Das Team des Konstanzer Sozialdiensts katholischer Frauen (SkF) ist sich sicher: Die Krise mit dem Coronavirus hat die sowieso finanziell schwierige Lage von Familien in Konstanz verschärft. „Das existenzielle und finanzielle Geschehen ist noch mehr in den Vordergrund gerückt“, sagt Rosemarie Patt vom Treffpunkt Berchen.
Besonders dramatisch sei die Lage von Menschen in der Gastronomie, die nicht wüssten, ob sie sich auf Kurzarbeit oder Arbeitslosigkeit einstellen müssten, und denen die Einnahmen durch Trinkgelder wegfallen seien, sagt Claudia Eisenmann, Fachbereichsleiterin der Beratungsstelle am Stephansplatz für Schwangere, Paare und Familien.
Auch Minijobber habe es hart getroffen. Oft seien die Beschäftigten nicht gekündigt worden, das Arbeitsverhältnis ruhe aber für die Zeit, in der sie nicht gebraucht werden, und freilich hätten sie auch keinen Cent an Einnahmen. Anderen liefen die Kosten davon, etwa Familien, die knapp über dem Sozialhilfesatz liegen, die aber dennoch nie die Mittel hätten, um auf eine Investition zu sparen.
Unterstützung für chronisch kranke Menschen
Auch chronisch kranke Menschen, die auf eine Medizin schwören, die nicht verschrieben wird, hätten es schwer, darauf weist Birgit Zillich vom Betreuungsverein des SkF hin. Jede Creme zum Einreiben und jedes Vitaminpräparat müsse auch eigener Tasche bezahlt werden. Für die Menschen, die sowieso schon wegen der Krankheit besonders knapp bei Kasse seien, sei dies oftmals eine finanzielle Überforderung.
Problematisch sei auch, dass die staatlichen Hilfen oftmals erst mit Verzögerungen kommen, darauf weist das Team des SkF hin. Dieses versuche, in solchen Fällen Überbrückungshilfen zu leisten und Härten abzuschwächen. In mehreren Fällen springe der Sozialverband mit seinem Nothilfetopf ein, damit Familien ihre Kinder mit Wintersachen ausstatten oder ihnen ein kleines Geschenk zum Fest überreichen können. Der katholische Sozialverband stellt anonymisiert Fälle vor, in denen die Überbrückungsgelder des SkF notwendig wurden.
Ein Schicksal, das die SkF 2020 besonders bewegt hat
Wie dramatisch es manchmal in Familien zugehen kann, zeigt sich am Schicksal der Frau, die mehrere Fehlgeburten hatte, bis dann tatsächlich ihr erstes Kind auf die Welt gekommen ist. Glücklich ging sie in Elternzeit und bezog Elterngeld. Nach einem Jahr wollte die junge Mutter, wie vereinbart, wieder zur Arbeit gehen.
Schon zu Beginn des Jahres 2020 habe der Arbeitgeber ihr wenige Hoffnungen auf eine Beschäftigung gemacht, schreibt der SkF. Durch die Corona-Pandemie habe sich die Lage verschärft. Die Frau habe weder beim alten Arbeitgeber noch bei einem neuen eine Stelle gefunden. Da ihr Mann nur wenig verdient, muss die Familie derzeit mit weniger auskommen, als das Existenzminimum vorsieht. Ohne Spenden wären Winterkleider fürs Kind und andere besondere Ausgaben nicht denkbar.
Eine andere Frau hing finanziell in der Luft, weil es immer wieder Nachfragen der Behörden zu ihren Anträgen auf Elterngeld und Kindergeld gab. Im März war sie Mutter geworden, doch die staatliche Unterstützung ließ auf sich warten. Die Frau musste über einen längeren Zeitraum ohne Mittel auskommen.
SkF-Team telefonisch immer erreichbar
Der SkF half mit einem Überbrückungsgeld und auch bei den offenen Fragen zu den Anträgen. Die Frau, so berichtet das SkF-Team, habe sich nicht gleich an den Sozialverband gewandt, weil sie dachte, wegen der Corona-Pandemie sei die Beratungsstelle sowieso geschlossen.
Das SkF-Team macht darauf aufmerksam, dass es telefonisch immer erreichbar sei. Unter Beachtung der Sicherheitsvorschriften sei eine persönliche Beratung oder eine auf elektronischem Wege möglich. Dies werde von Fall zu Fall in Absprache mit den Hilfesuchenden entschieden.
Mit Geld für Lebensmittel sprang der SkF bei einer Frau ein, die nach der Geburt ihres Kindes davon ausgegangen war, dass ihr Arbeitsvertrag nochmals verlängert würde. Doch sie habe keinen Anschlussvertrag bekommen, teilt der Sozialverband mit. Die Arbeitslosenverwaltung habe zudem eine Sperre ausgesprochen, weil die Frau zu spät anzeigte, dass sie nun ohne Arbeit ist.
Plötzlich kein Geld mehr fürs Essen
In einem anderen Fall stellte der geschiedene Mann plötzlich die Unterhaltszahlungen ein, und war für niemanden mehr erreichbar. Die Frau musste vom Kindergeld leben, und hatte keine Mittel mehr fürs Essen. Auch hier half der SkF mit einem Überbrückungsgeld. Er hat auch in einer Familie mit vier Kindern ein finanzielles Loch gestopft, das nach Auslaufen des Elterngeldes und des Wohngeldes entstanden war.
In einem anderen Fall musste eine Frau erst Mitglied in einer Krankenkasse werden, um überhaupt Kinder- und Elterngeld beantragen zu können. Dank einer Spende des SkF konnte sie sich der Krankenkasse anschließen, und so ihre Anträge stellen.
Ohne Unterstützung keine Weihnachtsgeschenke
Ein tragischer Fall ereignete sich bei einer Alleinerziehenden mit vier Kindern. Eines war in einer Pflegefamilie, kehrte wieder zur Mutter zurück, wurde aber nach Angaben des Sozialverbands über Monate vom Jobcenter nicht in die neue Berechnung des künftigen Einkommens einbezogen. Die Finanzlücke mache sich nun vor Weihnachten besonders bemerkbar.
Ohne eine Unterstützung könnte die Mutter keinem der Kinder ein kleines Geschenk zum Fest überreichen. Einen Zuschuss benötigte auch die Familie, die ihr drittes Kind erwartete, und deshalb nun einen Kinderwagen für Geschwister benötigte. Ohne die Zuwendung vom SkF hätte sie sich diesen nicht leisten können.