Oldtimer haben so ihre Eigenarten. Der schwarze Lanz Ursus knattert so mühsam vor sich hin, dass man meint, er liegt in den letzten Zügen. "Der läuft auf Standgas, das ist ganz normal", klärt Manfred Schoch aus Eigeltingen auf. Wenn man Gas gebe, wäre das ein ganz anderer Krach. Wolfgang Schoch kennt sich aus, beim Schautag der Schlepperfreunde Friedingen war er mit einem betagten Traktor der Marke Fahr D 90 vertreten.
Dabei sein und seine Schätze wieder einmal vorführen war das Motto in Friedingen nicht nur für die Schlepperfreunde. Rund 70 Oldtimer-Fans aus dem Hegau und der Schweiz präsentierten nicht ohne Stolz ihre Vehikel und boten Laien einen nostalgischen Einblick in vergangene Zeiten. Vor einem Lanz Bulldog Baujahr 1951 sammelte sich eine Menschentraube. Martin Gramlich hantierte am Kühler mit einer flackernden Flamme in einem kleinen Behälter. "Ich heize mit der Heizlampe den Motor vor, der muss vorgewärmt sein", erklärte er den Umstehenden. Zehn Minuten später konnte er den Motor mit einer Schwungscheide anwerfen.

Die Schlepperfreunde möchten neben ihrer Leidenschaft für Oldtimer auch alte Traditionen hochhalten. Und das schon seit Jahrzehnten: "Uns geht es nicht nur um die Fahrzeuge", betonte Johannes Riederer, "wir wollen auch das Brauchtum pflegen." Und das tun sie schon seit Jahrzehnten: "Wir feiern in diesem Jahr unser 20. Vereinsjubiläum", verkündete Johannes Riederer mit Stolz. Mit Käthe Kächeles vom Duo "Die Kächeles" hatte das Jubiläumsfest am Samstag bei vollem Haus seinen Auftakt genommen.
Jürgen Engesser stand mit seinem Sohn Leon am Schwungrad der handbetriebenen Mostmühle von 1920 und gab den Besuchern eine Kostprobe. Zu besichtigen war auch die mechanische Werkstatt der Schlepperfreunde, in der verschiedene Handwerke vorgestellt werden.
Vorgeführt wurde das Dreschen mit Flegel und einer Dreschmaschine aus den 40er Jahren. Eingehüllt in eine Staubwolke schauten Besucher jeden Alters fasziniert zu, wie die Garben Bund für Bund vom Leiterwagen gehoben wurden und in der Maschine verschwanden. Schon Wochen vor dem Schautag hatten Mitglieder der Schlepperfreunde per Hand das Korn gemäht und mit dem Mähbinder zu Garben gebunden. Und ganz nach alter Tradition wurde der gedroschene Weizen versorgt: "Den kriegt ein Kollege, der ist Landwirt und verfüttert ihn an seine Tiere", sagte Obmann Wolfgang Kornmayer

Nicht weit entfernt flackerte das Feuer der Schmiedeesse und kräftige Hammerschläge hallten über die Wiese. Peter Nägele brachte am Amboss eine rot glühende Eisenstange in Form. Als gelernter Schlosser hat er in einer Kunstschmiede gearbeitet und kennt sich in diesem Metier aus.

Besucher Benjamin Jäckle schaute Nägele interessiert zu und meinte: "Ist schon cool, wenn man das kann." Er hat selbst schon geschmiedet und festgestellt, dass es gar nicht möglich ist, so perfekt wie heutzutage produzierte Arbeiten hinzukriegen. Jäckle war nicht der einzige, der sich mit Fragen an Peter Nägele wendete. "Viele haben eine Esse geerbt und verkünsteln sich. Ihnen fehlt teilweise die Technik und die Handfertigkeit", so Nägele.
Der Verein
Mit dem diesjährigen Schautag betagter Fahrzeuge und der Vorstellung alter Handwerke feierten die Schlepperfreunde Friedingen ihr 20. Vereinsbestehen. Im Ort hatten sich damals Freunde alter Gefährte zusammengefunden und mit 49 Mitgliedern den Verein gegründet. Heute zählt der Verein rund 200 Mitglieder aus dem ganzen Hegau. Im Wechsel mit dem Hock im Farrenstall findet der Schautag alle zwei Jahre statt. (ros)