Das Einkaufen soll zum Erlebnis werden: Was für den Handel im Allgemeinen gilt, haben sich auch die Initiatoren des Singener Unverpackt-Ladens am Herz-Jesu-Platz auf die Fahnen geschrieben. Noch läuft das Geschäft nicht so ertragreich wie gewünscht, aber Idealismus macht das Defizit wett.
Im Mai 2020 hat der Singener Unverpackt-Laden sein Geschäft eröffnet. In bester Lage am Herz-Jesu-Platz gelegen, ermöglicht der Laden plastikfreies Einkaufen. Mit Überzeugung und Begeisterung verfolgen die Betreiber der Genossenschaft Herzlich Unverpackt seitdem das Ziel, unnötigen Müll zu vermeiden.
Qualität, Nachhaltigkeit und Transparenz
Auch die Kunden schätzen das Angebot. „Zu wissen, dass die Umwelt nicht noch mehr verschmutzt wird und die Produkte unbehandelt sind, sind für mich Gründe hier regelmäßig einzukaufen“, sagt Angela Savin, die zu den Stammgästen im Unverpackt-Laden gehört. Zusammen mit ihrer Tochter Vicky kauft sie wöchentlich im Laden ein.
Beide haben auf vollständig vegane Ernährung umgestellt, weshalb die Qualität der Lebensmittel für sie ein entscheidendes Kriterium sei.

„Auch die Transparenz, woher die Produkte kommen, finde ich überzeugend“, erklärt Savin. An allen Produkten befinden sich Hinweisschilder mit dem Namen des Lieferanten sowie dem Herkunftsort. „Für uns ist es wichtig, dass die Lebensmittel nicht vom anderen Ende der Welt kommen“, argumentiert Tochter Vicky. Das sei nicht nachhaltig. Sie finde es gut, dass das Getreide, das im Laden angeboten werde, aus regionalem Anbau komme.
Führungen für neue Kunden
„Für die meisten Kunden ist der Ablauf im Unverpackt-Laden schon Routine“, berichtet Corinna Kraft, die für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig ist. „Kommen Kunden zum ersten Mal in den Laden, nehmen wir uns Zeit und erklären, wie es geht. Manchmal machen wir sogar eine Führung im Laden“, erzählt sie schmunzelnd.
Das Prinzip ist leicht zu verstehen. Die Kunden bringen eigene leere Gefäße mit. Diese werden gewogen, bevor die Lebensmittel eingefüllt werden. „Alle, die keine eigenen Gefäße haben, können hier entsprechende Gefäße günstig kaufen“, so Kraft. Ein Blick ins Regal zeigt verschließbare Gläser in verschiedenen Größen.
Das Ziel ist klar. Es soll so wenig Verpackungsmüll wie möglich entstehen und tatsächlich finden sich im ganzen Laden keine Plastikverpackungen. „Als wir von der Idee des plastikfreien Einkaufens gehört haben, waren meine Frau und ich sofort Feuer und Flamme“, erzählt Jürgen Denzel. „Deshalb haben wir uns an der Genossenschaft beteiligt und engagiert.“
Heute ist Denzel Aufsichtsratsvorsitzender der Genossenschaft Herzlich Unverpackt, die hinter dem Unverpackt-Laden steht. „Gerade die Genossenschaft stärkt den Laden und macht ihn widerstandsfähig“, so Denzel. Dies sei sicher ein Unterschied zu privaten Betreibern von Unverpackt-Läden.
Nach dem Lockdown sinkt die Nachfrage
Zusammen mit Kraft berichtet er von schwankenden Umsätzen in den ersten 1,5 Jahren des Betriebs. Während gerade in der Corona-Zeit viele Neugierige kamen und das Einkaufserlebnis schätzten, habe sich der Andrang nach dem Corona-Lockdown wieder abgeschwächt, so Kraft. Dies sei allerdings standortunabhängig. Auch an anderen Orten gebe es bei Unverpackt-Läden entsprechende Verläufe.
Von Vorteil sei in Singen der samstägliche Wochenmarkt, weil sich das Sortiment wunderbar ergänze.
Im ersten Geschäftsjahr, das 2020 rund sieben Monate dauerte, wurde ein Verlust in Höhe von rund 50.000 Euro erwirtschaftet. Dieser wird zum einen durch die Genossenschaftsanteile, zum anderen durch Kredite gedeckt.
Dass sich der Fehlbetrag in Grenzen hält, liegt vor allem an den niedrigen Personalkosten. „Alle, die im Verkauf arbeiten, machen dies ehrenamtlich. So entstehen im Verkauf keine Personalkosten“, erklärt Corinna Kraft. Dennoch freue man sich über jedes neue Genossenschaftsmitglied, das die Idee aus Überzeugung mittrage, so Aufsichtsrat Jürgen Denzel.