Natalie Reiser

Traditionelle Formen in neuen Perspektiven darzustellen, ist ein stetes Bemühen der Kunst. Und was könnte in Radolfzell traditioneller sein als das Münster? Zum Stadtjubiläum soll es anders als gewohnt erklingen. Münsterkantor Andreas Jetter und die Münsterbläser, eine Formation aus elf Blasmusikern, wollen ihren Zuhörern in zweierlei Hinsicht ein neues Klangerlebnis bescheren. Zum einen werden die Musiker in unterschiedlichen Formationen spielen: Als Quartett, Quintett, die Orgel allein und alle gemeinsam. Neu ist jedoch vor allem, dass die Musik abwechselnd von verschiedenen Standorten erklingen soll. Aus den vier Ecken des Mittel- und Seitenschiffs, von der Orgelempore, von der Kanzel im Mittelschiff, dem Glockenturm, der Sakristei und vom Kreuzaltar. Zusätzlich sollen die Spielorte illuminiert werden. Zwischen den einzelnen Teilen des Konzerts, während die Musiker die Plätze wechseln, wird Pfarrer Hauser zu den Zuhörern sprechen. Über den Inhalt der vier Dialoge sei noch das Mäntelchen des Schweigens ausgebreitet, so Thomas Kauter, einer der Münsterbläser. Den Ablauf des Konzerts hat Kauter, der als Architekt tätig ist, minutiös geplant sowie Pläne dazu angefertigt. In verschiedenen Farben sind die Abschnitte des Konzerts und die Standorte markiert, von denen sie gespielt werden, sowie die Wege, die die Musiker zurücklegen werden. "Ein reibungsloser Ablauf ist uns wichtig", erklärt Kauter.

Kuno Rauch, der die Münsterbläser seit etwa zwei Jahren als Dirigent leitet, hat die Musikauswahl getroffen. Ruhige und kräftige Klangbilder sollen sich abwechseln. Verschiedene Musikrichtungen beginnend vom 16. Jahrhundert bis zu zeitgenössischer Musik stehen auf dem Programm. "Einen Spannungsbogen aufzubauen, ist wichtig für jedes Konzert", erklärt Rauch. Geplant ist ein Dialogstück zwischen der Orgel und den Blechbläsern. Allein beim Ausklang des Konzerts soll nicht an der Tradition gerüttelt werden: Die Hausherrenglocke wird das Ende der etwa 90-minütigen Klangbilder einläuten.

Das Konzert findet am Freitag, 29. September statt. Es ist der letzte Teil des langen Reigens von Bürgerprojekten zum Stadtjubiläum, das am Montag, 2. Oktober mit einem finalen Zeitspaziergang und der Kulturnacht endet. Für den Münsterbauverein bedeutet das Konzert einen zusätzlichen Höhepunkt. Es ist das zehnte Münsterkonzert seit Bestehen des Vereins. Ursprünglich wollte man zu den jährlichen Konzerten abwechselnd eine Formation aus der näheren Umgebung und Gäste aus weiter entfernt liegenden Städten einladen, berichtet Helmut Villinger, Vorsitzender des Vereins. Doch in den letzten Jahren waren stets regionale Musiker zu hören. "Das liegt an der musikalischen Vielfalt, die wir in unserer Gegend haben", fährt Villinger fort. Dass Andreas Jetter als international bekannter Organist Radolfzell zugetan ist, sei natürlich ein besonderes Geschenk für die Münsterkonzerte. Andreas Jetter gibt das Lob weiter. Es sei nicht selbstverständlich, ein gutes Bläserensemble in der Kirche zu hören. "Die Vielfalt, die sich durch die lauten und leisen Bläserklänge ergibt, ist einfach toll", so der Organist.

Für einige der Münsterbläser, die bereits im Freiburger Münster und im Kölner Dom gespielt haben, bleibt der Auftritt im Radolfzeller Münster doch etwas Besonderes. "Hier waren wir schon Ministranten, als wir zehn Jahre alt waren", sagt Thomas Späth an Thomas Kauter gewandt. Eine intensive Probenphase liegt nun vor den Musikern, bevor sie das Stadtjubiläum im wahrsten Sinne des Wortes ausklingen lassen.

Die Münsterbläser und ihr Konzert

  • Die Musiker: Musikalische Leitung: Kuno Rauch; Organisation: Thomas Kauter; an den Instrumenten: Kuno Rauch (Trompete/Flügelhorn/Piccolotrompete), Thomas Späth (Trompete/Piccolotrompete), Tobias Franz (Trompete/Flügelhorn), Christoph Joos (Trompete/Flügelhorn), Thomas Kauter (Trompete), Meinrad Joos (Posaune), Uwe Friedlein (Posaune), Thomas Schäuble (Bass-Posaune), Martin Schäuble (Horn), Svenja Stritt (Horn), Thomas Kaßner (Tuba), Tobias Haas (Schlagwerk), Andreas Jetter (Orgel)
  • Das Konzert: Die Münsterbläser und Münsterkantor Andreas Jetter spielen am Freitag, 29. September um 20 Uhr Klangbilder im Münster. Für die musikalische Leitung ist Kuno Rauch zuständig. Während des Konzerts werden verschiedene Musikerformationen an unterschiedlichen Standorten im Münster zu hören sein. Den Erlös des Konzerts will der Münsterbauverein für die geplante Sanierung des Kirchenschiffs im nächsten Jahr einsetzen. Die Baukosten für diesen ersten Bauabschnitt sind mit 1,3 Millionen Euro veranschlagt.
  • Die Tickets: Karten für das Konzert gibt es ab sofort im Vorverkauf im Pfarramt für 19 Euro. Für Schüler und Studenten beträgt der ermäßigte Preis 16 Euro. (rei)