Zum Spaziergang mit dem SÜDKURIER bringt sie ihre Tochter mit. Wie lange das Gespräch über ihre Kandidatur für die Freie Grüne Liste (FGL) und ihre Ziele dauert, hängt davon ab, wie lange ihr Baby es zulässt, bevor der Hunger kommt. Neu-Stadträtin als frisch gebackene Mutter – geht das überhaupt?
Auch Cosima Cornelius stellte sich diese Frage. „Ich habe schon überlegt, ob ich trotz Schwangerschaft kandidiere, aber viele in der Fraktion haben mich darin bestärkt und mich auf Listenplatz drei gesetzt, das hat mich sehr gefreut“, sagt die 33-Jährige.
Prompt erreichte Cornelius mit über 18.000 Stimmen das drittbeste Ergebnis aller Gewählten und überholte auf Anhieb sogar lang gediente Stadträtinnen und -räte. „Ich bin dankbar, dass mir so viele Menschen vertraut haben, auch wenn man mich wegen Schwangerschaft und Wochenbett im Wahlkampf nicht gesehen hat“, sagt Cornelius.
Woran liegt das? „Ich bin zwar in Salem geboren, aber in Konstanz aufgewachsen. Hier habe ich Schule und Uni besucht, hier bin ich stark verwurzelt und engagiere mich gern“, sagt sie. Aber nicht nur das: Cosima Cornelius gründete vor rund zehn Jahren den Athletikclub Konstanz, weil ihr der Sport am Herzen liegt. Sie selbst war unter anderem Sechste bei den Deutschen Meisterschaften im Gewichtheben.
Über den Verein kam sie auch in engeren Kontakt mit der Stadtverwaltung, es ging um Zuschüsse und die Suche nach neuen Räumen. Doch es war schon viele Jahre zuvor ihr Opa Klaus Keller-Uhl, der ihr Interesse für Kommunalpolitik weckte. „Er saß 20 Jahre lang für die CDU im Konstanzer Gemeinderat, da habe ich viel mitbekommen“, erzählt Cosima Cornelius.

Als studierte Sportwissenschaftlerin mit Master-Abschluss möchte sie sich im Sportausschuss engagieren, außerdem wird sie im Gemeinderat, dem Arbeitskreis Altenhilfe und dem Aufsichtsrat der Bädergesellschaft mitwirken.
Ihre Familie steht jedenfalls hinter ihrem Plan, genau jetzt Stadträtin zu werden. „Während einer zweitägigen Klausurtagung kann ich hoffentlich meinen Mann mitnehmen, außerdem gibt es Zuschüsse für die Kinderbetreuung während der Sitzungen – oder ich nehme meine Tochter mal mit.“
Als hätte sie mit Mutterschaft und Mandat noch nicht genug zu tun, wird Cosima Cornelius nach dem Ende ihrer Elternzeit Geschäftsführerin des Athletikclubs, zudem übernimmt die Bäckermeisterin gerade die Bäckerei Reginbrot von ihrem Vater. Auch eine Promotion kann sie sich vorstellen.
Vor dem „rauen Pflaster“ der Kommunalpolitik hat sie Respekt, freut sich aber darauf. „Ich bin durchsetzungsstark und idealistisch, aber auch pragmatisch und kompromissbereit“, beschreibt sie sich selbst. „An meinen Themen bleibe ich konsequent dran. Und wenn sie erst in zehn Jahren umsetzbar sind, bin ich auch zufrieden.“