Uwe Reith ist ein Netzwerker durch und durch. Und ein wandelndes Musik-Lexikon. Mehrere tausend CDs, unzählige Langspielplatten, Musik-Magazine, "und einen Schädel, der dieses Wissen über Jahrzehnte aufgesaugt hat", wie er lächelnd feststellt. In den 80ern war er eine große Nummer in der Konstanzer Szene: Seed'n'Barley, Fat Cat – und bis heute noch The Pace.
An der Seite von Tobias Bücklein
Wer sich ein wenig auskennt in der Szene, bekommt feuchte Augen bei diesen Bandnamen. Und wer weiß heute noch, dass ein Tobias Bücklein hier seine ersten Sporen als Musiker verdiente.
Oder der heutige Lufhansa-Kapitän Bernd Pfeffer, Sohn des ehemaligen Präsidenten des FC Konstanz und des Narrenvereins Seehasen, oder Thomas Joekel, Rüdiger Bierhorst, Christian Blancke und Christoph Danneffel. Seed'n'Barley, später in Schlicht'n'einfach umbenannt, rockte Konstanz und war Stammgast bei Schulfesten oder Fasnachtsveranstaltungen.

Uwe Reith hat es von Konstanz irgendwie zu Weltruhm geschafft – als Hobby-Musiker und Ratgeber im Hintergrund. "Aus Liebe zur Musik", wie er es ausdrückt. Da die Menschen in den hinteren Reihen jedoch in aller Regel bescheiden und zurückhaltend sind, bleiben sie gerne im Verborgenen und genießen Ruhe und Anonymität.
Den Rummel sollen andere haben. Der 54-Jährige hat sich nie wirklich für die großen Stars auf der Bühne interessiert, sondern eher für Studio-Musiker – so wie er sich selbst auch bezeichnet. Viele Jahre war er Mitglied des amerikanischen Pod-Cast www.insidemusicast.com, in dem Netzwerkarbeit weltweit geleistet wird.
Hier kam er in Kontakt mit Personen wie Bruce Gaitsch, einem Gitarristen von Madonna, der unter anderem La Isla Bonita schrieb; oder mit Phil Gould, dem Schlagzeuger von Level 42, der unter anderem "Running in the Family" verfasste; oder Mitglieder von so legendären Band wie Earth, Wind and Fire, Toto oder Chicago. Uwe Reith from Constance in good old Germany war und ist ein gefragter Mann, wenn es um Unterstützung von Projekten, Meinungen zu einzelnen Stücken oder Interviews geht. Regelmäßig fanden Telefonkonferenzen statt, bei dem die Experten weltweit zugeschaltet waren; Uwe Reith war einer davon. "Es kam dann immer wieder vor, dass mir eine Datei zugeschickt wurde, die ich mir anhören und die ich beurteilen sollte", erzählt er.

Geld hat er dafür nie genommen, dafür ist seine Leidenschaft für die Musik viel zu groß. Sein Name jedoch findet sich auf zahlreichen CDs. Zumeist auf der Rückseite, verbunden mit einer Danksagung. So steht auf einer CD von Tom Saviano, Saxphonist von Earth, Wind and Fire: "Special Thanks to Uwe Reith, you have great ears my friend! Thanks for taking the time to listen. It has been a pleasure Skyping with you and bouncing mixing ideas back and forth with you!" Auf Deutsch: "Ein besonderer Dank an Uwe Reith, Du hast großartige Ohren, mein Freund! Danke, dass Du meine Lieder angehörst hast. Es war mit ein Vergnügen, mit dir zu skypen und mich mit dir über Ideen für meine Lieder auszutauschen." Ein Ritterschlag.

Heute ist Uwe Reith Marktbereichsleiter der Sparkasse Allensbach. Seine Kunden kennen einen stets gut gekleideten, adretten Mann mittleren Alters mit ansteckender Freundlichkeit und einem einnehmenden Wesen. "Meine Freunde sind irgendwann weggezogen wegen Studium oder Arbeit", sagt er tiefenentspannt und wirkt aufgeräumt. "Ich habe mich entschieden für das Leben in Konstanz und die Arbeit bei der Sparkasse. Schöner ist es nirgendwo."
Mit seiner Frau Anja und den zwei Kindern wohnt er in einem Reihenhaus in Wollmatingen. Ohne jegliche Wehmut blickt er zurück auf seine Zeit als Teenagerschwarm und angehimmelter Rock'n'Roller: "Ja, die alten Zeiten waren richtig geil. Ich genieße jedoch auch die heutigen und die Erkenntnis, dass ich langjährige Erfahrungen und musikalische Reife als aktiver Musiker und musikalischer Netzwerker erlangen durfte und ständig außergewöhnlich vielfältige Gelegenheiten bekommen habe. Das macht mich stolz."
Ein Mann wie er hätte es locker zum Profimusiker schaffen können. Doch eine Sache hat ihn stets davon abgehalten: "Musik ist so schön. Viel zu schön, um irgendwann das Gefühl zu haben, spielen zu müssen", erklärt er. "So habe ich jeden Tag aufs Neue die Wahl habe, mich für die Musik zu entscheiden." Und wenn er mal tatsächlich keine Lust haben sollte, dann legt er die Gitarre zur Seite, schnappt sich den Hund und geht mit seiner Frau in den Wiesen und Wäldern hinter Wollmatingen lange spazieren.
Das war Seed'n'Barley
Die Schülerband wurde im September 1980 von Rüdiger Bierhorst, Tobias Bücklein, Uwe Reith (FAT CAT, THE PACE), Thomas Joekel, Christian Blancke (Mitglied bis 1981) und Christoph 'Joseph' Danneffel gegründet. Das Repertoire bestand aus eigenkomponierten Rocknummern mit englischen und deutschen Texten. 1982 wurde die LP "Shining For You" aufgenommen.
Im selben Jahr stieß Bernd Pfeffer (Keyboards) zur Band. Wegen Meinungsverschiedenheiten trennten sich die Wege der Gruppe und Ihrem Gründungsmitglied und Producer Christoph. Der Name wurde 1983 in Schlicht 'n' Einfach geändert. Ab jetzt wurde verstärkt deutsch gesungen, wobei die meisten Songs von Rüdiger Bierhorst stammten. In dieser Zusammensetzung hatte die Gruppe auch zwei Stücke auf dem Sampler "KOMA – Hart an der Grenze" – eine LP, die für Furore sorgte.

1984 löste sich die Band mit Ablauf der Schulzeit auf. Rüdiger Bierhorst ist heute Mitglied der erfolgreichen Band Monsters of Liedermaching. Besetzung: Rüdiger Bierhorst (Bass), Tobias Bücklein (Keyboards), Thomas Joekel (Schlagzeug), Bernd Pfeffer (Keyboards), Uwe Reith (Gitarre), Christian Blancke (Gitarre), Christoph Danneffel (Gesang).