Erst vor kurzem hatte die Böhringer Ortsverwaltung einen Appell an die Hundebesitzer gerichtet, dass der Kot auf Straßen oder Grünflächen nichts zu suchen habe. Anlass dazu war die Beschwerde eines Anwohners, erklärt Bernhard Diehl. Die Problematik mit den liegengelassenen Hundehaufen gebe es aber schon länger. „Es sind wenige Hundehalter, die das vorbildliche Benehmen der anderen einfach zunichtemachen“, sagt er.
Kostenlose Tüten für Hundehalter
Dass nicht nur der Ortsteil Böhringen davon betroffen ist, berichtet Julia Theile, Pressesprecherin der Stadt Radolfzell: „Es liegen immer noch viele Hundehaufen herum, die nicht mitgenommen werden. In der Stadtmitte ist dies weniger der Fall, da man dort unter Beobachtung steht. Aber außerhalb sehen dies unserer Mitarbeiter der Technischen Betriebe öfter.“ Dabei können Hundebesitzer in den Ortsverwaltungen sowie und im Bürgerbüro kostenlos Hundetüten abholen, außerdem sind im ganzen Stadtgebiet Müllbehälter mit Tütenspendern verteilt, so Theile.
Hunde-Tourismus soll Teil des Problems sein
Auch in den drei Höri-Gemeinden gibt es für Hundehalter die Hundetüten kostenlos in den Verwaltungen, erklärt der Leiter des Ordnungsamts der Gemeinde Moos, Jürgen Graf. Dennoch bleibe der Kot oftmals liegen, oder wird eingesammelt, aber samt Tüte auf den Acker oder in die Wiese geworfen. „Die Probleme haben wir seit Ewigkeiten“, sagt Graf. Immer wieder gebe es deswegen Beschwerden von Anwohnern. Zum Teil sei an der Problematik auch der zunehmende Hunde-Tourismus schuld. „Leute aus anderen Gemeinden fahren in den Ort nebenan, um inkognito Gassi zu gehen“, vermutet Graf. So könne man dann die Hundehaufen liegen und die Hunde frei herumlaufen lassen, da man ja bei möglichen Konfrontation unerkannt bleibt. Am Ende folgen auch keine negativen Konsequenzen, da die Übeltäter trotz Hinweise nur schwer aufzufinden seien, erklärt Graf.
Landwirt klagt über Hundekot
Auch der Gaienhofener Landwirt Simon Weber beobachtet immer mehr, dass Hundehalter aus anderen Gemeinden mit ihrem Hund auf die Höri fahren. Für ihn als Landwirt ist der nicht weggeräumte Hundekot mehr als nur ein einfaches Ärgernis. Er findet auf seinen Grünflächen regelmäßig liegengebliebenes Hundespielzeug, volle Hundekotbeutel und Hundehaufen. Dies kann besonders gefährlich werden, erklärt er, denn so gelangt es in den Nahrungskreislauf seiner Tiere. „Kommt Hundekot über die Grünflächen in die Silage, das Tierfutter, bildet er dort Bakterien. An denen können die Kühe krank werden – oder sterben“, erklärt Weber die Problematik. Außerdem habe es gleichzeitig den unschönen Nebeneffekt, dass der Hundekot durch die Nahrungsaufnahme der Kühe wieder in die Lebensmittel wie Milch und Käse komme.
Neben den Haufen stört sich Landwirt Weber aber auch an den Hundehaltern, die für ihre Spaziergänge die Fahrzeuge an den Feldwegen abstellen. „Wenn die Leute so parken, dass man mit dem Traktor nicht mehr vorbeifahren kann, kann man das schon einmal mit bestrafen“, fordert er mehr Kontrollen durch die Gemeinde. Ginge es also nach ihm, könnte außerdem die Hundesteuer angehoben werden.
Vorsitzender des Hundevereins wünscht sich mehr Mülleimer
Das Thema Hundehaufen sorgt auch bei den Hundehaltern selbst für Gesprächsstoff, berichtet Joachim Reinhardt, Vorsitzender des Hundevereins Radolfzell. Auch für sie sei es ein Ärgernis, dass es „Hundehalter gibt, die sich einen Dreck um die Hundehaufen scheren“. Andererseits stört es ihn, dass die Hundebesitzer seiner Meinung nach oftmals in einen Topf geworfen werden. „Ich habe das Gefühl, dass die Kritik oft auf alle Hundehalter bezogen wird“, erklärt er. Der Vorsitzende beklagt auch die mangelnden Entsorgungsmöglichkeiten. So fehle es gerade auf beliebten Wegen in den Höri-Gemeinden an Mülleimern. „Es gibt dort Strecken, wo bekannterweise viele Leute mit ihren Hunden laufen. Dort könnte man gut ein bis zwei Eimer mehr aufstellen.“
Schließlich, so der Vorsitzende, wolle keiner sein volles Tütchen 50 Minuten mit sich herumtragen. Auch wenn er weiß, dass durch mehr Mülleimer nicht jeder die Haufen wegwerfen wird, ist er sich sicher: „Der Anreiz ihn zu entsorgen, wird dadurch größer“, erklärt Reinhardt.
„Es wäre fatal, alle 50 Meter einen Mülleimer aufzustellen.“
Für den Ordnungsamtsleiter der Gemeinde Moos, Jürgen Graf, sind mehr Mülleimer jedoch keine zielführende Lösung. „Damit jedem Bürger genüge getan wäre, müssten alle zehn Meter einer stehen“, sagt er. Auch seien dann die Leerungen zu aufwendig. Ähnlich sieht es auch der Böhringer Ortsvorsteher Bernhard Diehl: „Es wäre fatal, alle 50 Meter einen Mülleimer aufzustellen.“ Sollte mal kein Mülleimer in der Nähe sein, so Diehl, könne man die volle Tüte ja auch an die Leine binden. Liegenlassen sei seiner Meinung nach niemals eine Option. „Alle Ausreden lasse ich nicht gelten. Jeder, der einen Hund hat, weiß, was auf ihn zukommt.“
Vierbeiner auf der Höri und in Radolfzell
- Hundesteuer: Wer einen Hund halten will, muss dafür die entsprechenden Abgaben leisten. Die Hundesteuer dient dazu, die Zahl im Gemeindegebiet zu begrenzen und ist nicht nicht an eine bestimmte Leistung, wie das Entfernen von Hundekot, geknüpft. Da es eine Gemeindesteuer ist, können sich die Kosten von Ort zu Ort unterscheiden. In Radolfzell kostet das Halten eines Ersthundes zum Beispiel 108 Euro – im Falle eine Kampfhundes 316 Euro. Für jeden weiteren Hund betragen die Abgaben 216 beziehungsweise 720 Euro. In den Höri-Gemeinden zahlen Hundebesitzer 96 Euro für den ersten, 192 Euro für jeden weiteren Hund und 480 Euro für einen Kampfhund. Halter von Blinden-, Rettungs- oder Jagdhunden sind in der Regel von der Steuer befreit.
- Hunde in Radolfzell: Nach Angaben der Stadt Radolfzell gibt es im kompletten Stadtgebiet 1117 angemeldete Hunde, davon 620 in der Kernstadt. In den Ortsteilen gibt es in Böhringen 180, in Markelfingen 110, in Stahringen 67, in Güttingen 64, in Liggeringen 43 und in Möggingen 33 Hunde.
- Hunde auf der Höri: In den drei Höri-Gemeinden sind nach Auskunft des Gemeindeverbunds Höri 603 Vierbeiner gemeldet, davon 182 in Gaienhofen, 190 in Moos und 231 in Öhningen.