Wummernde Bässe kämpften am Samstagvormittag gegen den eisigen Wind an, der vom Seerhein her um das Bodenseeforum in Konstanz pfiff. Und die Lieder waren nicht zufällig gewählt, sie sollten einstimmen auf eine Streikkundgebung der Gewerkschaft Verdi. „Aufstehn“ von Seeed oder der Disco-Klassiker „I will survive“ von Gloria Gaynor sorgten nicht nur für leichtes Mithüpfen gegen die Kälte, die Titel sollten auch ausdrücken, um was es Verdi ging. „Wir sind immer noch in den Tarifverhandlungen für den Versand- und Einzelhandel – seit April!“, deutet zu Beginn der Kundgebung Thomas Weiß, Verdi-Gewerkschaftssekretär Südbaden, an, warum man an diesem Samstag Präsenz zeigen, sichtbar und hörbar sein wollte.

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Und der Tag, das zeigte ein Transparent an der Spitze des Zuges deutlich, war nicht zufällig, denn es sollte der „Black Streik-Day“ unmittelbar nach dem umsatzstarken „Black Friday“ sein. Auch das Ziel war ganz gezielt gewählt: „Wir haben hier an einem normalen Samstag einen sechsstelligen Umsatz!“, deutete Weiß an, warum der Demonstrationszug die Kauflandfiliale im Industriegebiet als Ziel hatte.

Kritik an Arbeitsbedingungen und Bezahlung

Lars Hofmann, seit zwölf Jahren Kaufland-Mitarbeiter in der Carl-Benz-Straße, schilderte die aktuelle Lage: „Zumeist war ich mit meiner Arbeit zufrieden, doch was mich in letzter Zeit nicht glücklich macht, ist die fehlende Wertschätzung, die schlechten Arbeitsbedingungen und natürlich die unfaire Bezahlung während der Schwarz-Konzern von einem Rekordumsatz zum nächsten eilt.

Seit einem halben Jahr kämpfen wir für eine faire Bezahlung. Wir stehen seit einem halben Jahr zusammen, wir stehen heute zusammen und wir stehen, wenn es sein muss, auch über Weihnachten zusammen.“

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Dabei macht der Konzern 50 Prozent mehr Umsatz

Und Gewerkschaftsfunktionär Weiß liefert am Beispiel Kaufland Zahlen: „Der Umsatz der Schwarz-Gruppe, also Kaufland und Lidl, betrug 2018 96,9 Milliarden Euro, im Jahr 2022 154,1 Milliarden Euro. Und das sind die Leute, die sagen, 15 Prozent mehr Lohn wären zu viel, das könne man sich nicht leisten. Die machen Gewinne mit Eurer Arbeit und daher ist es berechtigt, dass ihr davon einen Anteil bekommt!“

Streik der Angestellten im Einzelhandel in Konstanz.
Streik der Angestellten im Einzelhandel in Konstanz. | Bild: Hanser, Oliver

Schätzte die Polizei bei der Auftaktkundgebung die Teilnehmerzahl noch auf etwa 75, so war die Teilnehmerzahl bei dem Demonstrationszug auf knapp über 100 Teilnehmer angewachsen, die der Kälte trotzten.