Abwarten und Tee trinken ist nicht die Art von Nikola Michel. Ihr ist ein guter Cappuccino lieber und sie sprüht vor Energie und Tatendrang. Die 33-Jährige ist seit Dezember die neue Jugendreferentin des katholischen Dekanats Hegau, das zehn Seelsorgeeinheiten umfasst, in denen rund 64.000 katholische Christen leben.
Sie mag praktische Arbeit
Nikola Michel stammt aus Waldshut-Tiengen und kam über die Jugendarbeit in der Kirche zu ihrem Studienfach der Theologie. Nach dem Studium in Freiburg und Rom hat sie zunächst als Pastoralassistentin gearbeitet. „Ich habe aber gemerkt: Das ist nicht mein Ding“, erzählt sie. Ihr habe schon während des Studiums das Praktische gefehlt, deshalb jobbte sie erst einmal in einem Café und im Einzelhandel. „Die Begegnung ist mir wichtig und der Kontakt zu den Menschen“, erklärt sie. Im vergangenen Sommer kam dann der Wunsch, die Theologie doch wieder in den Beruf zu integrieren. „Die Stellenausschreibung der Jugendreferentin im Hegau hat mich angestrahlt“, berichtet sie. Nach der Zusage, sei Nikola Michel im Hegau sehr freundlich empfangen worden: „Die Freude war groß, eine Jugendreferentin gefunden zu haben.“
Nach Arbeitsbeginn kam der Lockdown
Die 33-Jährige war gerade dabei, loszulegen und sich in der Region bekannt zu machen, als Corona kam. „Von da an lief alles nur noch digital vom Homeoffice aus“, sagt sie. Anfangs sei sie nicht begeistert gewesen: „Ich bin kein digitaler Mensch.“ Doch nach und nach fand sie auch Gefallen an den digitalen Möglichkeiten. Bei Videokonferenzen mit anderen Jugendreferenten habe sie festgestellt, dass auch digital effektiv und kreativ gearbeitet werden kann. Die Corona-Zeit habe ihr gezeigt, was wesentlich ist. „Wichtig ist, dass man füreinander da ist“, sagt sie. Es habe nach dieser Zeit eine richtige Sehnsucht nach Begegnung gegeben. Die Erfahrung, wie es ist, wenn die Gesellschaft einmal runter fährt, fand sie spannend.
Vorstellung in den Gemeinden
Jetzt kann sie ihre Arbeit in persönlichen Begegnungen wieder aufnehmen und sich in den Gemeinden vorstellen. Sie will Ansprechpartner für die Jugendlichen sein und die Jugendgruppen im Dekanat begleiten. „Wie sind die Menschen vor Ort und was brauchen sie?“, will sie wissen. Gerade war sie mit dem Thema Jugendlager befasst. Die meisten Jugendgruppen in den Gemeinden haben sich als Ersatz für die Ferienlager, die wegen Corona abgesagt werden mussten, für Ferienfreizeiten vor Ort entschieden. Michel hat die Gruppenleiter bei ihrer Entscheidungsfindung unterstützt. Sie bildet die Jugendleiter der Gruppen aus und bietet Schulungen an. Wenn eine Gruppe Interesse an einem Thema hat, kann sie mit Ideen und Material weiterhelfen. Außerdem tauscht sie sich mit Jugendreferenten im Team des Bereichs Bodensee-Hohenzollern aus und geht in die Schulen, um dort mit den Jugendlichen ins Gespräch zu kommen.
Sie will viele Jugendliche erreichen
Sie will auch die Jugendlichen erreichen, die noch nicht in der Kirche oder bei den Pfadfindern engagiert sind. „Die Kirche muss sich für die Gesellschaft öffnen und auch neue Wege gehen, um die Menschen zu erreichen“, erklärt sie. Wenn man sehe, wie viele Menschen in Klöstern eine Auszeit nehmen, werde deutlich, dass es ein Bedürfnis nach Spiritualität gebe und viele auf Sinnsuche sind. Alle, die sich in der Kirche engagieren, müssten Alternativen zu den klassischen Angeboten suchen. „Es braucht das Wir“, sagt Michel. Die Kirche befände sich auch im Hinblick auf die Neuordnung des Bistums 2030 im Umbruch und diese Zukunft gelte es zu gestalten.
Im Dekanat Hegau mit Dekan Matthias Zimmermann fühlt Michel sich mit dieser Einstellung verstanden. Sie habe ein tolles Arbeitsumfeld mit einem sehr jungen Team. Sie erlebe viele Offenheit für neue Ideen und die Zukunft: „Von daher bin ich im Hegau richtig.“ An Ideen mangelt es ihr nicht. Sie möchte das Thema Rassismus aufgreifen und Stellung beziehen, außerdem bietet sie Veranstaltungen und Projekte an. Auch Projekte in Kooperation mit den Städten und Gemeinden kann sie sich vorstellen. Doch in erster Linie gehe es jetzt einmal darum, dass die Menschen im Hegau sie kennen lernen.