Was lange währt, wird endlich gut: Nach drei Jahren konnte nun das Wohnhaus und die angegliederte Tagesförderstätte der Stiftung Liebenau in der Singener Nordstadt gesegnet und eingeweiht werden. Dort haben laut Pressemitteilung der Stiftung Liebenau 20 Menschen mit Einschränkungen eine neue Heimat gefunden und erhalten im Förder- und Betreuungsbereich eine ihren Neigungen und Fähigkeiten entsprechende sinnstiftende Tagesstruktur.
Die Stiftung Liebenau
Die Segnung des Hauses und der Menschen, die darin leben und arbeiten, fand zuvor im internen Kreis statt und erfolgte durch Susanne Ploberger, Gemeindereferentin in der katholischen Seelsorgeeinheit Singen, gemeinsam mit Sofie Fiebiger, Pfarrerin der evangelischen Dietrich-Bonhoeffer-Gemeinde: Ein guter Geist solle die Menschen jeden Tag begleiten: Bewohnerinnen und Bewohner sowie alle Mitarbeitenden, von der Leitung bis zur Hauswirtschaft.
Feierlicher Festakt im Zelt
Der anschließende Festakt fand bei strahlendem Wetter in einem eigens dafür aufgestellten Zelt vor dem Wohnhaus statt. Zahlreiche Menschen mit Behinderungen und deren Angehörige oder rechtliche Betreuende, Mitarbeitende der Stiftung Liebenau, Menschen aus öffentlichen Institutionen, wie der Stadt Singen, dem Landratsamt Konstanz, der Diözesen Freiburg und Rottenburg-Stuttgart sowie von Vertretern der Lebenshilfe und der Caritas, erfüllten das Festzelt schnell mit Leben.

Jörg Munk, Geschäftsführer der Liebenau Teilhabe, blickte in seiner Begrüßungsrede auf einen langen Prozess zurück, der nun ein gutes Ende gefunden habe. Bereits 2005 wurden die ersten Gespräche mit dem Landkreis Konstanz geführt, um eine bessere regionale Versorgung der Menschen vor Ort zu gewährleisten. Herausgekommen sei nun eine moderne Einrichtung, gebaut nach den bestmöglichen Standards in Baden-Württemberg, heißt es in der Mitteilung.
Dank an die Angehörigen
Als das Gebäude dann 2019 bezogen werden konnte, gelang dies – trotz intensiver Vorbereitung – nicht reibungslos. Selbstkritisch räumte Jörg Munk ein: „Wir wollten zu schnell und zu viel auf den Weg bringen, und dann kam noch die Pandemie dazu“. Einem „Liebenauer Rettungsteam“ aus erfahrenen Leistungskräften und Fachdiensten sei es schließlich gelungen, das Ruder rumzureißen. „Ich bin sehr froh, dass wir den Turnaround nun geschafft haben und danke auch den Angehörigen für ihre Geduld und Gesprächsbereitschaft“, so Munk weiter.
Die Vertreterin der Angehörigen, Tina Willauer, zeigte sich erleichtert, dass nun so ein tolles Team aus jungen und erfahrenen Mitarbeitenden eine herzliche Atmosphäre im Haus prägen und eine gute Vertrauensbasis geschaffen wurde. Nadine Gräf, die Heimbeirätin des Hauses, ergänzte auf die Frage von Hermann Engbers, der die Bereichsleitung für die Landkreise Bodensee und Konstanz innehat, dass sie sich seitdem richtig freut, nach der Arbeit in der Caritas-Werkstatt nach Hause in ihre Wohngemeinschaft zu kommen und erstmal eine Auszeit zu nehmen.
Fachkräftemangel ist Belastung
Stephan Hölzle, der seit März die Einrichtungsleitung übernommen hat, bestätigt, dass die Voraussetzungen in der Bruderhofstraße hervorragend seien. Dennoch ist der Fachkräftemangel eine große Belastung für alle. Auch deswegen fordert Geschäftsführer Munk eine Verbesserung der Ausbildungsrahmenbedingungen für das Berufsbild der Heilerziehungspflege und verweist auf die gesellschaftsstabilisierende Wirkung der frei-gemeinnützigen sozialen Einrichtungen im Land.
Bei der anschließenden Podiumsdiskussion bot Munk Singens OB Bernd Häusler und Stefan Basel, Dezernent für Soziales und Gesundheit beim Landratsamt, eine kollegiale und partnerschaftliche Zusammenarbeit an, um die Rahmenbedingungen für eine gute soziale Arbeit im Landkreis mitzugestalten. Beide nahmen das Angebot laut Mitteilung gerne an, warnten jedoch auch vor zu großen Erwartungen, was auf den Fachkräftemangel und die begrenzte Verfügbarkeit von bezahlbarem Wohnraum zurückzuführen sei.