Dass dieses Festival eine Bereicherung im Veranstaltungskalender von Konstanz ist, das bezweifelt niemand. Rund 5000 Gäste erwarteten die Macher des Campus-Festivals auf dem Uni-Parkplatz im Vorfeld, und tatsächlich begannen am Freitagabend tausende gut gelaunte Gäste eine große Party, die sich bis in die Nacht zum Sonntag ziehen soll. Mit regionalen und internationalen Künstlern, mit einem Poetry Slam als moderner Form des Dichterwettstreits und mit einem Angebot gerade auch für Familien.

Soll der Steuerzahler eine Party im Uni-Wald sponsern?

Aber soll so etwas auch vom Steuerzahler unterstützt werden oder ist es eher das Ziel, dass die Stadt mit diesem Festival sogar noch Einnahmen erzielt, denn all die nötigen Genehmigungen gibt es ja nicht gratis? Das war eine der Fragen, um die in den vergangenen Wochen eine politische Debatte kreiste – und die war nicht ganz einfach. Denn einerseits sollte Vergleichbarkeit und Gerechtigkeit hergestellt werden, andererseits war schnell klar, dass jedes dieser im Amtsdeutsch als "kleine und mittlere Veranstaltungen" titulierten Angebote sehr unterschiedlich ist.

Vereine sind gut, Firmen dagegen eher unerwünscht

Verwaltungsvertreter, Kultur- und Finanzpolitiker sowie am Schluss der Gemeinderat fanden eine Lösung, nach der das Campus-Festival am Ende durchaus zu den Verlierern gehören könnte. Denn gefördert werden im Grundsatz nur nicht-kommerzielle Veranstalter. Hinter dem gestern Nachmittag gestarteten Festival steht dagegen eine Art Agentur, Nachtschwärmer-KN. Sarah Müssig, die Chefin des Kulturamts, sagte dann auch in einer öffentlichen Sitzung, Nachtschwärmer-Chef Xhavit Hyseni solle doch einfach einen Trägerverein für das Campus-Festival gründen, dann sei das mit den Zuschüssen einfacher – in diesem Fall geht es also um die Struktur und nicht um den Inhalt.

Im Zweifel entscheidet der Rat eben über den Einzelfall

Gleichwohl ist das letzte Wort nicht gesprochen: In Einzelfällen kann der Gemeinderat per Beschluss von den neu überarbeiteten Zuschussrichtlinien abweichen. So war es auch bisher schon beim Campus-Festival: Am 7. Dezember gab der Haupt- und Finanzausschuss einen Zuschuss von höchstens 15.000 Euro für die zweitägige Veranstaltung frei, allerdings fließt ein Teil der Summe in Form von Gebühren wieder in die Stadt zurück. Und: Zuerst werden alle Einnahmen abgezogen. Wenn es also ohne öffentliches Geld geht, soll es dabei bleiben.

Niemand sollte mit einem Zuschuss von vornherein rechnen

Genau dieser Gedanke prägt auch die jetzt neu erlassenen Richtlinien, für die Veranstaltungen mit bis zu etwa 5000 Besuchern gelten und die deshalb nicht in die Rubrik Großveranstaltungen fallen. Zunächst sollen die Ausrichter so kalkulieren, dass sie keine öffentlichen Gelder brauchen. Sollte es dann doch so weit kommen, sind höchstens 10.000 Euro von der Stadt zu holen.

Hilft den Ehrenamtlichen bald ein Lotse durch die Bürokratie?

Zugleich will die Verwaltung aber auch auf anderer Ebene helfen. Gerade weil oft viele Ehrenamtliche mitarbeiten, sollen im Rathaus Fachkräfte nicht nur bei Zuschussanträgen, sondern auch bei der Organisation von so sperrigen Vorgängen wie Sondernutzungserlaubnis bis Zufahrtsregeln helfen. "Damit sollen den Veranstaltern generell gute Rahmenbedingungen geboten werden", heißt es dazu in einer Pressemitteilung.

Vom Antrag bis zur Auszahlung dauert es Monate

Für Veranstalter und hier vor allem Vereine ist nun wichtig: rechtzeitig planen. Denn bis tatsächlich Geld von der Stadt fließt oder die Verwaltung bestimmte Leistungen ausnahmsweise kostenfrei erbringt, sind mehrere Hürden zu nehmen. So prüft zunächst das Fachamt (Kultur oder Sport), ob "eine Veranstaltung in das städtische Veranstaltungsprofil passt" – falls das nicht der Fall ist, soll es eine begründete Rückmeldung geben. Und dann fallen mögliche Zuschüsse auch noch unter den Vorbehalt, dass sie im Rahmen der Haushaltsberatungen (stets im Herbst für das Folgejahr) gebilligt werden.

Alle Zahlen müssen auf den Tisch der Verwaltung

Und schließlich müssen alle, die einen Antrag auf einen Zuschuss stellen, seine "überprüfbare Budgetplanung" vorlegen und zeigen, dass das Geld von der Stadt im Kern für Notfälle vorgesehen ist. Gezahlt wird es grundsätzlich erst, wenn die Veranstaltung komplett abgerechnet ist, also in der Regel erst einige Monate später.

Die Konstanzer Welten haben den Zuschuss jetzt sicher

Im Gegenzug gibt es aber zumindest für die Konstanzer Welten jetzt endlich Klarheit. Der Show-Abend mit Konstanzer Talenten ist eine der ersten Veranstaltungen, die nach den neuen Regeln gefördert wird. Über die Bühne gehen soll sie am Samstag, 16. Juni. Was ihr dabei hilft: Als Veranstalter fungiert die HSG Konstanz – und nicht die verschiedenen Unternehmen, die ebenfalls eng in Organsiation und Ablauf des Abends eingebunden sind.

 

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