahezu alleine ließe. Der Gemeinderat forderte eine Entlastung der Kommunen. Der Beschlusszusatz lautete: „Die Bundes- und Landespolitik wird aufgefordert, die Kommunen stärker bei der Unterbringung von Flüchtlingen zu unterstützen beziehungsweise die Kommunen als untere Ebene deutlicher zu entlasten.“ Rund 160 Flüchtlinge sind in Steißlingen in 19 dezentral liegenden Unterkünften untergebracht. Damit ist der Wohnungsmarkt leergeräumt. Ein Neubau von Wohnungen dauere zu lange und sei finanziell nicht stemmbar, so Benjamin Mors. Darum müsse die Containeranlage schnellstmöglich errichtet werden. Sonst müssten kommunale Sporthallen oder andere Begegnungsstätten wie das Remigiushaus zur Unterbringung der Flüchtlinge genutzt werden.