Das hatten sich die Studierenden selbst kaum zu wünschen gewagt: Im Autodromo Enzo e Dino Ferrari in Imola hat sich das Team „eLaketric“ der HTWG Hochschule Konstanz Technik, Wirtschaft und Gestaltung mit seinem selbst entwickelten Elektro-Rennmotorrad gegen eine extrem starke Konkurrenz durchgesetzt. Das gibt die Hochschule in einer Pressemitteilung bekannt.
Nach einer emotionalen Woche mit Erfolgen und auch kurzfristigen Tiefschlägen konnten die Konstanzer das Abschlussrennen für sich entscheiden. In der Gesamtwertung erreichten sie mit ihrer Maschine Amperia den dritten Platz des Moto Engineering Wettbewerbs. Die Studierenden verwiesen damit große und erfahrene Teams, darunter das Polytechnikum Mailand, die Universität Breslau und die Universität Prag, auf die hinteren Plätze.
Lediglich das Team der Universität Bologna, das unter anderem von der Ducati Stiftung gesponsert wird, und das Team der Universität Modena erreichten vor den Konstanzern die Plätze eins und zwei. „Es ist ein Riesenerfolg für uns, dass wir uns mit den Topteams aus dem Motor Valley der Region Emilia Romagna auf dem Podium platzieren konnten“, freut sich Professor Florian Lang, der das Team betreut.

Rennfahrerin Hannah Schienle startet von Platz 6
Unter anderem haben die Studierenden ein enorm leistungsfähiges On-Board Datenerfassungssystem selbst aufgebaut, das erlaubt, die Amperia optimal abzustimmen und Probleme sehr schnell zu erkennen. Teamleiter Frederic Hardy aus dem Studiengang Maschinenbau erläutert: „Wir können gewährleisten, dass unser Prototyp mit hoher Zuverlässigkeit eine konstante Leistung in allen Disziplinen bringt, auch unter schwierigen Bedingungen.“
Besonders schwere Bedingungen herrschten bei den zwei Abschlussrennen: Bei strömendem Regen bewies die Fahrerin, Maschinenbaustudentin Hannah Schienle, nicht nur Nervenstärke, sondern fahrtaktisches Geschick. Mit Spitzengeschwindigkeiten um 150 km/h reizte sie zwar die Höchstgeschwindigkeit der Maschine unter den Wetterbedingungen nicht aus, raste aber auf Platz drei – und das, obwohl sie nach dem Qualifying von Position sechs gestartet war. Mit einem souveränen Überholmanöver schaffte sie es sogar zuletzt als Siegerin ins Ziel zu fahren.

Die Ingenieurstudentin kennt die Maschine technisch gut und kann so bei kleineren Problemen im Fahrbetrieb optimal reagieren. „Die Woche in Imola war extrem aufregend“, sagt sie im Rückblick und ergänzt dankbar: „Ich war mehrfach komplett überwältigt, wie ruhig und professionell jeder Einzelne auf unerwartete Situationen reagiert und wie gut wir als Team funktionieren. Bei jeder Herausforderung, welche uns bevorstand, habe ich sehen dürfen, wie gewissenhaft, schnell und professionell jeder Einzelne arbeitet.“
„Ein kleines Team wie wir muss anders punkten“
Seit 2016 nimmt das „eLaketric“-Team alle zwei Jahre am internationalen Rennevent MotoStudent im spanischen Aragon teil. Hierfür entwickeln über 45 Teams weltweit elektrische Prototypen dieser Motorradkategorie. Zum jüngsten Moto Engineering Wettbewerb wurden elf der erfolgreichsten Teams aus der letzten Saison in Imola erwartet, „die alle schon auf einem hohen Level performen“, erläutert Teamleiter Frederic Hardy. Letztlich konnten nur neun beim Wettbewerb antreten. Umso enger waren unter den Favoritenteams die Abstände.
„Ein kleines Team wie wir muss dann anders punkten und die Ressourcen so gut wie möglich einsetzen“, erläutert Hardy mit Blick auf die Konkurrenzteams von Hochschulen, die zehn bis 15 Mal so groß wie die HTWG sind. Da wirkt der Einsatz des rund 20-köpfigen Teams wie der Kampf von David gegen Goliath. Dennoch versichert Cyril Wittwer, Leiter der Mechanik, lachend: „Mit den anderen Teams standen wir in sehr gutem Kontakt, nach den ersten Erfolgen wurden wir für die interessant.“
Viele Stunden hat jedes Teammitglied zuvor investiert
Grund für den Erfolg: „Unsere Strategie besteht im Wesentlichen darin, modulare und bewährte Konzepte einzusetzen, die wir so leistungsfähig wie möglich gestalten, ohne Overengineering zu betreiben“, so das Leitungsteam. Und ein nicht zu unterschätzendes Element: das Engagement aller Mitglieder. Trotz vorlesungsfreier Zeit hatte das Team in den Wochen davor viele Stunden bei Testfahrten, in der Werkstatt und vor den Laptops verbracht.
Die Studierenden hatten die Maschine komplett auseinander gebaut und zum Beispiel das Managementsystem der selbst konzipierten Batterie optimiert. So konnten sie mit einer Batterie ins Rennen gehen, die zwar über einen relativ einfachen Aufbau verfügt, aber sehr robust und gut kühlbar ist, was sich gerade bei den zwei dicht aufeinander folgenden Rennen als vorteilhaft erwiesen hat.