Manuela Fuchs

Dass die Corona-Pandemie selbst bei besonderen Anlässen keine Ausnahme duldet, erfuhren auch die Abiturienten des Technischen Gymnasiums (TG). Ursprünglich sollte ja in der Stadthalle gefeiert werden, aber aufgrund der außergewöhnlichen Situation war Kreativität gefragt und so gab es am Samstag gleich vier identisch ablaufende Abifeiern an der Hohentwiel-Gewerbeschule.

Der Startschuss fiel schon um 10 Uhr morgens, als sich 24 festlich gekleidete junge Männer und Frauen der Klasse 13/2 mit ihren Eltern in der Mensa einfanden. Sonnenblumen in violett gefärbtem Wasser schmückten die Tische. Schulleiter Stefan Fehrenbach begrüßte die Gäste und erklärte den Ablauf der Feier. „Nach jeweils zwei Stunden ist die nächste Klasse dran“, ließ er wissen. „Die Reihenfolge wurde ausgelost.“ Mit Stolz verwies er auf das gute Notenergebnis des Jahrgangs, das sich mit einem Gesamtschnitt von 2,4 sehen lassen kann.

Die Klasse 13/4 des Technischen Gymnasiums der Hohentwiel-Gewerbeschule hat mit dem Abitur eine wichtige Etappe auf dem weiteren ...
Die Klasse 13/4 des Technischen Gymnasiums der Hohentwiel-Gewerbeschule hat mit dem Abitur eine wichtige Etappe auf dem weiteren Lebensweg geschafft. | Bild: Stephan Glunk

Zusammen mit Jannis Reinacher, der ein glattes Einserabitur geschafft hatte, freuten sich weitere 28 Schüler aus vier Abschlussklassen über einen Preis für gute Leistungen. „Dieses Jahr ist alles ein bisschen anders“, bedauerte Stefan Fehrenbach. „Die Schüler mussten auf so manches verzichten. Keine fröhlichen Partys, keine gute Zeit, statt dessen hieß es Vorschriften und Regeln beachten und neun Wochen lang war nur Online-Unterricht möglich. Umso wichtiger war deshalb die Leistungsbereitschaft der Schüler, und die war zweifellos hoch. Das Krisenmanagement zu bewältigen war für alle eine Herausforderung.“

Was können die jungen Menschen aus der Krise lernen? „Die Schule ist ein Entwicklungsraum, um den Ansprüchen der Gesellschaft gerecht zu werden“, sagte Fehrenbach. Er sprach davon, dass Noten allein keinen Menschen bewerten und dass das Leben sein eigenes Notensystem habe. „Beobachten Sie einmal einen Koch, einen Fliesenleger oder einen Zimmermann, wie viel Anstrengung, Mühe und Fleiß diese Person investiert hat, um zu der kompetenten Person zu werden, die sie ist“, riet er den Schülern.

Die Klasse 13/3 des Technischen Gymnasiums der Hohentwiel-Gewerbeschule freut sich, dass sie das Abitur geschafft hat.
Die Klasse 13/3 des Technischen Gymnasiums der Hohentwiel-Gewerbeschule freut sich, dass sie das Abitur geschafft hat. | Bild: Stephan Glunk

Er erklärte, dass das Leben ein immerwährender Lernprozess sei und wie wichtig es ist, Wertschätzung im Leben zu erlangen. Er verwies dabei auf die von Mahatma Gandhi benannten „sieben Todsünden“ der modernen Welt, woraus jeder für sich ableiten könne, was für ein Mensch er werden möchte und wie er von seinen Mitmenschen wahrgenommen werden will.

Bei aller Ernsthaftigkeit kam aber auch der Humor nicht zu kurz. Stephan Glunk, stellvertretender Schulleiter, hatte wieder sehr erfolgreich gedichtet und brachte zu den Klängen von Reinhard Meys „Mann aus Alemania“ ein Ständchen für die Abiturienten. „Heut, ihr Leute isch es schee, Abifeier am TG“, lautete der Refrain des lustigen Liedes, in dem ziemlich viele Schüler Erwähnung fanden. Aber auch die Abiturienten fanden anerkennende Worte für die Schule und ihre coolen Lehrer. Inken Baumann sprach über den guten Klassenzusammenhalt. „Keiner verlässt die Whatsapp-Gruppe“ drohte sie im Scherz, „wir haben vereinbart, dass wir alle in Kontakt bleiben wollen.“

Die Klasse 13/1 des Technischen Gymnasiums der Hohentwiel-Gewerbeschule hat erfolgreich das Abitur gemeistert.
Die Klasse 13/1 des Technischen Gymnasiums der Hohentwiel-Gewerbeschule hat erfolgreich das Abitur gemeistert. | Bild: Stephan Glunk

Lea Marie Netzhammer zeigte dem Publikum dann in einer Powerpoint-Präsentation eine Auswahl an Bildern von diesen Aktivitäten, wie zum Beispiel beim Paintball, bei einer Reise nach Edinburgh oder beim Schneemannbauen vor der Schule.

Klassenlehrer Edgar Bura freute sich, wie aus anfänglich schüchternen jungen Leuten selbstbewusste junge Männer und Frauen wurden. „Vertraut denen, die es gut mit euch meinen und ignoriert die, die neidisch sind“, riet er seiner Klasse, „und wenn ihr sie unterscheiden könnt, dann sagt mir Bescheid“, ergänzte er augenzwinkernd. Nach knapp zwei Stunden verlagerte sich die Feier ins Freie, damit die nächste Klasse in die Mensa nachrücken konnte. Draußen ging es dann bei bestem Wetter noch eine Weile fröhlich weiter.