Ab Donnerstag glitzert es wieder für dreieinhalb Wochen auf der Marktstätte, dem Konzilvorplatz sowie dem Gondelehafen: Der Weihnachtsmarkt beginnt an diesem Tag um 11 Uhr. Die offizielle Eröffnungsfeier ist dann am Freitag, 17 Uhr.
Was Standbetreiber zahlen und warum sie auf viele Schweizer hoffen
Kult-Standbetreiber Thomas Blaser wird mit seiner Taverne auch in diesem Jahr nicht mehr seinen Stammplatz an der Unterführung am Ende der Markstätte einnehmen – er musste vor einem Jahr dort weichen und zum Konzilvorplatz umziehen.
Der Grund: Er durfte seinen eigens dafür gezimmerten Boden nicht bereits am Freitag zuvor aufbauen, sondern hätte aus Sicherheitsgründen erst am Montag damit beginnen dürfen. "Das hat jahrelang problemlos funktioniert und auf einmal kommt das sogenannte Bürgerbüro und verbietet das", ärgert er sich noch heute.

"Auf der Markstätte hatte ich zwischen 14 und 17 Uhr hundert Verkaufsvorgänge, hier im Niemandsland sind es zwei." Seine Stammkunden, die sein Fondue-Baguette und die heimelige Atmosphäre zu schätzen gelernt haben, sind ihm jedoch treu geblieben. Er zahlt 18.000 Euro Standmiete – inklusive Wasser und Strom.
Wolfgang Müller, der in seiner Bude Raps-Kissen verkauft, zahlt zwischen 4000 und 5000 Euro. "Der Betrag passt gut zum Umsatz", sagt er, ohne genauer auf seinen Umsatz eingehen zu wollen. "Ich verdiene in Konstanz aber ganz gut. Deutlich mehr als auf dem Weihnachtsmarkt in Reutlingen, wo ich auch einen Stand habe."

Er schränkt jedoch ein: "Wenn irgendwann die Schweizer nicht mehr kommen, dann lohnt sich das nicht mehr. Sie machen rund 70 Prozent aus."
Die Organisatoren wissen noch nicht, ob sie den Markt nach 2019 weiter betreiben werden
Levin Stracke und sein Vater Heinrich, der den Markt Ende der 80er Jahre ins Leben rief, haben noch bis 2019 den Auftrag, das vorweihnachtliche Großereignis mit 160 Ständen zu organisieren. Bevor Heinrich Stracke Chef des Marktes wurde, hatte sich der Konstanzer Einzelhandels-Verband dagegen ausgesprochen, den Weihnachtsmarkt weiter zu betreiben – weil der Gemeinderat eine Zuschusserhöhung verweigerte. Stracke hatte sich damals bereit erklärt, den Markt ohne Zuschuss zu organisieren und den Zuschlag erhalten.
Im kommenden Jahr muss die Stadt erneut eine europaweite Ausschreibung durchführen. Wann genau das sein wird und wie sie abläuft, steht laut Mandy Krüger vom Pressebüro der Stadt noch nicht fest. "Wir sehen der Ausschreibung gelassen entgegen und schlafen recht gut", sagt Levin Stracke. "Im Rahmen einer Gleichbehandlung wäre es fair, wenn die anderen Veranstaltungen ausgeschrieben würden, bei denen es bislang nicht der Fall war wie Oktoberfest, Weinfest oder Konstanzer Messen."
Als ein Konkurrent für die Strackes gilt Heinz Gebauer, der mit seiner traditionsreichen Firma bereits zahlreiche Veranstaltungen wie beispielsweise die Frühlingsmesse auf dem Döbele seit vielen Jahren organisiert. "Wir haben uns zwar noch nicht entschieden, ob wir unseren Hut in den Ring werfen", sagt er. "Doch die Tendenz geht dahin."
Im Februar 2017 setzten sich Levin und Heinrich Stracke im Geimenderat gegen zwei Mitbewerber für drei Jahre durch.
2017 wurde die Standmiete deutlich teurer – weil das Sicherheitskonzept viel Geld kostet
Angetreten mit der Aussage, die Standgebühren nicht erhöhen zu wollen, trat jedoch genau dies ein vor einem Jahr – bis zu 100 Prozent sogar. "Das war schon eine saftige Erhöhung", sagt selbst Levin Stracke rückblickend im Gespräch mit dem SÜDKURIER. "Aber das konnten wir auch begründen mit der Beleuchtung und dem vorgeschriebenen Sicherheitskonzept."
So mussten 2017 erstmals die direkten Zufahrtswege in der Hafenstraße, der Bahnüberquerung am Konzil sowie an der Marktstätte mit mehreren Betonklötzen gesperrt werden.

Der Grund war der terroristische Anschlag auf den Berliner Weihnachtsmarkt am Breitscheidplatz, als 2016 ein Tunesier, der in Deutschland Asyl beantragte, mit einem Laster in die Menschenmenge raste und zwölf Menschen tötete.
„Es ist irgendwie absurd: Wir als potenzielle Opfer solcher Anschläge sollen für unsere Sicherheit selbst sorgen und das bitteschön auch bezahlen. Dabei ist es die hoheitliche Aufgabe des Staates, für die Sicherheit der Bevölkerung zu sorgen.“Levin Stracke, Weihnachtsmarkt-Betreiber
Er beziffert die Kosten für das gesamte Konzept mit den Betonklötzen und dem Personal, das im Falle eines Notfalls die Ketten öffnen und Rettungsfahrzeuge durchfahren lassen kann, auf rund 20.000 Euro. Eine erneute Erhöhung der Standgebühr habe es in diesem Jahr aber nicht gegeben, wie er sagt.
Trotzdem ist der Markt beliebt: Es gab 600 Bewerbungen für 160 Stände – auch manche lokale Händler gingen leer aus
Für die 160 Stände hatte Levin Stracke laut eigener Aussage rund 600 Bewerbungen.
Auch Ursula und Jürgen Weih aus Wollmatingen, die auf diversen Märkten der Region vertreten sind, hätten gerne einen Stand gehabt.
"Es hat leider nicht geklappt", sagt Ursula Weih. "Doch es ärgert mich, dass ich nicht einmal eine Antwort bekommen habe, obwohl wir es als Konstanzer seit rund zehn Jahren versuchen, auch hier Fuß zu fassen."
Levin Stracke sagt dazu: "Wir können leider nicht jedem persönlich absagen. Wer von uns Antwort erhält, hat auch einen Stand."
Fakten rund um den Markt: Das sollten Sie vor einem Besuch wissen
- Öffnungszeiten: vom 29. 11. bis 22. 12. 2018 täglich 11.00 bis 20.00 Uhr, freitags und samstags 11.00 bis 21.30 Uhr. Imbiss und Glühweinstände dürfen täglich bis 21.30 Uhr verkaufen.
- Für Kinder: Der Nikolaus ist an einigen Tagen auf dem Markt unterwegs und verteilt Süßigkeiten. Außerdem gibt es täglich Kaspertheater mit den Stücken "Der gestohlene Weihnachtsbaum" und "Das Schlossgespenst", sowie wochentags eine weihnachtliche Bastelstunde
- Anreise: Besonders an den Wochenenden empfehlen die Veranstalter eine Anreise mit öffentlichen Verkehrsmitteln. Parkplätze sind ausgeschildert, aber in der Innenstadt knapp.
- Stände und Angebot: 160 Stände sorgen dafür, dass das Angebot auf dem Konstanzer Weihnachtsmarkt breit ausfällt. Im offiziellen Flyer gibt es eine Karte samt Übersicht aller Stände, sowie alle Informationen rund um den Markt. Den Flyer können Sie hier herunterladen.