Frost im Frühjahr hat den Weinreben zugesetzt, es folgten Hitze, Regen und gebietsweise auch leichter Hagel. Das Weingut Vollmayer und das Staatsweingut Meersburg müssen am Hohentwiel Einbußen bei der Menge hinnehmen, die Qualitäten des Jahrgangs 2016 seien aber sehr gut – so lautet eine erste Ernte-Zwischenbilanz unter Winzern.

An den Hängen des Elisabethenbergs hat sich Winzer Georg Vollmayer bei der Lese der späteren Rebsorten wie Spätburgunder, Traminer, Chardonney und Riesling Zeit gelassen. „Wir nutzen jeden Sonnentag aus, die Sonne bringt noch mal eine tolle Reife“, erklärt er. Momentan sei wieder alles fit im Weinberg, aber es sei ein verrücktes Wetterjahr gewesen.

Insgesamt sechs Frostnächte bescherte der April, am Elisabethenberg wurden minus sieben Grad gemessen – ein extremer Wert. „So ein verrücktes Wetterjahr habe ich noch nie erlebt“, sagt Vollmayer. Zwischen den Reben wurden Frostkerzen eingesetzt und auch Turbinen, die warme Luft durch die Reihen bliesen. „Dadurch haben wir die Ernte gerettet, sonst hätten wir extreme Schäden gehabt“, freut sich Vollmayer über einen Ertrag von zirka 70 Prozent.

Auch die Qualitäten seien sehr gut, kalte Nächte und heiße Tage seien für Wein von Vorteil. Die Lese wurde auch schlagkräftig in Angriff genommen: „In vier Tagen haben wir 40 Prozent gelesen, so konnten wir die gute Weinqualität halten.“ Durch den hohen Einsatz sei von 73 bis 95 Grad Oechsle alles da, Vollmayer freut sich auf ein tolles Spektrum an leichten und kräftigen Weinen.

Am Olgaberg ist das Staatsweingut Meersburg nicht so glimpflich davongekommen. „Es war eine Achterbahnfahrt, was das Klima betrifft“, sagt der Technische Leiter Otto Kopp. In den Frostnächten seien Triebe erfroren, die Wetterkapriolen bescherten am Hohentwiel auch leichte Hagelschauer. Man intensivierte die Pflege. Nach der ersten Lese sei die Menge um ein Drittel geringer ausgefallen, aber auch Kopp sieht für den Jahrgang 2017 sehr gute Qualitäten voraus. Beim Müller-Thurgau gibt es 76 Oechsle-Grade.

Winzer Armin Zolg vom Winkelhof in Gailingen spricht vom Trio Frost, Regen und Hagel. Der Hagel habe nur kleine Schäden verursacht, die nicht betroffenen Trauben seien dafür größer geworden. Frost im späten Frühjahr wird für die Winzer immer mehr zum Problem. Nach den Frostnächten im Jahr 2016 hatte Zolg vorgesorgt und die alte Methode der Frostruten angewandt. Dabei werden beim Rebschnitt die vier besten Triebe stehen gelassen, zwei davon für das kommende Jahr als Ertragsrute nach unten gebogen, die anderen beiden bleiben wie gewachsen. „Das sind Frostreserven, durch den senkrechten Wuchs treiben die Ruten später aus“, erklärt Zolg. Durch den zusätzlichen Arbeitsgang sei er mit einem blauen Auge davongekommen: „Diese Methode hat uns den vollen Ertrag beschert.“ Auch die Qualitäten stimmen, der Grauburgunder brachte es auf 78 Grad Oechsle. „Die Voraussetzungen für einen guten Jahrgang sind gegeben.“

Weinbau im Hegau

Der Weinbau spielt in der Region eine wichtige Rolle. Beispielsweise ist der Hohentwiel Deutschlands höchstgelegener Weinberg. Dort wachsen die Rebstöcke bis zu einer Höhe von 562 Metern. Der Weinbau am Hohentwiel ist seit dem Jahr 1538 belegt. Es wird jedoch vermutet, dass Mönche bereits um 970 herum Wein für den Eigenbedarf angebaut haben. Am Hohentwiel werden unter anderem Müller-Thurgau, Grauburgunder, Weißer Burgunder, Riesling, Traminer, Chardonnay und Spätburgunder angebaut.