Die Fahrpreisgestaltung für die Schifffahrt auf dem Bodensee ändert sich stark. Die Schiffverbindungen zwischen Bregenz, Konstanz und dem Überlinger See werden erstmals in Zonen eingeteilt. Dazu haben sich die Bodensee-Schiffsbetriebe (BSB) und die Vorarlberg Lines Bodenseeschifffahrt (VLB) gemeinsam entschieden.

„Wir versuchen, damit Barrieren einzureißen“, erklärte BSB-Geschäftsführer Norbert Reuter anlässlich einer Medienkonferenz der Vereinigten Schifffahrtsunternehmen (VSU) für den Bodensee auf dem Motorschiff „Überlingen“ im Konstanzer Hafen. Ergänzend entfällt auch die Dreiteilung in Vor-, Haupt- und Nachsaison. Zukünftig gebe es nur noch eine Neben- und eine Hauptsaison.
Außerdem sollen die Schiffe regelmäßiger verkehren. So gilt ab dieser Saison zwischen Konstanz und Überlingen beziehungsweise Bregenz ein Taktfahrplan, in dem die Schiffe überwiegend im Ein- oder Zwei-Stundenrhythmus fahren. „Dies ist für die Merkbarkeit einfacher“, bekräftigte Norbert Reuter.
Corona-Auswirkungen noch spürbar, doch „es normalisiert sich“
Die VSU leiden immer noch unter den Auswirkungen der Corona-Pandemie. „Es normalisiert sich wieder“, sagte Reuter zuversichtlich. Der Tourismus in den Städten rund um den See sei wieder auf dem Niveau von vor der Corona-Krise. „Aber das sind wir bei den Schiffen noch nicht“, betonte er.
Im Vergleich zum Jahr 2019 seien die Passagierzahlen bei der BSB im vergangenen Jahr immer noch rund zehn Prozent geringer gewesen. „Insbesondere die Busunternehmen waren während der Corona-Pandemie besonders leidend“, erläuterte er. Etliche hätten während dieser Zeit ihren Betrieb eingestellt. Deren Kunden würden fehlen.
Folgen hat auch der Ukraine-Krieg. Die gestiegenen Energiekosten schlagen sich in der Preisgestaltung nieder. Remo Rey, Geschäftsführer der Schweizerischen Schifffahrtsgesellschaft Untersee und Rhein (URh), benennt einen gestiegenen Dieselpreis von 60 Prozent. „Inzwischen sieht es wieder besser aus. Wir können nur hoffen“, erklärte er.
Sein Unternehmen habe die Fahrpreise um fünf Prozent erhöht. „Eigentlich hätten es zwölf sein müssen“, betonte er. „Mehr Fahrgäste“, antwortete er auf die Frage, wie denn dieser Unterschied auszugleichen sei. Nicht auszuschließen sei, dass es im kommenden Jahr weitere Preiserhöhungen geben müsse. Einen Abschlag, also einen Verlust, mit 100.000 Franken habe es zudem beim Wechselkurs gegeben.
Schwierige Zeit – auch für die Schweizerische Bodensee-Schifffahrt
Für die BSB benennt Norbert Reuter eine Preissteigerung von 6,5 Prozent. Die Ursache sei über „alle Segmente verteilt“, liege beim Preis für den Kraftstoff Diesel und den erschwerten Lieferketten, wodurch einiges länger daure. Auch die Schweizerische Bodensee-Schifffahrt (SBS) hat eine harte Zeit hinter sich. Mit 2020 und 2021 lagen „ganz schwierige Jahre hinter uns. Um die vier Millionen Franken Verlust“, berichtete deren Chef Benno Gmür.
Immerhin sei das vergangene Jahr „im Vergleich zu 2019 etwas besser abgeschlossen worden. „Mit einem hervorragenden Sommer waren wir auf dem Weg, wo wir Geld erarbeitet haben, um Investitionen machen zu können“, sagte er erfreut. Mit dem neuen Fahrplan sollen dieses Jahr rund eine Million Franken eingespart werden. Statt wie im Jahr 2019 mit einer Gesamtfahrleistung von 100.000 Kilometer sollen es nur noch 70.000 Kilometer sein. Die verlustbringenden oder schlecht genutzten Kurse seien gestrichen worden.
„Ich bin überzeugt, dass dies ein besseres Angebot ist als bisher“, sagte er nachdrücklich. Als Beispiel nannte er, dass nach 17 Jahren Bregenz wieder angelaufen werde. Auch sonst ist die SBS nicht untätig. So werde es an 52 Sonntagen den beliebten Sonntagsbrunch geben. Darüber hinaus engagiert sich das Unternehmen auch an Land. Es pachtete das Untergeschoss des Romanshorner Kornhauses mit einer Pizzeria und vier Räumen, die jeweils 200 bis 400 Plätz bieten. Weitgehend geplant sei auch ein Hotel mit 84 Doppelzimmern, so Gmür.
Generationenwechsel! Viele Mitarbeiter gehen absehbar in Rente
Die VLB muss mit einer Lohnsteigerung von 8,4 Prozent fertig werden, „was wir bisher nicht kannten“, erklärte deren Eigentümer Alexandro Rupp. Die Fahrpreise im Kursverkehr seien um 6,5 Prozent und bei den Eventfahrten zwischen sieben und acht Prozent angehoben worden. Von echten Personalsorgen bleiben alle vier Schifffahrts-Unternehmen bisher verschont, auch wenn die Suche nicht mehr so leicht ist.
Immerhin seien so gut wie alle Stellen besetzt, so die Verantwortlichen. Allerdings muss sich die VLB in den kommenden zwei Jahren mit einem Generationenwechsel auseinandersetzen, denn altersbedingt würden viele ausscheiden, berichtete Alexandro Rupp. „Wir sind mit Hochdruck dahinter.“
Die Motorfähren „Romanshorn“ und „Euregia“ sind laut Benno Gmür komplett saniert worden. Rund eine Million Franken seien alleine für Rohmaterialien ausgegeben worden. „Im Winter war das Motorschiff ‚Konstanz‘ unser großes Projekt“, berichtete BSB-Chef Reuter. Das am 17. Juli in Dienst gestellte Elektroschiff Insel Mainau halte mehr als versprochen, sagte er begeistert.
„Die Reichweite ist höher“, erläuterte er. Dies gebe Mut, weiterzumachen. Bis Herbst bestehe die Option für ein elektrisch betriebenes Schwesterschiff. Der Vorteil sei, dass die alten Preise gelten würden. Eine Entscheidung wird jedoch erst nach der Saison fallen. „Wenn es ein Ja gibt, kann es 2025 in See stechen“, kündigte Norbert Reuter an.