Elisa Gorontzy

In diesem Jahr ist alles anders: Bis zum achten Jugend-forscht-Regionalwettbewerb Donau-Hegau mussten Schüler neue Herausforderungen überwinden. Wegen Corona konnten Projekte nicht wie gewohnt an Schulen erarbeitet werden, sondern nur virtuell, in physischer Distanz zu den Lehrkräften. Umso lobenswerter sei es, wie sich die Forschungsarbeiten entwickelt hätten, betonen Projektbetreuer der Singener Gymnasien.

Für den Regionalwettbewerb meldeten sich sechs Schüler aus Singen. Die Teilnehmerzahl bewegt sich damit leicht unter der des vorangegangenen Jahres. Schüler hätten sich von der Idee einer Forschungsarbeit abgewandt, weil unter gegenwärtigen Bedingungen schlichtweg die Motivation fehle, begründet Martin Stübig. Er fördert die wissenschaftliche Arbeit der Schüler normalerweise in Arbeitsgemeinschaften am Hegau-Gymnasium.

Digitale Durchführung legt Schülern Steine in den Weg

Die Online-Variante habe Schüler erstmal ausgebremst, sagt Sebastian Wolf, Projektbetreuer des Friedrich-Wöhler-Gymnasiums. Umso mehr freue er sich über den Schüler Arve Gruber. Der 17-Jährige hatte trotz aller Widrigkeiten den Willen zu einer Teilnahme am Regionalwettbewerb gefunden.

Arve Gruber erreichte einen dritten Platz in Mathematik.
Arve Gruber erreichte einen dritten Platz in Mathematik. | Bild: Arve Gruber

In seiner Forschung widmete er sich Kreisen, die auf rollenden Kreisen rollen – den sogenannten n-Zykloiden. Der Schüler arbeitete ohne Team, „inhaltlich war er allein unterwegs“, bemerkt der Projektbetreuer. Die mathematischen Gleichungen und Hintergründe habe Arve selbstständig bewältigt.

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Doch einsam fühlte sich der junge Forscher nicht. Auch wenn der direkte Austausch zwischen Lehrkraft und Schüler fehlte, habe er seinen roten Faden durch die regelmäßigen Webkonferenzen gefunden.

Im virtuellen Raum habe die Beratung der Schüler wegen ihres großen Interesses an den Themen gut funktioniert, betont Martin Stübig, Projektleiter des Hegau-Gymnasiums. So begeisterte sich Daris Merusic für eine Studie aus den 1970-Jahren, die besagt, dass heißes Wasser früher als kaltes Wasser gefriert.

Daris Merusic war im Bereich Physik am Start.
Daris Merusic war im Bereich Physik am Start. | Bild: Daris Merusic

Eine Beobachtung startete er vor dem hauseigenen Kühlschrank, mit ähnlichem Ergebnis. Seine Mitschüler Niklas Schwabauer und Sebastian Macha programmierten ein Tabletten-Zuordner-Gerät mit App-Steuerung-Software, um dem Personal in Pflegeheimen und Krankenhäusern unter die Arme zu greifen.

Niklas Schwabauer war in der App-Entwicklung aktiv.
Niklas Schwabauer war in der App-Entwicklung aktiv. | Bild: Sebastian Macha
Sebastian Macha widmete sich einem Software-Projekt. Bild: N. Schwabauer/S. Macha
Sebastian Macha widmete sich einem Software-Projekt. Bild: N. Schwabauer/S. Macha | Bild: Niklas Schwabauer

Ein letztes Projekt der Schüler des Hegau-Gymnasiums stellten Sarah Lichtenstein und Judith Lutz. Bereits im vergangenen Jahr hatten sie im Wettbewerb Erfolge gefeiert, mit ihrem Herzensthema „Wildbienen zwischen Reiat und Hegau“. Nun wollten sie noch eins draufsetzen und weitere Daten zum Schutz der Artenvielfallt sammeln.

Judith Lutz erforschte das Verhalten von Bienen.
Judith Lutz erforschte das Verhalten von Bienen. | Bild: Sarah Lichtenstein

Dann aber trennte die Schließung der Grenze zur Schweiz das Forscherinnen-Duo. „Das war erstmal ein Dämpfer“, sagt Judith Lutz. Aufgegeben haben die Bienenschützerinnen dennoch nicht. Jeweils getrennt gingen sie vor die Tür, um Verhalten, Flugzeiten, Flugaktivität und Nahrungsquellen von Bienen zu analysieren.

In die Arbeit steckten sie Hingabe und Zeit. Die gesamte Analyse zog sich über drei Monate, wenn auch nicht am Stück. „Das ist eine wahnsinns Forschungsarbeit“, bemerkt Lehrkraft Martin Stübig. Was Sarah und Judith lieferten, gehe weit über das Übliche hinaus.

Sarah Lichtenstein forschte über Artenvielfalt.
Sarah Lichtenstein forschte über Artenvielfalt. | Bild: Judith Lutz

Erstmals präsentierten die Jungforscher ihre Projekte nicht wie gewohnt im Karl-Storz-Besucherzentrum und der Stadthalle Tuttlingen, sondern vor einer Fachjury im virtuellen Raum. Das Friedrich-Wöhler-Gymnasium stellte mit Arve Gruber einen Preisträger.

In der Disziplin „Mathematik und Informatik“ belegte er den dritten Platz. Die Anerkennung der Jury freute ihn sehr. Großen Lobes ist auch Projektbetreuer Sebastian Wolf für Arve Gruber, der den Mut bewiesen habe, unter diesen Bedingungen zu forschen.

Viele Preise für Forschungen

Auch Niklas Schwabauer und Sebastian Macha vom Hegau-Gymnasium feiern Erfolge, in ihrem Fall in der Kategorie „Arbeitswelt“. Mit ihrer heimatverbundenen Forschungsarbeit wurden Sarah Lichtenstein und Judith Lutz zu Regionalsiegerinnen gekürt.

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Für sie geht es weiter, auf den Jugend-forscht-Landeswettbewerb. Martin Stübig äußert sich stolz über den Ehrgeiz der Schüler und ihre findige Arbeit in Corona-Zeiten. Schließlich hätten sie bewiesen, dass sie alles schaffen, wenn sie wollen.