Draußen war es neblig und kühl, ganz im Gegensatz zum Inneren der Kirche St. Elisabeth. So warm wie der Schein der Kerzen den Kirchenraum erhellte, so warm war der Abschied von Pfarrer Jörg Lichtenberg. Pünktlich zum Beginn der Messe war das Gotteshaus gut gefüllt, soweit man das in Zeiten von Corona und den damit verbundenen Regeln eben umsetzen kann. Nach einer Lesung aus dem Matthäus Evangelium überraschte Pfarrer Lichtenberg die Kirchenbesucher mit fetzigen Tönen vom Band. „Sage nicht niemals“, lautete der Song von Klaus Hoffmann. Es ist ein Lied, das für ihn bedeutungsvoll ist und in dem es darum geht, wie schwer doch Veränderung ist. „Ich gehe von Singen verändert weg und ich möchte auch nicht mehr derselbe sein, der ich war“, sagte der Pfarrer.

Ein Dank und eine Entschuldigung zum Abschied: Nicht alle Ziele konnten realisiert werden
„Nur durch Veränderung kann man etwas in Bewegung setzen, neue Kontakte knüpfen und neue Wege finden“, fügte er hinzu. Und es hat sich viel bewegt in den vergangenen acht Jahren. Lichtenberg führte an, was er zusammen mit seinen Mitstreitern alles erreicht hat. Er bedauerte aber auch, dass die Zeit dennoch nicht gereicht hat, um alle Ziele zu realisieren. „Das Haus der Begegnung im Kardinal-Bea-Haus hätte ich gerne noch verwirklicht gesehen“, erklärte er den Anwesenden. Er hoffe sehr, dass alle Mitwirkenden an diesem Projekt dranbleiben.
Jörg Lichtenberg versäumte es nicht, sich bei allen, die ihm während seiner Zeit in Singen eine Stütze waren, zu bedanken und entschuldigte sich bei jenen, die sich vielleicht missverstanden oder übergangen gefühlt haben.
Neue Impulse und ein offenes Ohr für fünf Kirchengemeinden in Singen
Im Anschluss an die Messe sprach Regina Link vom Pfarrgemeinderat über die interessante und stets respektvolle Zusammenarbeit in all den Jahren. „Sie haben uns Impulse gegeben und uns damit neue theologische Sichtweisen erschlossen“, sagte sie. „Sie hatten immer ein offenes Ohr und haben auch Neuem zugestimmt. Echte Seelsorge kostet Zeit.“

Wer Abschied nimmt, bekommt in der Regel auch Geschenke, und so überreichte sie dem scheidenden Leiter der Seelsorgeeinheit diverse Gaben. Eine Kerze, die ihm Licht und Wärme spenden soll, wenn es mal kalt und dunkel wird. Eine Bibel, in der er stets tröstende Worte finden soll und einen Stein, als Symbol für alles Schwere im Leben. Zu guter Letzt bekam er noch einen Rucksack, der für Aufbruch steht, für neue Wege und Ziele.
Von Singen nach Mannheim, vom Pfarrer zum Klinikseelsorger
Der neue Weg führt Pfarrer Lichtenberg nach Mannheim, wo er sich unter anderem als Klinikseelsorger mehr den Menschen und weniger der Verwaltung widmen will. Auf diesem neuen Weg wird ihn seine langjährige Pastoralmitarbeiterin Karin Schmitt begleiten. Er sei schon neugierig und gespannt auf seine neuen Aufgaben und gehe deshalb mit einem weinenden und einem lachenden Auge.

Wie beliebt Pfarrer Lichtenberg war, war unschwer an den vielen Dankesreden und guten Wünschen zu erkennen, die vom Dekanat Freiburg bis hin zu den Ministranten reichten. Zu guter Letzt wurde ein Getränk ausgeteilt, mit dem die Besucher ihrem Pfarrer auf den Neuanfang zuprosteten. „Wenn ich als Junge mit meinem Vater in der Kirche war, hat er bei der Wandlung immer leise ‚Prost‘ gesagt“, erzählte Lichtenberg mit einem Schmunzeln und verabschiedete sich mit den Worten: „Seien Sie ein Segen und lassen sie sich segnen, in diesem Sinne, adieu.“