Zuletzt war es an den Montagabenden in Singen und dem Hegau ruhig. Das war nicht immer so: Während der Corona-Pandemie hatten die sogenannten Montagsspaziergänger immer montags zu Demonstrationen aufgerufen. Damals richtete sich der Protest einiger Menschen vor allem gegen die Einschränkungen, mit denen die Pandemie eingedämmt werden sollte. Das ist inzwischen kein Thema mehr. Doch Protest soll es wieder geben: „Gegen Messerangriffe, Vergewaltigungen und Hass auf unser Volk“, wie auf einem Plakat für den Montag, 6. Januar, angekündigt wird.

In den sozialen Medien kursiert ein Aufruf zur Wiederbelebung der Montagsspaziergänge. Unter dem Titel „Die Zeit ist abgelaufen: Montagsspaziergänge 2.0“ wird zu einem Protest für „Innere Sicherheit auf unseren Straßen“ aufgerufen. Die Teilnehmer sollen laut dem Aufruf ab 19 Uhr auf dem Rathausplatz in Singen ein friedliches Zeichen setzen.

Wenn die Deutschlandfahne zum Vergewaltiger wird

Absender des Facebook-Beitrages ist André Rehm, der bei den zurückliegenden Kommunalwahlen für die AfD für den Singener Gemeinderat kandidierte. Die Ankündigung zur Veranstaltung weist eine drastische Optik auf: Darauf sind ein Messerangriff und eine Vergewaltigung einer Frau angedeutet.

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Obwohl die Protestaktion Datum und Uhrzeit hat und bereits in den sozialen Medien fleißig geteilt wird, liegt bei der Stadt Singen keine Anmeldung für die Demonstration vor, wie die Pressestelle auf Anfrage mitteilt. Bekannt ist sie trotzdem: „Aufgrund der Facebook-Ankündigung wird die Polizei am Montag den Hohgarten im Blick behalten und je nach Situation reagieren“, teilt die Pressestelle mit.

Marcus Berger, Leiter des Ordnungsamtes, weist darauf hin, dass eine solche Veranstaltung ohne Anmeldung verboten sei. Sollte die Demonstration am Montag dennoch ohne Anmeldung stattfinden, werde die Stadt Singen Anzeige stellen, betont er. Diese sei mit einer Geld- oder sogar mit einer Freiheitsstrafe verbunden.

Die Stadt könne die Demonstration aufgrund einer fehlenden Anmeldung nicht im Vorfeld verbieten. „Die Polizei kann allerdings vor Ort entscheiden, ob sie die Veranstaltung auflöst“, so Berger weiter.

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Das sind die aktuellen Zahlen der Polizei

Die Demonstration soll sich gegen Messerangriffe, Vergewaltigungen und Hass auf das deutsche Volk richten. Eine Nachfrage bei der Polizei in Konstanz ergibt, dass das tatsächlich zunehmend ein Thema ist. Laut den aktuellsten Zahlen von 2023 kam es in dem Jahr zu 22 Angriffen mit einem Messer in Singen, 2022 waren es zwölf. Hierunter würden laut Polizeipressestelle allerdings auch Drohungen mit einem Messer fallen. „Es muss nicht zwangsläufig zu einer Verletzung kommen. Einen Rückschluss auf tatsächlich Verletzte lassen die Zahlen nicht zu“, teilt die Polizei weiter mit.

Bei den erfassten Vergewaltigungen in Singen ist indes ein Rückgang der Zahlen zu verzeichnen. Laut Polizei seien es 2019, 2020 und 2022 jeweils acht erfasste Fälle gewesen, 2021 waren es sechs und 2023 waren es vier erfasste Fälle in Singen.