Hoher Besuch hat sich zum höchsten Inselfeiertag auf der Reichenau angekündigt. Der Kardinal und Erzbischof, Luis Francisco Ladaria Ferrer, will extra aus Rom anreisen, um am 17. Juni mit den katholischen Gläubigen der Reichenau und aus der Region das Heilig-Blut-Fest zu feiern.
Dort werde er als Hauptzelebrant dem Pontifikalamt im Münster vorstehen und die Festpredigt halten, kündigt Inselseelsorger Pater Stephan Vorwerk an. Da der Kardinal einige Jahre in Deutschland lebte und studierte, spreche er gut Deutsch: „Das ist für uns eine Ehre, dass ein Kurienkardinal kommt.“
Ein so hochrangiger Kirchenvertreter sei noch nie Gastprediger und Hauptzelebrant bei einem Inselfeiertag gewesen. „Er freut sich, auf die Reichenau zu kommen und beim Blut-Fest der Liturgie vorzustehen.“
"Ich hatte nie damit gerechnet, dass er zusagt."Pater Stephan Vorwerk, Inselseelsorger
Kardinal Ladaria ist seit zwei Jahren Leiter der Römischen Glaubenskongregation und damit einer der wichtigsten Männer in der katholischen Kirche. „Er ist ein enger Vertrauter von Papst Franziskus„, erklärt Pater Stephan, der ihn eingeladen hat.
Doch zugleich sei er auch ein sehr zurückhaltender Mensch, der um seine Person kein großes Aufsehen mache. Und Luis Ladaria lebe und arbeite auch noch ganz normal in der Jesuiten-Bruderschaft in Rom. Dennoch erklärt Pater Stephan: „Ich hatte nie damit gerechnet, dass er zusagt.“ Zumal Ladaria dafür bekannt ist, eher nicht die Öffentlichkeit zu suchen. Interviews gibt er höchst selten.

Heilig-Blut-Reliquie wird bei der Prozession getragen
Auf der Reichenau werde er aber nicht nur die Predigt halten, sondern anschließend auch bei der Prozession die Heilig-Blut-Reliquie tragen, so Pater Stephan. Auch beim Stehempfang im Kapitelsaal werde er dabei sein. Er wolle den ganzen Tag auf der Reichenau verbringen.
Dass der Kardinal komme, zeige, dass ihm der Name Reichenau und die Tradition, die hier gepflegt werde, bekannt seien, meint Pater Stephan. Doch er betont auch, dass es bei diesem Fest nicht um Personen gehe, sondern um den Schatz einer Jesus-Reliquie, den es auf der Reichenau seit über 1000 Jahren gebe. „Es weist auf Jesus hin, dass wir alle Boten sind, der guten Nachricht.“
Kontakt entstand schnell per Mail
Der Kontakt sei über ein Mitglied der Reichenauer Welterbe-Stiftung zustande gekommen, berichtet der Inselseelsorger. Dieser Mann aus Tuttlingen habe Kontakte zur Päpstlichen Universität Gregoriana in Rom und den dortigen Jesuiten. Er habe dort einen Pater angesprochen und angeregt, dass doch mal jemand aus ihren Reihen einen Inselfeiertag auf der Reichenau besuchen könnte, so der Inselseelsorger.
Und dann sei recht schnell und einfach eine Mail-Korrespondenz mit Luis Ladaria zustande gekommen. Dieser habe selbst geantwortet, nicht über einen Sekretär, berichtet Pater Stephan.
Das Heilig-Blut-Fest als höchster Inselfeiertag
Das Heilig-Blut-Fest ist der höchste Inselfeiertag auf der Reichenau. Es geht zurück auf die große Klosterzeit im Mittelalter zwischen 800 und 1100. In diese Zeit, genauer ins Jahr 925, fällt der Erwerb der Heilig-Blut-Reliquie.
Wie die Reliquie wohl auf die Reichenau kam, hat ein unbekannter Mönch im 10. Jahrhundert schriftlich festgehalten. Die Erzählung schildert den Weg der Überbringung der Reliquie von Jerusalem auf die Reichenau. Der Bericht umspannt einen Zeitraum von über 120 Jahren.
Die Reichenauer Heilig-Blut-Reliquie ist ein kleines byzantinisches Abtskreuz, das nach der Überlieferung Splitter vom Kreuz Christi und ein blutgetränktes, seidenes Tuch enthalten soll.
Kardinal Luis Ladaria
Luis Francisco Ladaria Ferrer wurde 1944 auf Mallorca geboren. Er studierte zunächst Rechtswissenschaften. 1966 trat er in den Jesuitenorden ein und studierte dann Philosophie und Theologie zunächst in Madrid, von 1970 bis 1973 dann in Frankfurt am Main.
1973 wurde er zum Priester geweiht. Danach promovierte er in Rom und lehrte Dogmatik zunächst in Madrid und ab 1984 an der Gregoriana, deren Vizerektor er zudem von 1986 bis 1994 war.
Vor seiner Berufung in die Führungsetage der Glaubenskongregation war er seit 2004 Generalsekretär der Internationalen Theologenkommission, die den Vatikan berät. Im Jahr 2008 ernannte ihn Papst Benedikt XVI zum Erzbischof. Zum Kardinal berief ihn Papst Franziskus im Jahr 2018.
Luis Ladaria gilt theologisch als gemäßigter Konservativer. Über sich selbst soll er einmal erklärt haben: „Ich muss sagen, dass mir die Extremismen nicht gefallen, weder die progressiven noch die traditionalistischen. Ich glaube, dass es einen Mittelweg gibt, der von der Mehrheit hier in Rom und in der Kirche allgemein gegangen wird.“