Frau Patzke, Disco, Tanzen, das verbindet man doch automatisch mit lauter Musik und hämmernden Beats. Die Gems veranstaltet seit einiger Zeit die „Silent Disco“. Was genau ist das?

Das ist eine Tanzveranstaltung, bei der die Musik über Funkkopfhörer läuft, statt, wie üblich, über Lautsprecherboxen. „Silent Discos“ gibt es oft bei Musikfestivals und Open-Air-Partys. Erfunden haben dieses Konzept zwei niederländischen DJs, die bereits im Jahr 2002 ihr erstes „Silent Disco Event“ gestartet haben.

Bringt jeder Besucher seine eigene Musik und einen Kopfhörer mit?

Die DJs und Funkkopfhörer organisiert in der Regel der jeweilige Veranstalter. Wir haben für die Kopfhörer an der Kasse ein Pfandsystem eingerichtet, das bei unserer ersten „Silent Disco“ sehr gut funktioniert hat. Bei uns legen abwechselnd DJs und DJanes auf zwei Kanälen auf und der dritte Kanal wird mit einer Playlist bespielt. An der Farbe der Kopfhörer erkennt man, wer welchen Kanal gerade hört. Das macht das Ganze zu einem bunten Spektakel. Die Kopfhörersysteme werden auch für andere Veranstaltungen, wie beispielsweise ein Public Viewing oder im Freiluftkino, verwendet sowie für Konferenzen, Theaterveranstaltungen und auch für Fitness-Trainings, wie etwa „Silent Yoga“. Der Kreativität sind dabei keine Grenzen gesetzt, im Gegenteil, die Kopfhörer eröffnen spannende und neue Möglichkeiten.

Der Vorteil ist, dass es für die Umgebung leiser ist, also Lärmbelästigung vermieden wird. Außerdem benötigen Veranstalter keine großen Verstärker und Lautsprecheranlagen. Zudem kann jeder die Lautstärke den eigenen Wünschen entsprechend am Kopfhörer anpassen. Und nicht zuletzt ist man bei der Musikwahl flexibler, denn man kann im immer wieder zwischen den Kanälen hin und her wechseln.

Woher beziehen Sie die Ausrüstung und leihen sie die immer nur gezielt für ein Event aus?

Bei unserer ersten Disco im Sommer haben wir die Kopfhörer online über einen Kopfhörerverleih bestellt. Diese kamen geladen und gereinigt bei uns an. Für die kommende Veranstaltung bekommen wir den Großteil der Kopfhörer von einem befreundeten Kulturzentrum in Lörrach ausgeliehen und weitere wieder über den Kopfhörerverleih. Wir würden uns natürlich wünschen, dass sich die „Silent Disco“ in der Gems etabliert, denn dann kann es auch gut sein, dass wir uns eigene Kopfhörer anschaffen werden. Man könnte sie auch für Projektideen im Stadtraum verwenden. Hier sehe ich viel Potenzial.

Die Singener Gems nimmt immer wieder neue Trends auf und macht sie publik. Melanie Patzke bringt das Konzept der „Silent ...
Die Singener Gems nimmt immer wieder neue Trends auf und macht sie publik. Melanie Patzke bringt das Konzept der „Silent Disco“, das es in Deutschland zunächst nur in Großstädten gab, jetzt nach Singen. | Bild: Nicola Reimer

Für den Betrachter ist der Anblick der tanzenden Menschen sicher zunächst ungewohnt. Gibt es anfangs Hemmschwellen?

Nicht mehr als bei einer klassischen Disco. Man tanzt und feiert mit bekannten und unbekannten Gesichtern. Es kann natürlich sein, dass es am Anfang etwas ungewohnt ist, da man die Musik nur mit einem angeschalteten Kopfhörer hört, aber meiner Erfahrung nach fühlt man sich sehr wohl. Man kann für sich tanzen, mit Freunden und auch mit Fremden. Im Sommer lief beispielsweise das Lied „Wir lieben den Bodensee“ von Papis Pumpels und die Gäste haben eben genau diese Zeilen zusammen in die Nacht gesungen. Wenn man also die Kopfhörer abnimmt, kann es somit sein, dass man immer wieder Menschen mitsingen hört und im Sommer haben dazu auch noch stimmungsvoll die Grillen gezirpt. So still ist dieses Disco-Format dann doch nicht. Es ist ein ganz besonderes Event, das man wirklich mal erleben sollte.

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Welche Rückmeldung bekommen Sie von den Gästen?

Bereits im Sommer, auf dem Open-Air-Gelände, haben unsere Kassen- und Thekenkräfte viel Zuspruch zu der Veranstaltung bekommen. Manche kannten das Konzept vom Urlaub in größeren Städten oder von einer Kreuzfahrt, für andere war es ein ganz neues Erlebnis. Sehr berührt hatte mich eine E-Mail, in der uns eine Besucherin berichtete, dass sie sich schon lange nicht mehr so gut gefühlt und amüsiert hatte. Sie hatte uns geschrieben, dass sie den ganzen Abend in lächelnde und glückliche Gesichter geblickt hat und selbst auch rundum glücklich war. Das zu lesen, war ein sehr bewegender Moment für mich. Auch über die Sozialen Medien erhielten wir durchweg positives Feedback und viele haben nachgefragt, wann die nächste „Silent Disco“ stattfinden wird.

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Wie geht es nun weiter?

Damit wir alle nicht wieder bis zum nächsten Sommer warten müssen, findet die nächste Veranstaltung im Gems-Saal statt und ich bin sehr gespannt auf den Abend. Es gibt hierfür auch drei neue Musikrichtungen. Das finde ich super an dem Konzept. Wenn wir die Genres abwechseln, dann können wir auch verschiedenen DJs und DJanes aus der Region eine Bühne bieten. Wir haben das Feedback unserer Gäste aufgenommen und hoffen, dass Ihnen auch das zweite Event wieder viel Freude bereiten wird. Wir möchten so viele Menschen wie möglich einladen, zusammen in der Gems zu tanzen, daher ist der Eintritt ab 16 Jahren – für alle U18 ist jedoch eine Erlaubnis der Eltern erforderlich. Für diejenigen, die noch skeptisch sind: Kommt vorbei und probiert es aus!