Moritz Schneider ist ein Mensch, der es mit Grenzen eher schwer hat. Da ist der Kulturkiosk Schranke, das Masterstudium Ethnologie und Soziologie, da war die Mitarbeit beim Magazin Karla, das Engagement fürs Junge Forum Konstanz – und dann sind in seinem Kopf noch so viele Ideen, wie Politik und gesellschaftliches Zusammenleben besser funktionieren könnte. Nur wie soll das alles in ein Leben passen?
Vielleicht muss man dem Ganzen einen übergeordneten Rahmen verpassen, denkt Schneider. Für das Junge Forum Konstanz kandidiert er bei der Kommunalwahl auf Listenplatz 4. Das ist weit vorne, so, dass es denkbar ist, mit ausreichend Wählerstimmen am 9. Juni in den Gemeinderat gewählt zu werden. Dann wären die Ideen zur Gestaltung der Politik am richtigen Platz angekommen.
In den vergangenen Jahren hat der 29-Jährige jede Menge angefangen, das wichtigste Projekt ist wohl der Kulturkiosk Schranke, der an der Eisenbahnlinie in Petershausen liegt und Kiosk, Gastronomieangebot sowie Begegnungsstätte in einem ist. 2021 hat er das Gebäude gekauft und bis 2023 selbst betrieben, seit April 2023 liegt der Kiosk in den Händen eines Vereins. „Es war die Idee, das Projekt zu vergemeinschaften“, sagt er.
Wie er Jahre zuvor zum Kauf des Kiosks kam, ist eine Geschichte, die zu dem gebürtigen Konstanzer passt. Er hatte gerade seine Ausbildung als Erlebnispädagoge abgeschlossen und machte sich so seine Gedanken über Orte in Konstanz, die man anders, attraktiver gestalten könnte. In seiner WG kam man auf den Kiosk, damals noch eine Dönerbude, zu sprechen. Die Meinung eines Freundes: Es könne nicht schwierig sein, daraus etwas Attraktives zu machen.

„Meine Mutter hat mich gewarnt vor der Bürokratie“, sagt Moritz Schneider im Rückblick. Sie habe Recht behalten, sagt er, behält dabei aber gleichzeitig etwas von der Unverdrossenheit des Idealisten: „Ich wollte mir von der Bürokratie die Hände nicht binden lassen, es trotzdem versuchen.“ Und so lebt das Projekt fort, wenn es auch aufwendig und zeitintensiv ist – und finanziell nicht eben lukrativ.
Und wovon lebt der Mann mit den vielen Ideen? Auch das ist eine noch offene Frage. Er lebe von Erspartem, das er in seiner Zeit als Mit-Geschäftsführer des Karla-Magazins verdient habe. Für die Zukunft plane er, sich als Erlebnispädagoge selbstständig zu machen und für Schulen Workshops für Jugendliche anzubieten.

Was will Moritz Schneider im Gemeinderat erreichen? An allererster Stelle das, woran er in Petershausen bereits arbeitet: Er will sich für mehr Beteiligung in Konstanz einsetzen. Eine Vision wäre die Etablierung von Nachbarschaftsräten für jedes Quartier.
Seine größte Befürchtung: Dass die Politik, auch die Kommunalpolitik, den Kontakt zu den Menschen verlieren könnte. Und damit auch die Grundlage der Demokratie. Ganz konkret könnte er sich vorstellen, in Konstanz eine Großküche aufzubauen, die regionale Lebensmittel verwende und für die Ernährung aller Schul- und Kitakinder zuständig wäre.