Heruntergekommenes Haus vor schicken Bürotürmen: Dieser Anblick wird sich den Konstanzern noch mindestens ein halbes Jahr lang bieten. Denn das alte Gasthaus Rheingarten an der Reichenaustraße muss sich bis Herbst gedulden, bis Handwerker Hand anlegen.
Vermutlich im September 2024 werde die Sanierung beginnen, teilt Rolf Mohr von Meichle und Mohr statt. Das Unternehmen errichtete auch die siebenstöckigen Bürotürme, die das alte Gasthaus umgeben. „Die Stadt hat uns die Sanierungsgenehmigung erteilt und wir könnten jetzt beginnen, aber wir wollen erst wissen, wie viel das Haus dem Denkmalschutz wert ist“, sagt Rolf Mohr.
Er habe beim Konstanzer Denkmalamt einen Antrag auf Zuschuss zu den Sanierungskosten gestellt und rechnet bald mit einer Entscheidung. Glücklich ist Rolf Mohr nicht damit, dass er verpflichtet ist, das Kulturdenkmal zu erhalten und zu ertüchtigen.

„Von den Böden über Fenster und Dach muss alles denkmalgerecht saniert werden, das kostet viel Geld“, sagt er. „Da kommt schnell eine Million zusammen – und das ohne richtige Nutzungsmöglichkeiten“, ärgert er sich. „Das Gebäude ist restlos marode und wir dürfen es nicht mehr als Wohnung vermieten.“
Warum ist das so? Laut Stadt Konstanz liegt das alte Gasthaus im Geltungsbereich des Bebauungsplans Billenweiher I, der dort ein Gewerbegebiet vorsieht. Wohnungen seien dort unzulässig, teilt die städtische Pressestelle mit. Nur Wohnungen für Aufsichts- und Bereitschaftspersonen sowie für Betriebsinhaber und -leiter könnten im Rahmen einer Ausnahme zugelassen werden.
Das Haus war lange bewohnt
Aber Halt – in dem alten Haus wohnte doch seit 1991 Boris Falkenstein. Er zog als Student ein und lebte dort auch mit seiner Familie, bis er aufgrund der Neubaupläne für das Gelände eine Kündigung erhielt. Warum war das möglich? „Die Familie wohnte wohl schon in dem Gebäude, bevor der Bebauungsplan aufgestellt wurde“, vermutet die Pressestelle der Stadt Konstanz.
Was langfristig mit dem ehemaligen Gasthaus passiert, ist unklar. Könnte nicht erneut eine Wirtschaft einziehen? „Es ist fraglich, ob das im Umfeld der hohen Bürogebäude Sinn hat“, meint Rolf Mohr. Mittelfristig werde das alte Gebäude als Fahrradgarage genutzt und dafür nutzungsneutral saniert. „Das ist aus meiner Sicht aber auch nicht sinnvoll“, sagt er.

Ideen gab es für die derzeitige Bruchbude schon einige. Ein Vorschlag war, dort ein Lager und Archiv für die Mieter der Büroetagen einzurichten. Auch ein Büro im Verbund mit einem Bootstower, einer Art Garage mit Aufzug für Boote, war mal angedacht. „Wir werden sehen, was aus dem Haus wird“, sagt Rolf Mohr. „Das überlassen wir der Zukunft.“