Dezentes Make-Up, ordentliche Frisur, elegante Kleidung: Es kommt auf Äußerlichkeiten an, wenn der künftige Arbeitgeber zum Vorstellungsgespräch bittet. Der erste Eindruck zählt, das lernten am Mittwochvormittag neun Schülerinnen der Singener Johann-Peter-Hebel-Schule, die ausgewählt wurden, an einem Styling-Projekt (dabei wurden die Mädchen frisiert und eingekleidet) im Modehaus Heikorn teilzunehmen. Wellness statt Schule – die Achtklässlerinnen durften sich von fünf Friseur-Auszubildenden aus Konstanz schminken und die Haare machen lassen. Vier Verkäuferinnen des Modehauses Heikorn begleiteten die Mädchen bei der Wahl der Kleidung. Im Anschluss gab es Bewerbungsfotos für Jede.
Ganz geheuer schien den 14- und 15-jährigen Jugendlichen die Aktion, die als Belohnung für Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit in der Schule gedacht ist, allerdings nicht zu sein. Schüchtern und etwas unsicher begaben sie sich in die Hände der Styling-Helferinnen. Thomas Kornmayer, Chef des Modehauses, versuchte die Stimmung mit seiner Begrüßungsrede ein wenig aufzulockern. "Wenn ihr euch bewerbt, denkt immer dran: Macht, was euch Freude bereitet", riet er den Jugendlichen. Bei Heikorn können sich die Schülerinnen für die Ausbildung als Verkäuferin oder Einzelhandelskauffrau bewerben. "Gute Zeugnisse sind nett, viel wichtiger ist aber euer Auftreten", sagte er. Kornmeyer bevorzugt Bewerber, die bei ihm persönlich vorbeikommen, statt die Unterlagen mit der Post zu schicken. "Ganz wichtig ist auch, dass ihr in eurer Bewerbung ein Foto mitschickt.
Das Bild ist für uns mitentscheidend", erklärte er.

Damit leitete er elegant auf das Thema des Tages über: Den schönen Schein. "Die Mädchen sollen lernen, was es vor einem Bewerbungsgespräch zu beachten gilt. Dazu gehört natürlich auch die Selbstpräsentation", sagte Michaela Benz-Riede, die Lehrerin, die die Schülerinnen an diesem Tag begleitete. Dass die Jugendlichen mit 14 Jahren zu jung sind, um sich auf ein Bewerbungsgespräch vorzubereiten, findet sie nicht. "Wenn sie in einem Jahr ihren Abschluss machen, müssen sie sich längst beworben haben. Vor allem in größeren Firmen starten die Bewerbungsphasen ein bis zwei Jahre vor Ausbildungsbeginn", sagte sie. Das Styling-Projekt ist Teil der Bewerberwoche, die die Stadt gemeinsam mit der Hebel-Schule noch bis Freitag organisiert. Personalverantwortliche aus großen Firmen kommen in die Klassen und üben Vorstellungsgespräche mit den Jugendlichen. Das Arbeitsamt stellt den Schülern Berufe und Karrieremöglichkeiten vor.
Die Projektwoche kommt bei den Achtklässlern gut an. "Ich finde es toll, dass wir heute bei den Bewerbungsfotos mitmachen dürfen", sagte die 14-Jährige Daiana Ininoiu. Ihr Traumberuf ist Modedesignerin. Erstmal möchte sie jedoch eine Ausbildung als Einzelhandelskauffrau in einem Bekleidungsgeschäft machen. Ihre Bewerbungsunterlagen hat sie vorsichtshalber mitgebracht. Achtklässlerin Laura Manycheva träumt von einer Ausbildung als Fachkraft im Lebensmittelhandwerk. "Eigentlich wollte ich eine Lehre zur Bürokauffrau machen. Aber nach einem Vortrag am Montag in unserer Schule würde ich lieber in diesen Bereich gehen", erzählte sie.
Dass sie beim Styling-Projekt dabei sein darf, findet sie gut, aber: "Ich glaube bei Vorstellungsgesprächen kommt es vor allem auf Freundlichkeit an." Heute findet der vierte Tag der Bewerberwoche wieder in den Klassenzimmern der Hebel-Schule statt.
Die Schülerinnen und Schüler bekommen Besuch von einer Versicherung. Auch eine Bank ist schon da gewesen, um den Jugendlichen zu erklären, wie man ein Girokonto einrichtet. Am Freitag wird ein Theaterstück die Bewerberwoche abrunden. Die Schauspieler eines Improvisationstheaters sollen bei ihrer Aufführung das Gelernte spiegeln. "Es geht darum, noch einmal alle wichtigen Aspekte vor, während und nach dem Bewerbungsprozess zu reflektieren", sagte Lehrerin Michaela Benz-Riede.