Genau drei Jahre und einen Monat war es her, dass alle Mitglieder des Blasorchesters Singen gemeinsam auf der Bühne der Singener Stadthalle standen. Umso größer war nun die Freude der Musiker und Ihres Dirigenten David Krause, am vergangenen Samstag dort wieder vor großem Publikum spielen zu dürfen. Unter dem Motto „Die Rückkehr der Helden“ präsentierte das Orchester thematisch passende Werke aus dem 20. und 21. Jahrhundert.
Einmal mehr stellte das Orchester an diesem Abend seine Vielseitigkeit und seine Fähigkeiten unter Beweis. Noch vor dem Beginn des großen Festkonzerts sorgte das Jugendblasorchester der Jugendmusikschule Singen im Foyer der Stadthalle für vorweihnachtliche Stimmung. Unter der Leitung von Kuno Mößmer präsentierten die jungen Musiker ihre Interpretation mehrerer bekannter Weihnachtslieder. Als krönenden Abschluss des Jahres bezeichnete Bos-Präsident Hartmut Rackow bei seiner Begrüßung das diesjährige Festkonzert.
Die vergangenen Jahre seien für das Orchester schwierig und zermürbend gewesen. 2022 konnte wieder ein halbwegs normaler Orchesterbetrieb aufgenommen werden. Das Ensemblekonzert im Mai dieses Jahres sei ein erster Schritt zurück zur Normalität gewesen. Die bereits fruchtbare und erfolgreiche Zusammenarbeit mit der Jugendmusikschule konnte noch weiter intensiviert werden.
Dirigent Krause hat das Orchester zusammengehalten
Rackow dankte zum einen der Stadt Singen für die Unterstützung des Orchesters, zum anderen den Musikern, denen in den vergangenen Jahren viel Flexibilität und Durchhaltevermögen abverlangt worden sei. Es sei nicht selbstverständlich, dass das BOS in dieser Zeit sogar noch Mitglieder hinzugewonnen habe. Sein besonderer Dank galt Dirigent David Krause, der das Orchester seit fast vier Jahren leitet. Ihm sei es durch mehrere Digitalprojekte gelungen, das Orchester auch während der Zwangspause zusammenzuhalten. Spannung, Dramatik und Lebensfreude, aber auch Zeit zum Träumen und Nachdenken versprach Orchestermitglied Dietmar Weber zu Beginn des Konzerts.

Charmant und mit teils launigen Kommentaren führte er durch das Programm des Abends und lieferte Hintergrundinformationen zu den Komponisten und ihren Werken. Klanggewaltig startete das Orchester mit dem Stück „The heroes rise again“, das auch zur Eröffnung einer Olympiade gepasst hätte. Dass das Orchester auch leisere Töne anschlagen konnte, zeigte sich sogleich beim zweiten Stück des Abends. Bei der Vertonung in vier Sätzen des englischen Kinderbuchklassikers „The wind in the willows“ galt es, auch melancholische Stimmungen musikalisch umzusetzen, was dem Orchester perfekt gelang.
Auch im dritten Stück „Victory“ kam die ganze Klangfülle des Orchesters zur Geltung. Hier faszinierte der Gegensatz zwischen wuchtigen, martialischen Kämpfen und gefühlvollen, von Oboe, Klarinette und Querflöte getragenen Passagen. Der zweite Teil des Abends stand ganz im Zeichen der Filmmusik. Das Orchester startete mit Elementen aus dem Film Robin Hood.
Besonderes Konzert folgt 2023
Einen kleinen Vorgeschmack auf einen besonderen Höhepunkt im kommenden Jahr gab es anschließend mit der Indiana Jones Selection des Komponisten John Williams. Denn im Sommer 2023 wird das BOS ein Konzert ausschließlich mit Werken des mehrfach ausgezeichneten Filmmusikkomponisten geben. Das Besondere dabei: Das Konzert wird am 15. Juli 2023 im Rahmen des Hohentwielfestivals zusammen mit dem städtischen Blasorchester Tuttlingen auf dem Singener Hausberg stattfinden. So werden Singener und Tuttlinger gemeinsam auf „ihrem Berg“ musizieren. Denn noch weit bis ins 20. Jahrhundert hinein gehörte der Hontes offiziell zur Stadt an der Donau. Erst vor 54 Jahren fand dieses Kuriosum ein Ende.

Auch bei der weiteren Auswahl der Stücke des Abends stellte das BOS sein ganzes Können unter Beweis. Ob atmosphärisch düster wie bei den Tributen von Panem oder fröhlich beschwingt beim Musical-Klassiker Mary Poppins. Ganz andere Töne schlug das Orchester beim lässig-groovigen Batman-Medley an, bei dem Alt- und Tenorsaxphon mit jazzigen Soli ihren großen Auftritt hatten. Schwungvoll endete das Konzert mit Musik aus dem Disney-Zeichentrickfilm „Die Unglaublichen“, die an die großen Polizeiserien der 60er und 70er Jahren erinnerte.
Das Publikum zeigte sich begeistert von der Leistung des Orchesters, das erst im Oktober mit den Proben zum Konzert begonnen hatte. Beeindruckend, sehr anspruchsvoll, präzise Einsätze und perfektes Zusammenspiel waren die Kommentare der Zuschauer zur Leistung des BOS an diesem Abend. Bei einem solch besonderen Klangerlebnis verwunderte es nicht, dass die Musiker erst nach zwei Zugaben von der Bühne gehen durften.